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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)
Autoren: Alfred Bekker
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und ließen sich neu geschlüpfte Kinder zeigen. Sie suchten gewisse Merkmale, die in den geheimen Priesterschriften verzeichnet waren und niemals einem Außenstehenden verraten werden durften.
    Nach welchen Gesichtspunkten die Priester letztlich den Aarriid bestimmten, lag vollkommen jenseits der Kontrolle aller Außenstehenden.
    Irgendwann verkündete der amtierende Oberpriester, dass der von Gott erwählte Aarriid gefunden worden war, und die Feierlichkeiten konnten beginnen. Innerhalb kürzester Zeit war es dann im gesamten Qriid-Imperium unmöglich, noch eine Raumpassage zu buchen. Aber Milliarden von Qriid-Pilgern reisten nach Qatlanor und versuchten, dem neuen Aarriid bei dessen Inthronisierung im heiligen Tempelbezirk der Stadt so nahe wie möglich zu sein.
    »Die Schiffe der Heiligen Händler steuern bereits Systeme außerhalb des Reiches an, um Merillium einzukaufen«, stellte Latan-Rai fest. »Ich nehme an, dass die Priesterschaft nur auf einen geeigneten Moment wartet, ehe sie den neuen Aarriid bekannt gibt. Sie sucht den taktischen Vorteil.« Der Kommandant der Tanjaj ließ ein durchdringendes Krächzen hören – der Qriid-Entsprechung eines zynischen Lachens.
    »Dass es den Priestern um Dorton Laj in erster Linie um die Grundsätze des Glaubens geht, nehme ich ihnen schon lange nicht mehr ab. Ein Heide im frommen Priestergewand, der nach der absoluten Macht strebt – das ist unser ach so ehrenwerter Oberpriester!«
    Noch nie zuvor hatte Latan-Rai derart offen seine Meinung über den amtierenden Oberpriester kund getan. Aber der Tanjaj-Mar traf auf viel Zustimmung unter den anderen Kommandanten.
    »Das wäre Verrat am Glauben und am Imperium!«, rief einer der jüngeren Kommandanten.
    Sein Name war Zorstan-Gas, und Latan-Rai hielt große Stücke auf ihn. In ferner Zukunft sah er in dem Jüngeren das Potential, einmal sein Nachfolger im Amt des Tanjaj-Mar zu werden. Schon jetzt betraute ihn der Oberbefehlshaber der ruhmreichen Flotte häufig mit Aufgaben, die sein besonderes Vertrauen erforderten.
    So dachte Latan-Rai beispielsweise daran, Zorstan-Gas das Kommando über die Begleitflottille zu geben, die die Verhandlungsführer zu dem Geheimtreffen im System 5147 begleiten würde. Natürlich würde dann auch Zorstan-Gas selbst zur Delegation gehören und den Tanjaj-Mar jederzeit auf dem Laufenden halten.
    Dgor-Non meldete sich noch einmal zu Wort.
    »Wir müssen alle Eventualitäten in Betracht ziehen, Tanjaj-Mar«, sagte er. »Es gibt kaum etwas, das wir tun könnten, um die Zeit der Suche zu verkürzen, so sehr wir unseren Einfluss auch schwinden sehen. Die Priester haben nun einmal die Macht, die Inthronisierung des neuen Aarriid fast beliebig hinauszuzögern. Der einzige Fall, der uns berechtigen würde, den Krieg trotz der Gebote fortzusetzen, wäre ein Angriff der Menschen, womit nach unseren Geheimdienstinformationen nicht zu rechnen ist.«
    »Die Gebote gestatteten uns dann, diesen Angriff abzuwehren – aber nicht mehr«, gab Latan-Rai zu bedenken.
    »Das ist eine Frage der Interpretation«, erwiderte Dgor-Non mit einen schrillen, schabenden Geräusch, der durch das Reiben beider Schnabelhälften entstand.
    »Einer Interpretation, deren Hoheit in den Händen der Priester liegt«, erwiderte Latan-Rai.
    »Aber sie könnten es im Verteidigungsfall als vorteilhaft zur Sicherung ihrer eigenen Machtbasis ansehen, den Aarriid zu inthronisieren. Wir wären wahrscheinlich alle überrascht, wie schnell dieses Heilige Kind plötzlich ausgebrütet wäre!«
    Allgemeines Schnabelklappern als Ausdruck der Heiterkeit war die Antwort des Kommandantenrates.
    »Unglücklicherweise ist dieser Fall kaum wahrscheinlich«, meinte Latan-Rai.
    »Die Priester haben eine lange Tradition darin, Wundern nachzuhelfen, die einfach nicht eintreten wollen«, sagte der alte General. »Wir sollten vielleicht auch damit beginnen.«
    Dieser Fuchs!, dachte Latan-Rai. Ich habe ihn unterschätzt!
    Immerhin konnte er sich angesichts des hohen Alters von Dgor-Non ziemlich sicher sein, dass dieser keinerlei Absicht hegte, sich selbst zu profilieren oder gar irgendwann in den Rang des Tanjaj-Mar zu erheben. Diese Ambitionen lagen lange hinter ihm.
    »Ich werde darüber nachdenken«, verkündete Latan-Rai.
    »Aber ein etwas näher liegendes Problem harrt noch einer Lösung. Was tun wir, wenn sich der Unterhändler der Priesterschaft tatsächlich mit den Menschen einigt? Dorton Laj ist verkommen genug, den Heiligen Krieg für seine eigenen
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