Captain Future 1 Der Sternenkaiser
möglich zu sprechen, uns zu sehen und zu hören?«, wollte Otho wissen.
»Das verstehe ich selbst noch nicht«, gestand Captain Future betrübt. »Es handelt sich hier um eine Technologie, die nicht von Menschen entwickelt worden ist. Kein irdischer Wissenschaftler hat je ein solches Vibrationssystem geschaffen.«
»Woher hat er dann dieses Wissen, und wie gelingt es ihm, diesen schrecklichen Atavismus hervorzurufen?«, fragte der Androide. »Vor langer Zeit soll es auf dem Jupiter angeblich eine hochentwickelte Zivilisation gegeben haben. Doch davon ist jetzt nichts mehr übrig als diese halbwilden Jovianer, die über keine wissenschaftlichen Errungenschaften verfügen. Glaubst du, dass der Sternenkaiser ein Jovianer sein könnte?«
Curt schüttelte den Kopf. Im Moment wusste er auch nicht weiter. Das düstere Geheimnis um den dunklen Widersacher war noch unergründbarer geworden.
Und sein Stolz auf seine wissenschaftlichen Kenntnisse war empfindlich verletzt. Offenbar war er an jemanden geraten, der über ein größeres geheimes Wissen verfügte als er selbst.
»Als Erstes müssen wir herausfinden, wer der Sternenkaiser ist, sonst haben wir keine Chance, ihn zu fangen«, erklärte er und sah Otho an. »Du kannst dich auch in einen Jovianer verwandeln, oder?«
Otho erstarrte.
»Du weißt genau, dass es in der ganzen Galaxie kein Wesen gibt, in das ich mich nicht verwandeln könnte«, prahlte er.
»Dann verwandle dich in einen Jovianer«, sagte Curt knapp, »und danach geh zurück in den belebten Teil der Stadt. Mische dich unter die Jovianer und versuche herauszufinden, was sie über den Sternenkaiser wissen – und vor allem finde heraus, ob er ein Erdenmensch oder ein Jovianer ist.«
Otho nickte zustimmend.
»Soll ich hierher zurückkommen, wenn ich etwas herausgefunden habe?«
»Nein, erstatte deinen Bericht auf der Komet «, befahl Curt. »Ich werde den Gouverneur aufsuchen. Von dort muss irgendeine Spur zum Sternenkaiser führen. Der Gouverneur war der Einzige, der wusste, dass wir zum Jupiter unterwegs waren – und doch hat der Sternenkaiser von unserem Kommen erfahren und Männer geschickt, die uns aufgelauert haben!«
In überraschend kurzer Zeit hatte Otho Orris’ Gesichtszüge abgelegt und sich in einen Jovianer verwandelt.
Der Androide hatte das ölhaltige chemische Spray verwendet, um das Gewebe an Gesicht, Händen und Füßen aufzuweichen. Dann hatte er seinen Kopf zu einer Kugel mit flachen, runden Augen und seine Hände und Füße zu Flossen geformt, sodass er nun genauso aussah wie einer der Ureinwohner.
Als Nächstes verteilte er mit ruhigen Bewegungen grünes Pigment aus seiner Gürteltasche auf seinem ganzen Körper. Geschickt kauerte er sich ein wenig nieder, bis seine gummiartige Gestalt so gedrungen wirkte wie die eines Einheimischen. Zuletzt streifte er einen der schwarzen Lederharnische über, die neben den Overalls an der Wand hingen. Auch Menschen pflegten diese knappen Harnische anzulegen, da sie im feuchten, heißen Dschungel des Jupiter angenehm leicht zu tragen waren.
Als Otho schließlich sprach, klang seine Stimme weich, tief und etwas schleppend – genau wie die eines Jovianers.
»Sehe ich überzeugend aus?«, fragte er Curt.
Captain Future lächelte.
»Selbst ich würde dich nicht wiedererkennen«, sagte er. »Dann los, und pass auf dich auf!«
Otho schlüpfte aus der Hütte und entfernte sich. Einen Moment später trat auch Curt in die mondhelle Nacht hinaus.
Rasch schritt der rothaarige Raumfahrer auf das metallisch glänzende Gebäude im Stadtzentrum zu, in dem sich der Regierungssitz der Kolonie befand.
Er war überzeugt davon, dass sich irgendwo dort der Schlüssel zu dem Geheimnis befand, das den gesamten Planeten mit nicht enden wollendem Grauen überzogen hatte.
6. KAPITEL
BESTIEN, DIE EINST MENSCHEN WAREN
Die Villa des Gouverneurs stand inmitten riesiger Baumfarne und dichter Hecken auf einem parkähnlichen Gelände. Es handelte sich um ein weitläufiges, rechteckiges Gebäude, das aus demselben schimmernden Metall errichtet worden war wie die ganze von Menschen gegründete Stadt. In dieser Nacht waren die zahlreichen großen Fenster hell erleuchtet.
Lautlos näherte sich Curt dem Anwesen durch das Wäldchen. Vereinzelte Strahlen der drei großen Jupitermonde bahnten sich funkelnd ihren Weg durch die hoch aufragenden Farnwedel und tauchten seine entschlossenen Züge in sanftes Licht. Der schwere Duft der schönen, aber gefährlichen
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