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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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auftaucht und die alten Fäden wieder aufnimmt.«
    »Wenn wir dir nicht neue Kleidung kaufen, wirst du bald keine Fäden mehr haben«, klagte Treve.
    »Ich habe sie geheiratet«, sagte Dal, »weil ich jemanden brauche, der mir sagt, was für ein miserabler Künstler ich bin.«
    »Er ist schrecklich. Er ist der beste der Welt. Nur Rembrandt spukt noch ein wenig herum!« Und Treve stieß leicht Dals Arm an.
    Ich halte es nicht aus, dachte Bergen. Dies ist nicht Dal. Er ist zu verdammt heiter. Und wer ist diese Frau, die sich meinem würdigen Freund gegenüber solche Freiheiten herausnimmt? Wer ist dieser fette, grinsende Kerl, der so tut, als sei er ein Künstler?
    »Meine Arbeiten«, sagte Dal plötzlich. »Komm und schau dir meine Arbeiten an.«
    Und dann, während sie die Wände entlanggingen, an denen die Bilder hingen, wußte Bergen genau, daß es doch Dal war. Gewiß, die Stimme, die er neben sich hörte, war heiter und klang wie die eines Mannes in den mittleren Jahren, aber die Bilder, die Farben, der Pinselstrich – das war ganz Dal. Sie waren entstanden aus der Qual der Sklaverei auf dem Besitz der Bishops; aber jetzt lag über ihnen eine Heiterkeit, die Dals Bildern nie eigen gewesen war. Und doch, als er sie betrachtete, erkannte Bergen, daß diese Heiterkeit schon immer dagewesen war, es hatte nur eines Menschen bedurft, sie zu erwecken.
    Und dieser Mensch war offensichtlich Treve.
    Beim Essen gab Bergen Treve gegenüber schüchtern zu, daß er der Mann war, der die Städte baute.
    »Sehr gelungen«, sagte sie und zerknickte eine Cappas-Blume.
    »Meine Frau haßt die Städte«, sagte Dal.
    »Wenn ich mich recht erinnere, liebst du sie auch nicht gerade.«
    Dal grinste und schluckte runter, was er gerade gekaut hatte. »Bergen, mein Freund, ich stehe hoch über diesen Dingen.«
    »Dann«, warf seine Frau ein, »müssen diese Dinge aber stabil genug sein, ein ziemliches Gewicht zu tragen.«
    Dal lachte und umarmte sie. »Halte den Mund über mein Gewicht, während ich esse, du dünne Frau«, sagte er. »Es ruiniert die Mahlzeit.«
    »Die Städte stören dich also nicht?«
    »Die Städte sind häßlich«, sagte Dal. »Aber für mich sind sie riesige Abwasseranlagen. Wenn man fünfzehn Milliarden Menschen auf einem Planeten hat, auf dem nur fünfzehn Millionen wohnen sollten, müssen die Dinger ja irgendwo stehen. Man baut also gewaltige Metallblöcke und rottet die Bäume aus, die im Schatten wachsen. Kann ich die Flut aufhalten?«
    »Natürlich kannst du das«, sagte Treve.
    »Sie glaubt an mich. Nein, Bergen, ich kämpfe nicht gegen die Städte. Die Leute in den Städten kaufen meine Gemälde, damit ich im Luxus leben, weitere hervorragende Bilder malen und mit meiner schönen Frau schlafen kann.«
    »Wenn ich so schön bin, warum malst du mich dann nicht einmal?«
    »Ich wäre außerstande, dir Gerechtigkeit zu tun. Ich male Crove. Ich male den Planeten wie er war, bevor sie ihn umbrachten und die Leiche Capitol nannten. Diese Bilder bleiben Hunderte von Jahren erhalten. Die Leute werden sie sehen und vielleicht sagen: ›So sah einst eine Welt aus. Keine Korridore aus Stahl und Plastik und künstlichem Holz.‹«
    »Wir verwenden kein künstliches Holz«, protestierte Bergen.
    »Das werdet ihr bald müssen«, antwortete Dal. »Die Bäume sind fast ausgestorben, und es ist schrecklich teuer, das Holz durch den Sternenraum zu transportieren.«
    Und dann fragte Bergen etwas, das er schon bei seiner Ankunft hatte fragen wollen. »Stimmt es, daß man dir Somec angeboten hat?«
    »Sie wollten mir praktisch mit Gewalt die Nadel in den Arm stechen. Ich mußte sie mit einer Rolle Leinwand in die Flucht schlagen.«
    »Dann stimmt es also, daß du abgelehnt hast?« Bergen konnte es kaum glauben.
    »Dreimal sogar. Sie sagen immer wieder, wir lassen Sie zehn Jahre schlafen, wir lassen Sie fünfzehn Jahre schlafen. Aber wer will schlafen? Ich kann im Schlaf keine Bilder malen.«
    »Aber Dal«, protestierte Bergen. »Somec bedeutet Unsterblichkeit. Ich werde in Zukunft zehn Jahre schlafen und ein Jahr wach sein. Das heißt, daß dreihundert Jahre vergangen sein werden, wenn ich fünfzig bin! Drei Jahrhunderte! Und darüber hinaus werde ich noch weitere fünfhundert Jahre leben. Ich werde das Reich aufblühen sehen und seinen Niedergang erleben. Ich werde die Werke von Tausenden von Künstlern sehen, die während dieser Hunderte von Jahren leben. Ich werde die Fesseln der Zeit sprengen –«
    »Fesseln der Zeit. Das ist

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