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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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seltsamen Zeit, da es auf Capitol noch Bäume gab und der Planet noch Crove hieß.
    »Bist du noch Jungfrau?« fragte Mutter.
    Nie lügen, erinnerte sie sich. »Nein.«
    »Wem hast du deine Unschuld geopfert?«
    Ist das nicht gleichgültig? Sie kennt ihn doch nicht. »Einem Künstler. Er heißt Fritz.«
    »Ist er gut?«
    »Alles, was er tut, ist wunderbar. Seine Stücke verkaufen sich wie –«
    »Ich meine im Bett.«
    Hannah errötete. »Das war nur einmal. Ich war nicht sehr gut. Aber er war freundlich.«
    »Freundlich!« schnaubte Mutter. »Freundlich. Wer verlangt denn von einem Mann, daß er freundlich sein soll?«
    »Ich«, sagte Hannah trotzig.
    »Ein Mann, der freundlich ist, hat sich in der Gewalt, mein Liebes. Du hast eine goldene Gelegenheit verschenkt, Liebes. Mich hat Selvock entjungfert. Für dich ist das Geschichte, Kleine, aber für mich ist es noch nicht allzu lange her. Ich war schon damals ein berechnendes kleines Miststück. Ich wußte, daß wer auch immer mir die Unschuld raubte, in meiner Schuld sein würde. Und als ich Selvock Gray sah, wußte ich sofort, daß er der Mann war, der mich besitzen sollte.
    Ich nahm ihn zu einem Ausritt mit. Du kennst keine Pferde, denn die gibt es auf Capitol nicht mehr. Es ist ein wahrer Jammer. Nach einigen Kilometern ließ ich ihn die Sättel abnehmen, so daß wir auf den nackten Pferderücken reiten konnten. Und nach einigen weiteren Kilometern befahl ich ihm, sich zu entkleiden, und auch ich zog mich aus. Es gibt nichts Schöneres als nackt und ohne Sattel ein Pferd zu reiten. Und dann – ich kann nicht glauben, daß ich das fertigbrachte – ließ ich mein Pferd traben. Selbst mit Steigbügeln reiten Männer sehr ungern Trab, aber ohne Steigbügel und ohne Kleidung war das Traben für den lieben Selvock die reinste Qual. Es hätte den armen Kerl fast kastriert. Aber er war zu stolz, sich zu beklagen. Er hielt sich nur am Pferd fest und wurde bei jedem Stoß ganz weiß im Gesicht. Und endlich hatte ich Einsehen und ließ die Pferde galoppieren.
    Es ist wie fliegen. Und jede Bewegung der Pferdemuskulatur spürt man zwischen den Beinen, als ob der Geliebte einen berührte. Als wir anhielten, waren wir von Pferdeschweiß bedeckt, aber er war so erregt, daß er mich gleich nahm, und zwar im Kies am Rande eines Felshanges. Damals gab es auf Crove noch Felshänge. Ich war Neuling und nicht sehr gut, aber ich wußte, was ich tat. Ich hatte ihn so scharf gemacht, daß er gar nicht merkte, wie wenig ich ihm half. Und ich blutete reichlich. Es war sehr eindrucksvoll. Er war unglaublich zärtlich zu mir. Er führte die Pferde, so daß ich seitlich reiten konnte, und wir fanden unsere Kleidung und liebten uns noch einmal, bevor wir nach Hause ritten. Er verließ mich nie. Natürlich hatte er viele andere Frauen, aber er kam immer zu mir zurück.«
    Für Hannah war es eine unglaubliche Welt, eine Welt, in der man einfach ein Tier besteigen und kilometerweit reiten konnte, ohne jemanden zu treffen, in der man sich an einem Felshang dem Sex hingeben konnte.
    »Tat der Kies nicht weh? Besteht Kies nicht aus kleinen Felsen?«
    »Es schmerzte wie verrückt. Noch tagelang mußte ich mir die Steinchen aus dem Rücken holen.« Mutter lachte. »Du hast dich zu schnell hingegeben. Du hättest mehr davon haben können.«
    Hannah wurde nachdenklich. »Es gibt heute keine Eroberer mehr.«
    »Mach dir nichts vor, Mädchen. Hannah, meine ich. Es gibt mehr Eroberer, als du weißt.«
    Und sie sprachen noch eine Stunde lang miteinander, und dann erinnerte sich Mutter daran, daß sie arbeiten mußte, und schickte das Mädchen fort.
     
    *
     
    »Gut gemacht, Hannah. Wie ein alter Profi.«
    »Es war gar nicht schlecht«, sagte das Mädchen. »Ich mag sie.«
    »Sie ist eine nette alte Dame«, lachte Dent.
    »Das ist sie auch«, sagte Hannah abwehrend.
    Nab sah ihr in die Augen. »Sie hat eigenhändig mehr als zwanzig Männer ermordet. Und den Tod Hunderter weiterer veranlaßt. Die Kriege nicht mitgezählt.«
    Hannah sah wütend aus. »Dann haben sie den Tod auch verdient!«
    Nab lächelte. »Sie webt immer noch die alten Netze, nicht wahr? Sie hat dich richtig eingefangen. Aber das spielt keine Rolle. Du wirst jetzt drei Jahre früher Somec nehmen dürfen. Freu dich darüber. Alle fünf Jahre lernt nur eine einzige Frau Mutter kennen. Und du darfst es niemandem erzählen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Und dann, es war unerklärlich, fing sie an zu weinen. Vielleicht, weil sie Mutter während

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