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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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aus einem der Regale und drückte sie dem Mädchen in die Hand. „Enis ruht sicher in meinem Bett. Dennoch. Einen Tropfen dieser Flüssigkeit alle drei Stunden auf seine Zunge. Verstanden?“
    Millie nickte eifrig. „Ja.“
    Rosana strich ihr übers zerzauste Haar. „Wenn du müde wirst, gib Karem den Tonkrug. Er wird über euch wachen. Du kannst ihm vertrauen.“
    Millie kämpfte offensichtlich mit den Tränen, doch sie nickte tapfer. „Ich werde wach bleiben“, sagte sie.
    „Gut“, sagte Rosana erleichtert. Dann kam sie zu mir und drückte meine Hände. „Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt.“ Sie versuchte zu lächeln, scheiterte jedoch. Stattdessen umarmte sie mich unerwartet heftig. „Cara. Nutze die Nacht.“ Sie nickte Arun zu und lief aus dem Haus.
    Arun schlüpfte unter dem Vorhang zur Küche hindurch und kam kurz darauf mit einem Bündel zurück, das er sich über die Schulter geschlungen hatte. Meine Glasscherben standen noch auf dem Tisch vor dem Feuer, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich nahm meinen Wollschal ab, wickelte die kleine Kiste hinein und befestigte sie so, dass ich sie bequem auf dem Rücken tragen konnte.
    „Bist du bereit?“, fragte Arun.
    Ich sog den Kräuterduft von Rosanas Haus tief in meine Lungen und nickte.
    Das letzte, das ich sah, waren Millies große Augen, in denen sich der Feuerschein spiegelte. Dann wurde es dunkel um mich.

Kapitel 10
    Die plötzliche Stille traf mich unerwartet. Es roch nach modrigem Gras und feuchter Erde. Über uns breitete sich eine sternenklare Nacht aus und der Mond strahlte kühl auf eine von Wasserwegen durchsetzte Ebene hinab. Langstielige Binsen wuchsen um uns herum. Hier und da lugte ein von Flechten bewachsener Fels aus der Graslandschaft hervor und in der Ferne erhoben sich zackige, schneebedeckte Berggipfel. Meine Stiefel schmatzten im Schlamm, als ich einige Schritte weit lief.
    „Wo sind wir?“, fragte ich und drehte mich zu Arun um.
    Er hatte die Augen zusammengekniffen und spähte in die Ferne. Sein Atmen hinterließ kleine Wölkchen in der kühlen Luft. „In den südlichen Ebenen von Warash“, antwortete er. „Als ich das letzte Mal hier war … befand sich hier ein Wald.“ Scheinbar ratlos drehte er sich nach allen Seiten. „Das ist ungewöhnlich.“
    Ich hob eine Braue. „So? Wann warst du denn das letzte Mal hier?“
    Arun runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern. „Es mögen an die … neunzig Jahre sein.“
    Mein Mund formte ein kleines „O“. Mir war durchaus klar gewesen, dass Dämonen unsterblich waren und deshalb natürlich alt, aber eine Zahl, die ich mit großer Wahrscheinlichkeit niemals erreichen würde, so nebensächlich ausgesprochen zu hören, war durchaus irritierend. Ich fühlte mich rüde an meine eigene Sterblichkeit erinnert. Kopfschüttelnd vertrieb ich den Gedanken und rückte die Kiste auf meinem Rücken zurecht. „Wo fangen wir an?“
    Arun hob den Kopf zu den Sternen. „Es gibt zwei Möglichkeiten.“
    Ich kam näher, um zu sehen, ob es da oben im Himmel etwas zu entdecken gab. Die Sterne funkelten wie ausgewaschene Diamanten in einem schwarzblauen Flussbett.
    „Entweder“, sagte Arun, „ziehe ich allein los und durchsuche diese Ebene so schnell, wie nur ein Varuh bei Nacht es kann.“
    Ich stupste ihn von der Seite an, als er nicht weitersprach. Vielleicht ein wenig zu hart, denn mir gefiel dieser erste Vorschlag überhaupt nicht.
    Arun hob eine Braue und sah mich an. „Oder wir vertrauen darauf, dass die Alten wissen, dass wir nach ihnen suchen, und sie uns zu sich leiten werden.“ Er nickte auf die Kiste mit den Scherben, die ich auf meinen Rücken gebunden hatte. „Sie werden die Anwesenheit des Glases spüren, denn noch wohnt ihm ein mächtiger Zauber inne, und auch ich werde nicht unbemerkt durch die Ebene reisen können. Es wird ihnen nicht schwerfallen zu erraten, was wir vorhaben und … “ seine Stimme verlor sich und er schaute über die Ebene, „… im Grunde …“
    Leichter Wind kam auf und ließ Aruns Haar und seinen Umhang schweben. Ich hob eine Hand und fing die seidigen Strähnen mit den Fingern ein. Arun wandte mir sein Gesicht zu.
    „Hmmm“, überlegte ich, schlang meine Hand um sein Haar und zog ihn ein Stück zu mir herab. „Ich will sie finden“, sagte ich und schaute in seine grauen Augen. Ich sah Treue darin und Hingabe und ich wusste, er würde mich bei allem unterstützen, was ich entschied. „Und ich will darauf vertrauen, dass sie

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