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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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paar Jahren bin ich ein alter Mann, der einen Scheißdreck wert ist. Mach dir also nicht die Mühe, mich wieder zu besuchen. Mach daß du rauskommst und ruinier den Planeten, solange es noch was einbringt.«
    Bergen ging. Er war zutiefst gekränkt und konnte nicht begreifen, wieso Dal ihn plötzlich haßte. Wenn Dal nur das Geld genommen hätte, das Bergen ihm vor zwei Jahren angeboten hatte. Damals hätte er den Test noch bestehen können. Es war seine eigene Schuld, nicht Bergens. Bergen dafür verantwortlich zu machen, war unfair.
    Drei Wachperioden lang besuchte Bergen Dal nicht. Zu sehr schmerzte ihn die Erinnerung an dessen Verbitterung. Statt dessen konzentrierte sich Bergen darauf, seine Städte zu bauen. Eine halbe Million Männer arbeiteten daran, ein Dutzend Städte wurden gleichzeitig auf der Ebene errichtet. Eine Menge Land blieb einstweilen unberührt, aber die Städte wurden so sehr in die Höhe gebaut, daß der Wind abgehalten wurde und die Peitschenbäume starben. Wie hätte auch jemand wissen sollen, daß die Samen höchstens aus einer Höhe von einem Meter zu Boden fallen durften, und daß ohne einen Wind, der stark genug war, die Bäume bis auf den Boden zu biegen, die Samen von zu weit oben herabfielen, so daß sie zerbrachen und starben? In fünfzig Jahren würde der letzte Peitschenbaum aussterben. Es war schon zu spät, dagegen noch etwas zu unternehmen. Bergen machte sich Sorgen wegen der Peitschenbäume. Es tat ihm alles so unendlich leid. Die Städte füllten sich schon mit Menschen. Die Raumschiffe steuerten den einzigen Raumflughafen der ganzen Galaxis an, der stark genug war, ihr Gewicht auszuhalten. Es gab keine Umkehr mehr.
    Bei seinem vierten Erwachen aber erfuhr Bergen, daß sie ihn auf einen anderen Turnus heraufgestuft hatten. Er durfte jetzt mit Somec zehn Jahre lang schlafen, um anschließend ein Jahr wachzubleiben. Er wußte natürlich, daß Dal, wenn er kein Somec nahm, Mitte Vierzig sein mußte, und beim nächsten Erwachen müßte er schon alt sein. Bergen war erst Mitte Zwanzig. Das Eigenartige an Somec war, daß es einen von anderen Menschen abschnitt. Man geriet in ganz andere Zeitströme. Bergen mußte sich sagen, daß er bald außer den Leuten, die gleichzeitig mit ihm und mit der gleichen Wachzeit Somec nahmen, keine Bekannten mehr haben würde.
    Auf die meisten seiner alten Freunde konnte er gut verzichten. Immerhin hatte er nach seinem ersten Schlaf sogar den Verlust seiner Eltern verkraftet. Aber mit Dal war es anders. Er hatte Dal während der letzten drei Wachjahre nicht gesehen, und er vermißte ihn. Bis dahin waren sie doch so eng befreundet gewesen.
    Er fand ihn, indem er einen Mann von Geschmack fragte, ob er je von Dal Vouls gehört habe.
    »Hat ein Christ je von Jesus gehört?« fragte der Mann lachend.
    Bergen hatte noch nie etwas über Christen oder über Jesus gehört, aber er verstand den anderen. Und er fand Dal in einem großen Atelier in einem unbebauten Landstrich, wo Bäume die Sicht auf die am Horizont hochwachsenden Städte versperrten.
    »Bergen«, sagte Dal überrascht. »Ich hätte nie gedacht, daß ich dich wiedersehen würde!«
    Und Bergen betrachtete ehrfürchtig den Mann, der sein Jugendfreund gewesen war. Was für Bergen nur vier Jahre gewesen waren, hatte für Dal zwanzig Jahre ausge macht, und der Unterschied war verblüffend. Dal hatte einen fetten Bauch, er war groß und dick und ständig hatte er ein Grinsen parat (das ist nicht Dal! schrie etwas in Bergen). Dal ging es gut, er war freundlich und, wie es schien, glücklich, aber Bergen konnte es nicht ändern: für ihn war er ein älterer Mann, dem man Achtung erweisen mußte.
    »Bergen, du hast dich gar nicht verändert.«
    »Du aber«, sagte Bergen und lächelte traurig.
    »Komm rein und schau dir meine Bilder an. Ich stell mich zur Seite. Meine Frau sagt, ich könnte ein Wandgemälde verdecken, weil ich so fett bin. Ich sage ihr immer, daß ich so fett sein muß, damit ich all mein Geld in einem einzigen Gürtel tragen kann.« Dal lachte dröhnend, und eine Frau in mittleren Jahren erschien auf einem Balkon im Studio.
    »Du läßt meine Kuchen zusammenfallen, du zerbrichst Gläser, und jetzt mußt du auch noch so laut schreien, daß die Vogelnester aus den Höhlen fallen!« schrie sie, und Dal wankte zu ihr hinüber wie ein verliebter Bär und zog sie an sich.
    »Bergen, das ist meine Frau. Treve, das ist mein Freund Bergen, der wie ein heller Schatten aus meiner Vergangenheit

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