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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)
Autoren: Alfred Bekker
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Aarriid im Tempelkomplex von Qatlanor residierte, durfte der Heilige Krieg nicht fortgeführt werden, so lautete das Gebot.
    »Die Lage ist äußerst ernst«, sagte Latan-Rai. »Für meinen Geschmack dauert die Phase des Friedens schon viel zu lange. Die Kampfkraft der Tanjaj schläft ein, und die Gläubigen drohen fett zu werden. Das Feuer des Glaubens kommt ihnen abhanden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es zum Auftreten von ersten Zweiflern an den dem Gebot des permanenten Heiligen Krieges kommen wird!«, eröffnete Latan-Rai.
    Es hatte vor dreihundert Qatlanor-Jahren eine Zeit der Suche gegeben, die fast ein halbes Jahrhundert gedauert hatte. Die Folge waren Ketzerbewegungen gewesen, die genau dieses Gebot in Frage gestellt hatten. Der Wohlstand der Gläubigen war in dieser Zeit stark gestiegen, aber die Ketzer hatten das Reich an den Rand des Abgrunds und der Spaltung gebracht hatten. Nur durch das blutige Eingreifen der Tanjaj war es gelungen, das Imperium geeint zu halten.
    So etwas durfte nie wieder geschehen!
    »Die Priesterschaft spielt mit dem Feuer, wenn sie versucht, ihren Einfluss dadurch zu stärken, dass sie die Inthronisierung eines neuen Aarriid verzögert«, meldete sich Dgor-Non zu Wort, ein uralter Tanjaj-General, dessen Schnabel bereits rissig und fleckig geworden war. Er genoss höchstes Ansehen im Kreis der Kommandanten. »Es liegt doch auf der Hand, dass unser Einfluss in Friedenszeiten zurückgeht – und genau das ist das Ziel der maßgeblichen Kräfte unter den Aarriid-Priestern. Und meiner Ansicht nach dient das Geheimtreffen im System 5147 einzig und allein dem Zweck, sich auf unsere Kosten mit den Menschen zu einigen.«
    System 5147 – unter dieser Bezeichnung stand das von den Menschen Bannister genannte Sonnensystem in den Sternkatalogen der Qriid. Für so manchen Tanjaj stellte die Existenz der dortigen Menschsiedlungen eine reine Provokation dar – der sie auch noch tatenlos zusehen mussten, da es ihnen in der Zeit der Suche verboten war, den Krieg fortzuführen.
    Keinen Qatlanor-Tag lang hätten sich die Menschen dort halten können, so lautete die allgemeine Überzeugung im Kommandantenrat. Aber ihnen waren die Krallenhände gebunden, solange die Priester sich nicht bequemten, endlich einen neuen Aarriid auf den göttlichen Thron zu setzen, auch wenn dieser in den ersten Jahren seiner Amtszeit nichts weiter als ein Spielball sein würde. Ein unreifes Kind, das Einflüsterungen keinen Widerstand entgegensetzen konnte.
    »Und wir werden auch noch die Verpflichtung haben, das Schiff der Unterhändler zu eskortieren«, maulte ein weiterer Kommandant. »Es ist wie ein Hohn! Als ob sich die Priester heimlich über uns lustig machten.«
    Empörtes Gemurmel entstand.
    Latan-Rai hob die Krallenhand, woraufhin augenblicklich Ruhe einkehrte.
    »Wer sagt uns, dass die Priester den Aarriid nicht längst gefunden haben?«, fragte er.
    Alle Blicke waren auf den Tanjaj-Mar gerichtet, dessen muskulöse Fleischwülste über den großen, falkenhaften Augen sich zusammengezogen hatten. »Die Merillium-Preise steigen seit einiger Zeit kontinuierlich an. Die geweihten Händler werden von den Priestern überall dorthin geschickt, wo es zu haben ist. Und sie kaufen es in Massen und zu fast jedem Preis, der von ihnen verlangt wird.«
    Das Mineral Merillium wirkte auf den Metabolismus eines Qriid als starkes Halluzinogen. Diese Substanz hatte für die Gläubigen eine besondere Bedeutung. Die massenhafte Einnahme von Merillium war Teil der Rituale, mit denen der neue Aarriid eingeführt wurde. Dem Glauben der Qriid nach kam es dadurch zu einer Geistverschmelzung aller gläubigen Qriid mit ihrem Aarriid. Gott sprach dann direkt zu seinen Gläubigen – so die Überlieferung…
    So war der Merillium-Preis traditionell starken Schwankungen unterworfen. Die Einnahme des Minerals war außerhalb der Inthronisierungsrituale streng verboten, sodass dieses Mineral je nach Lebensdauer des amtierenden Aarriid manchmal für lange Zeitspannen völlig wertlos war. Schon wenn sich die Lebensspanne des Aarriid – die durch die Einnahme lebensverlängernder Substanzen um bis zu 40 Prozent höher war, als die eines gewöhnlichen Qriid – dem Ende näherte, stieg der Preis leicht an. Dasselbe galt, wenn der Aarriid starb und die Zeit der Suche begann. Überall im Imperium schwärmten dann die kleinen Sucher-Schiffe der Priesterschaft aus. Sie steuerten jede noch so unbedeutend erscheinende Kolonie der Vogelartigen an
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