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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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erst jetzt zu mir gekommen?“, sprudelte es aus mir hervor. „Warum nicht vor zehn Jahren, als sie meinen Vater verbrannten? Warum nicht, als mein Halbbruder geboren und ermordet wurde? Warum –“
    „Ich konnte nicht“, unterbrach er und es klang zugleich scharf und niedergeschlagen. „Du musstest mich erst rufen.“ Die nächsten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. „Wie sollte ich sonst wissen, dass du …“ Er schlug die Augen nieder und schwieg.
    Meine Hände lagen an seinem Hals und ich wusste nicht, ob ich mich an ihn klammern oder ihn schütteln wollte. „U-Und weshalb“, flüsterte ich, „weshalb hast du über mich gewacht?“
    Arun sah mich lange an. In seinen Augen konnte ich den inneren Kampf sehen, den er mit sich austrug. Meine Hände zitterten leicht. Ich schlang sie ineinander, zog sie an meine Brust und wartete.
    Schließlich schüttelte Arun den Kopf. „Ich kann es dir nicht sagen. Aber bitte glaube mir, wenn ich …“ Er machte Anstalten mich näher zu sich heranzuziehen, doch ich hielt ihn davon ab.
    „Warte. Lass mich los, ich muss … ich muss erst…“ Meine Worte klangen harscher, als ich es beabsichtigt hatte, das verriet der verletzte Ausdruck in Aruns Gesicht nur allzu deutlich. Doch in diesem Moment war ich zu durcheinander, um darauf zu achten. Mir war warm, zu warm. Ich befreite mich aus seinen Armen und diesmal ließ er mich gehen.
    „Ich …“, verwirrt und unschlüssig, was ich sagen sollte, kniete ich vor ihm und strich über das lange Hemd, das ich trug. Ich stutzte, stand auf und schaute an mir herunter. Das Hemd reichte mir bis über die Knie. Es hatte Schlitze an beiden Seiten, lange Ärmel und war gefüttert. Um meine Taille lag ein bestickter Gürtel und meine Beine steckten in eng anliegenden wollenen Hosen. Was waren das für seltsame Gewänder und – „Wo sind meine Kleider?“
    Arun zuckte mit den Schultern, was in seiner Position leicht komisch aussah. „Vermutlich verbrannt.“
    Ich starrte ihn an. „Hast du …?“ Ich gestikuliert über meinem Körper, unfähig die Frage auszusprechen.
    Er wagte es, schief zu grinsen. Ich spürte, wie ich rot wurde, doch dann schüttelte Arun den Kopf. „Rosana hat sich um dich gekümmert. Sie hat mich nicht einmal in die Nähe gelassen.“
    Ich blinzelte. „Wer ist Rosana?“
    „Wir sind auf ihrem Hof.“
    „Auf ihrem …“ Ich drehte mich um, lief zum Scheunentor und zog es auf.
    Ein Wald schaute mir entgegen, aber es war ein Wald, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Ich kannte nur wenige der Bäume beim Namen. Eiche, Buche, Birke und … vielleicht eine wilde Kirsche? Ohne ihre Blätter und braun und nass war es ohnehin schwer zu erkennen. Der Geruch von Rauch und Frost lag in der Luft.
    „Wo sind wir?“, fragte ich die Bäume. „Wo ist der Schnee? Sind wir weit vom Dorf weg?“
    Arun setzte sich auf. „Wir sind nicht einmal mehr in Ostinja.“
    Ich überlegte, ob ich das Wort schon einmal gehört hatte. „Ostinja?“
    Arun runzelte die Stirn und erhob sich. Mit federnden Schritten kam er auf mich zu, wobei er den Lichtstrahl, der in die Scheune fiel, geflissentlich vermied. „So heißt die … Region, in der du aufgewachsen bist.“
    „Aha“, machte ich, ohne ihn wirklich zu verstehen. „Und gehören alle fünf Dörfer zu Ostinja?“
    Für einen kurzen Moment sah es so aus, als müsse der Dämon ein Lachen unterdrücken. Ich kniff die Augen zusammen und er fing sich wieder.
    „Was ist?“, fragte ich irritiert.
    Arun kratzte sich am Hinterkopf und holte tief Luft. „Ähm … also … uff.“
    „Was?“, rief ich, langsam aber sicher beleidigt von seinem Verhalten.
    Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und blickte ratlos in der Scheune umher. Schließlich fiel sein Blick auf einen knorrigen Ast, der an einem Heuballen lehnte. Er schnappte ihn sich, säubert mit dem Schuh eine Fläche auf dem Boden vom Stroh und winkte mich zu sich. Mit raschen Bewegungen zeichnete er zwei übereinanderliegende Pfeile in die rechte obere Ecke der Fläche. Das Symbol kannte ich.
    „Das sind die Himmelsrichtungen.“
    Arun lächelte und nickte. Er stach mit dem Ast in die oberste Stelle der freien Fläche. „Das ist dein Dorf“, sagte er und rammte vier weitere solcher Punkte in die Erde. „Das sind die anderen Dörfer.“
    Er sah mich an. Ich nickte. „Und?“
    Mit sicheren Zügen ritzte er etwas, das aussah wie der Umriss eines Lindenblattes, um die Dörfer. „Das da“, erklärte er, „ist

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