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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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das Schiff einer feindlichen Kolonie zog auf dem Weg zu einem entfernten System an ihnen vorbei. Wie es die gültigen Befehle vorsahen, teilte sich die Flotte: Drei Schiffe holten das Fahrzeug der feindlichen Kolonie aus dem Himmel, wobei natürlich auch die etwa dreihundert schlafenden Passagiere des unbewaffneten Schiffs umkamen, während die übrige Flotte den Kurs auf Capitol beibehielt.
    Und nach ihrer Ankunft auf Capitol wurden Fil und seine Flotte dafür dekoriert, daß sie die Rebellen erledigt hatten, und für die Zerstörung der feindlichen Kolonie wurden sie ehrend erwähnt.
    »Aber ich wollte doch niemanden töten«, sagte Fil zu dem Beamten, der die Zeremonie leitete.
    »Halten Sie das Maul«, erwiderte der Beamte gelassen. »Das sagt jeder. Aber die Auszeichnungen nehmt ihr Scheißkerle gern entgegen.«
    »Hoffentlich sind sie mit einer Gehaltserhöhung verbunden«, sagte Fil. Und so war es auch, so daß er sich, sehr zur Freude seiner Frau, auf Capitol eine Wohnung kaufen konnte. Sie richtete sie in chinesischem Stil ein, und jedesmal wenn er an Land war, tranken sie gemeinsam Tee und liebten sich auf einer Matte auf dem Fußboden, und Fil war so glücklich, wie man es von einem Menschen überhaupt vernünftigerweise erwarten konnte.
    Und als die Menschen im Reich über das entsetzliche Verbrechen der SWIP-e33-Flotte erfuhren, ermordeten sie fast hunderttausend Leute, die man als Telepathen kannte, verdächtigte oder (zumindest) anklagte. Fast jeder fand das gerecht. Hatten die Telepathen nicht schließlich eine entsetzliche Greueltat begangen?

Und was werden wir morgen tun?
     
    Glendower: Ich kann die Geister aus den Tiefen rufen.
    Hotspur: Das kann ich auch, und das kann jedermann; doch kommen sie, wenn du nach ihnen rufst?
    Heinrich IV Teil 13:1
     
    Von allen Menschen auf Capitol war es allein Mutter, die auf ihrem eigenen Bett aufwachen durfte, dem Bett, auf dem sie bis zu dessen Tod vor achthundert Jahren mit Selvock Gray geschlafen hatte. Sie wußte nicht, daß das Originalbett schon vor Jahrhunderten auseinandergefallen war; es wurde mit allen Kratzern und abgestoßenen Stellen immer wieder neu gebaut, damit sie auf ihm erwachen und sich einsam ihren Erinnerungen hingeben konnte.
    Keine leise vor sich hinmurmelnden Wärter. Keine Fieberschauer. Von allen Menschen auf Capitol war es allein Mutter, der man die köstliche Dorgenkombination verabfolgte, die das Erwachen zu einem Genuß werden ließ – und die für jedes Erwachen mehr kostete als das Gesamtbudget eines Raumschiffes.
    Und so schwelgte sie in ihren Kissen, fühlte sich angenehm kühl und nicht einmal besonders alt. Wie alt bin ich eigentlich? überlegte sie und kam zu dem Schluß, daß sie wahrscheinlich vierzig war. Ich bin wahrscheinlich im mittleren Alter, sagte sie und spreizte die Beine, bis sie die beiden Bettkanten berührten.
    Sie fuhr sich mit den Händen über den nackten Bauch und fand, daß er nicht so flach war wie damals, als Selvock Jerry Crove aufgesucht und dabei auch gleich dessen fünfzehnjährige Enkelin verführt hatte. Aber wer hatte eigentlich wen verführt? Selvock erfuhr es nie, aber Mutter hatte ihn auserwählt, weil sie ihn für den Mann hielt, der am ehesten das schaffen würde, wofür ihr Großvater zu gut, ihr Vater zu schwach gewesen war – Die Eroberung und Vereinigung der gesamten menschlichen Rasse.
    Es war mein Traum, sagte sie im Selbstgespräch. Mein Traum, zu dessen Erfüllung ich Selvock brauchte. In einem Dutzend Planetenkriegen besudelte er sich mit Blut, entsandte Flotten, die er selbst befehligte, aber ich war es, die die Pläne ausarbeitete, die Maschinerie in Bewegung setzte, die Raumschiffe ausrüstete und auf den Weg schickte. Ich beschaffte die Mittel, durch Bestechung, Erpressung und Mord.
    Und dann, am Tag, da Selvock sich seines Sieges schon sicher sein konnte, erschoß ihn dieser verdammte Russe mit (ausgerechnet!) einer Pistole, und Mutter war allein.
    Nackt lag sie auf dem Bett und dachte daran, wie seine Hand ihr Fleisch berührt hatte, seine kräftige und doch so zärtliche Hand, und sie vermißte ihn. Sie vermißte ihn, aber sie hatte ihn letzten Endes nicht gebraucht. Denn jetzt beherrschte sie das ganze von Menschen bewohnte Universum, und sie konnte alles haben, was sie sich nur wünschte.
     
    *
     
    Dent Harbock saß im Kontrollraum und schaute auf den Monitor. Mutter lag auf dem Bett und fummelte an sich herum. Wenn die Leute von dieser Schau doch nur ein Hologramm

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