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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Gossenjargon, den Bergen und Dal seit Jahren miteinander gesprochen hatten. In Andas Anwesenheit ging das nicht. Und so lag zwar Freundschaft in der Luft, als sie sich verabschiedeten – aber Bergen hatte ein flaues Gefühl im Magen. Dal hatte das Geld für die Prüfung von ihm nicht angenommen, nur seine Freiheit. Und die teilte er mit Anda.
    Bergen begab sich in den Schlafsaal zurück, um den Rest, der ihm noch zustand, in Anspruch zu nehmen.
     
    *
     
    Als er das nächste Mal erwachte, war alles anders geworden. Crove hieß jetzt Capitol, und eine unglaubliche Baukonjunktur hatte eingesetzt. Und Bergens Firmen waren groß im Geschäft.
    Es wurde planlos gebaut, und Bergen erkannte, daß es nicht ausreichte, einfach Gebäude hochzuziehen. Capitol würde das Handels- und Regierungszentrum für Hunderte von Planeten und Milliarden von Menschen werden. Er konnte sich vorstellen, daß der Planet am Ende eine einzige riesige Stadt werden könnte. Und er richtete seine Pläne darauf ein.
    Er ließ seine Architekten eine Konstruktion planen, die sich über hundert Quadratmeilen erstreckte und fünfzig Millionen Menschen beherbergen konnte und in der Schwerindustrie, Fertigungsindustrien, Verkehrsmittel sowie Verteilungs- und Kommunikationssysteme Platz hatten. Das Dach des Gebäudes mußte stabil genug sein, um nicht nur Start und Landung von Fahrzeugen auszuhalten, sondern es mußte auch das Gewicht der riesigen Raumschiffe selbst tragen können. Der Entwurf würde Jahre in Anspruch nehmen – folgerichtig setzte er als Termin für den Tag seines Erwachens nach fünf Jahren Schlaf fest.
    Den Rest des Jahres verwendete er dazu, seinen Plan bei den Bürokraten als Generalplan für den Planeten durchzusetzen. Der Plan nahm schon bald Gestalt an. Jede Stadt wurde nach dem gleichen Entwurf erstellt, so daß bei Anwachsen der Bevölkerung eine Stadt nahtlos an die andere angeschlossen werden konnte, Stockwerk an Stockwerk und ein Entsorgungssystem an das andere, wobei das ganze Dach als Raumflughafen ausgelegt und die Fundamente tief im Felsuntergrund verankert waren. Auf diese Weise sollte eine einzige zusammenhängende Stadt entstehen. Als die Zeit herum war, hatte er gesiegt – und Bergen Bishops Gesellschaften bekamen fast alle Aufträ ge.
    Dennoch vergaß er Dal nicht. Er fand ihn bei seinen Bildern, von denen mittlerweile Notiz genommen wurde. Aber die Unterhaltung erwies sich als schwierig.
    »Bergen. Man hört verschiedene Gerüchte.«
    »Schön, dich zu sehen.«
    »Man sagt, daß du den Planeten bis auf den Felsgrund aufreißt und darauf Stahlkonstruktionen errichtest.«
    »Hier und da.«
    »Man sagt, sie sollen alle miteinander verbunden werden.«
    Bergen wies das zurück. »Es wird ausgedehnte Parkanlagen geben, und riesige Landflächen bleiben unberührt.«
    »Bis die Bevölkerung sie braucht, nicht wahr. Immer derselbe Vorbehalt.«
    Bergen war gekränkt. »Ich wollte mit dir über das Malen sprechen.«
    »Nun denn«, sagte Dal. »Sieh dir dies an.« Und er reichte Bergen das Bild eines stählernen Ungetüms, das wie ein eitriges Geschwür auf der Landschaft lag.
    »Das ist ja ekelhaft«, sagte Bergen.
    »Es ist deine Stadt. Ich habe sie nach den Unterlagen der Architekten gemalt.«
    »So häßlich ist meine Stadt nicht.«
    »Ich weiß. Aber es ist die Aufgabe des Künstlers, Schönes schöner und Häßliches häßlicher zu machen.«
    »Das Reich braucht schließlich irgendwo eine Hauptstadt.«
    »Muß es überhaupt ein Reich geben?«
    »Was hat dich nur so verbittert?« fragte Bergen ernsthaft besorgt. »Die Leute reißen schon seit Jahren die Planeten auf. Was ist denn mit dir?«
    »Nichts ist mit mir.«
    »Wo ist Anda? Wo ist dein Sohn?«
    »Wer weiß? Und wen kümmert es?« Dal ging zu einem Bild, das einen Sonnenuntergang zeigte, und stieß die Faust hindurch.
    »Dal!« schrie Bergen. »Tu das nicht!«
    »Ich habe es geschaffen. Ich kann es auch zerstören.«
    »Warum hat sie dich verlassen?«
    »Ich habe den Test nicht bestanden. Sie bekam einen Heiratsantrag von einem Kerl, der ihr Somec verschaffen kann. Sie hat akzeptiert.«
    »Wieso hast du denn beim Test versagt?«
    »Sie können meine Bilder nicht messen. Und wenn man sechsundzwanzig ist, sind die Anforderungen höher. Viel, viel höher.«
    »Sechsundzwanzig – aber wir sind doch erst –«
    » Du bist erst einundzwanzig. Ich bin sechsundzwanzig und altere schnell« Dal ging an die Tür und öffnete sie. »Raus hier, Bergen. Ich sterbe bald. In ein

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