Captain Future 1 Der Sternenkaiser

Titel: Captain Future 1 Der Sternenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hamilton Edmond

Vom Netzwerk:

geglaubt, dass der Jupiter wie alle anderen äußeren Planeten des Systems für den Menschen unbewohnbar sei. Vor dem Beginn der interplanetaren Besiedelung war man davon ausgegangen, diese weitläufige Welt sei zu kalt, die Atmosphäre aufgrund des Methan- und Ammoniakgehalts zu giftig und die Schwerkraft zu stark.
    Doch die ersten Erdbewohner, die zum Jupiter reisten, entdeckten, dass die radioaktive Wärmequelle im Inneren des Planeten für tropisches Klima auf seiner Oberfläche sorgte. Außerdem hatte sich gezeigt, dass nur die oberen Atmosphärenschichten Methan und Ammoniak aufwiesen, während die unteren Schichten genügend Sauerstoff zum Atmen enthielten. Und schließlich hatte die Erfindung des Schwerkraftreglers auch das Problem der starken Gravitation gelöst.
    Mit einem schrillen Geräusch, als durchschnitte eine Messerschneide die Luft, sauste die Komet durch die Dunkelheit der sonnenabgewandten, nächtlichen Planetenatmosphäre.
    Captain Future bediente das Steuerpult, und wie immer waren Grag, der getarnte Otho und Simon Wright an seiner Seite. Jeder Muskel im Körper des rothaarigen Abenteurers war angespannt, während er mit grimmiger Zuversicht auf den Planeten hinunterschaute.
    »Da wären wir«, murmelte Curt schließlich und drosselte die Geschwindigkeit. »Wir befinden uns westlich von Süd-Äquatoria.«
    »Nicht zu weit westlich, hoffe ich«, schnarrte Simon Wright von dem Sockel aus, auf dem der Kasten mit seinem Gehirn ruhte.
    Unter ihnen erstreckte sich ein riesiges, wogendes Meer, das von den drei Monden, die sich nun am Himmel zeigten, in silbernes Licht getaucht wurde. Es handelte sich um einen der dreißig gigantischen Ozeane des majestätischen Planeten, eine endlose Wasserebene, deren mondbeschienene Oberfläche sich in gewaltigen Wogen himmelwärts hob und senkte.
    Curt hatte das Raumschiff abgefangen, und die Komet rauschte nun im Tiefflug über den tosenden, silberfarbenen Ozean in Richtung Osten. Unter den funkelnden Strahlen Ganymeds, Europas und Ios erstreckten sich die Wassermassen in herrlicher Pracht bis zum fernen Horizont.
    Mondfledermäuse, jene eigenartigen jovianischen Vögel, die aus einem unerklärlichen Grund nur flogen, wenn die Monde schienen, kreisten hoch über dem Wasser. Ihre breiten Schwingen schillerten unheimlich in dem silbernen Licht, was einem merkwürdigen fotochemischen Effekt geschuldet war.
    Flammenfischschulen – kleine Fische, die leuchteten, da sie radioaktive Algen fraßen – glitten knapp unter der Wasseroberfläche dahin. Die dreiköpfige Hydra, eine große Seeschlange, die immer nur in eng ineinander verschlungenen Dreiergruppen anzutreffen war, bäumte sich über den Wellen auf. Weiter im Norden schoss ein ›Wuchter‹, der aussah wie eine riesige, weiße Scheibe, aus der mondbeschienenen See hervor, und sein donnernder Aufprall lähmte die Fische und ließ sie zu einer leichten Beute für ihn werden.
    Die Komet glitt im Tiefflug über den silberglänzenden Ozean, in dem es von fremdartigen Kreaturen nur so wimmelte. Wie ein Meteor durchschnitt das tränenförmige Raumschiff unter den drei großen, hellen Monden die Atmosphäre und eilte der gefährlichen Verabredung mit einem Geheimnis entgegen, welche einzuhalten Curt Newton fest entschlossen war.
    »Da vorn sind Lichter, Herr«, dröhnte Grag, dessen fotoelektrische Augen aufmerksam in die Ferne spähten.
    »Ja, das ist Süd-Äquatoria«, erwiderte Curt. »Es sind die Lichter von Jovopolis.«
    In einiger Entfernung erhob sich eine niedrige schwarze Küste aus dem mondbeschienenen Ozean. Landeinwärts waren zahlreiche Lichter zu sehen, aus denen jedoch die rotgrünen Lampen des hoch aufragenden Kontrollturms des Raumhafens hervorstachen. Jenseits der Stadt erstreckte sich die schwarze Finsternis der weitläufigen Plantagen und des tiefen Dschungels. Am Horizont erhellte ein Nordlicht von überwältigender Schönheit den Himmel mit rötlich flackernden Strahlen – das purpurfarbene Funkeln des fernen Feuermeers.
    »Nur auf Saturn sind die Nächte noch herrlicher«, sagte Curt, der trotz seiner Anspannung nicht unempfindlich für die fremdartige Schönheit war.
    »Du hast doch nicht vor, für alle sichtbar in Jovopolis landen?«, wollte Simon von Curt wissen.
    Captain Future schüttelte verneinend den Kopf.
    »Nein, wir landen heimlich am Rand des Raumflughafens.«

    *

    Mit gedrosselten Antriebsdüsen glitt die Komet über die mondbeschienene Schlammebene des Ufers, während der