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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Vanush. Der … Landstrich, in dem die Dörfer liegen.“ Ein Halbkreis kam unterhalb des Lindenblattes hinzu. „Und das ist Ostinja. Eine relativ große Region, die von einigen kleineren Fürsten und ihren Priestern regiert wird.“
    „Ah“, machte ich. So langsam verstand ich.
    Er fügte zwei Gebilde hinzu, die aussahen wie nebeneinander hängende Zungen. Sein Ast tippte auf das linke. „Manshii“, sagte er. „Und Warash.“ Er ritzte weitere Symbole in die Erde. „Und das alles zusammen“, sagte er und ließ den Ast um sein Kunstwerk kreisen, „ist Moorwin.“
    Ich kniff die Augen zusammen und starrte auf die seltsamen Zeichen, die anscheinend das Wort Moorwin darstellen sollten. „Hm.“
    Arun sah mich von der Seite an. „Kannst du lesen?“, fragte er.
    Ich sah zu ihm auf und zuckte mit den Schultern. „Wo sind wir?“
    Er stach den Ast im nordöstlichen Teil Manshiis in den Boden. „Dort.“
    „Wie weit ist das?“, fragte ich und studierte die behelfsmäßige Karte.
    Arun legte den Kopf schräg. „Eine halbe Handspanne entspricht einer zehntägigen Reise zu Pferd … bei gutem Wetter … und guten Wegen … und ohne Wegelagerer. Sagen wir zwanzig Tage.“
    Verblüfft schaute ich ihn an und zurück auf die Karte. Ich war über vierzig Tagesritte von meiner Heimat entfernt. „Wie hast du …?“
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Bei Nacht reisen wir Varuh wie der Wind.“
    Ich erschrak und schlug die Hände vor den Mund. Keinen Lidschlag später hielt Arun mich gepackt. „Was hast du?“, fragte er alarmiert.
    Ich umklammerte seine Unterarme. „Wo sind die Scherben?“
    Er atmete pfeifend aus. „Sicher“, seufzte er und schüttelte den Kopf. „Du hast mich erschreckt.“
    „Wo?“, beharrte ich. Es war meine Verantwortung, mein Vorhaben. Ich hatte Evajas Worte nicht vergessen. Wir hatten bereits einen der neun Tage verloren, die mir blieben, um jemanden zu finden, der ein Schwert aus den Flügelresten des Lichtträgers schmieden konnte. „Ich will so schnell wie möglich mit der Suche beginnen.“
    „Die Scherben sind im Wald verborgen“, sagte Arun beruhigend und kam auf mich zu. „Sie sind weit weg, aber bei Nacht kann ich sie jederzeit erreichen.“
    Ich stemmte die Hände in die Hüfte und schüttelte den Kopf. „Das gefällt mir nicht. Ich möchte sie bei mir haben. Immer.“
    Arun blieb still stehen. „Dann werde ich sie holen, sobald die Sonne untergegangen ist“, sagte er steif.
    Hatte ich ihn beleidigt? Ach, verdammt! Ich fuhr herum, stapfte zum Scheunentor und riss es erneut auf, beugte mich um die Ecke und spähte nach Rosanas Hof. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein geducktes Gebäude, dessen Dach mit Zweigen und Moos bedeckt war und beinahe bis auf den Boden reichte. So ein Haus hatte ich noch nie gesehen. Ich ballte eine Hand zu Faust. Die Welt schien bis zum Rand voll mit Dingen, die ich noch nie gesehen hatte und von denen ich noch nie gehört hatte. Meine Faust donnerte gegen die Scheunenwand.
    Arun trat von hinten an mich heran. „Was hast du?“, fragte er ruhig. So ruhig, dass ich den drohenden Unterton nicht überhören konnte.
    Ich brachte nichts als einen frustrierten Laut hervor, warf die Hände in die Luft. „Ach!“ Ich stieß mich vom Scheunentor ab und lief unruhig hin und her. „Es tut mir leid. Es ist nur … ich muss etwas tun. Ich kann nicht einfach hier sitzen und warten, bis der Tag vorbei ist. Wir haben ohnehin viel zu wenig Zeit und ich will dieses verdammte Schwert aus Glas unbedingt geschmiedet sehen.“ Die letzten Worte hatte ich fast geschrien. Es erschreckte mich selbst, doch ich konnte nicht anders. Dieses Vorhaben war mir wichtiger als alles andere, wichtiger sogar als mein eigenes Leben.
    Arun fing mich an den Schultern und drehte mich in Richtung des Tores. „Geh zu Rosana“, sagte er und schob mich aus der Scheune. „Sie kann die Antworten auf deine Fragen finden.“
    Ich stolperte einige Schritte, dann drehte ich mich um. „Was ist mit dir?“
    Ein grimmiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Die Kapuze seines Umhangs formte sich um seinen Kopf und verschluckte seine Züge vor meinen Augen. „Ich gehe auf die Jagd. Bei Anbruch der Nacht werde ich mit den Scherben zurück sein.“ Mit den Worten wandte er sich ab und huschte einem Schatten gleich in den Wald.
    Ich schaute ihm nach und fragte mich, was genau er jagen würde. Dann atmete ich tief durch, straffte die Schultern und schritt auf Rosanas Haus zu.

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