Caras Gabe
tauchte unter. Als ich wieder sehen konnte, stand ich auf der Kuppe eines Hügels. Aruns Arm lag um meine Schultern. Scharfer Wind pfiff um mein Gesicht und trug den Geruch von Rauch und Metall heran.
Das Tal unter uns stand in Flammen, erleuchtete die Nacht mit seinem blutigen Schein. Ich hatte nie zuvor eine Stadt gesehen. Sie sah aus wie ein gewaltiger brennender Vogel, den jemand vom Himmel geschossen hatte und der zertrümmert und verzweifelt am Boden lag, mit den Flügeln schlug und schrie, zu schwer verwundet, um sich je wieder in die Lüfte zu erheben. Das Tosen der Flammen übertönte sogar den Wind.
„Bei allen Göttern!“ Ich erkannte meine eigene Stimme kaum, so schrill klang sie.
Arun hatte seinen Umhang abgenommen und legte ihn mir um die Schultern. „Bleib hier“, befahl er scharf. „Niemand darf dich sehen.“ Er streifte mir die Kapuze über und sah mir eindringlich in die Augen. Seine Hände umklammerten meine Schultern. „Bleib hier“, knurrte er. „Versprich es!“
Ich nickte fahrig.
Seine Lippen streiften meine Stirn. Dann war er fort.
Ich strauchelte. Mein Blick fiel auf die Wolken über der Stadt, die von den Flammen erleuchtet wurden. Es war mir unmöglich zu schätzen, wie viele Menschen dort unten gelebt hatten und nun starben. Körper und Häuser brannten gleichermaßen. Ich hörte ihre Schreie.
Zwischen den züngelnden Häuserwänden wandelten die Lichtträger, unberührt von den Flammen, doch sichtlich verzückt von dem Schrecken, den sie verbreiteten. Es waren sieben der flügellosen, dennoch strahlenden Figuren, die in der Stadt wüteten. Eine von ihnen stach ganz besonders hervor.
Ich kniff die Augen zusammen und machte einige Schritte auf die Stadt zu, um besser sehen zu können.
Sein Licht gleißte nicht bösartig wie das der anderen, sondern pulsierte im Ton der Flammen, nur milder. Es erinnerte mich an das Strahlen der Sonne, das nicht wie das unnatürlich grelle Leuchten der anderen Lichtträger war. Unwillkürlich machte ich einen weiteren Schritt nach vorne.
Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Dort, wo der rötliche Lichtträger auftauchte, erloschen die Flammen. Er hob die Arme und es war, als zöge er das Feuer in seinen Körper. Unweit von ihm wütete ein Lichtträger von gleißend hellem Schein. Seine Fäuste schleuderten Blitze auf Brücken, Straßen, Gebäude und in die Reihen der fliehenden Menschen.
Der rötliche Lichtträger wurde auf ihn aufmerksam, lauerte ihm auf und warf sich von hinten auf ihn. Blitze zuckten, als sie gemeinsam zu Boden gingen und aufeinander einprügelten.
Am anderen Ende der Stadt sprang das Biest aus Schutt und Rauch hervor und riss eine der strahlenden Gestalten mit sich zu Boden. Überall zwischen den brennenden Häusern kämpften Menschen gegen Lichtträger. Es war ein einziges Gemetzel.
Ich zog Aruns Umhang fester um mich und beobachtete den Kampf, der in der Ebene tobte. Es war ein Chaos aus Blutvergießen, Feuer und Gewalt. Lichtträger gegen Lichtträger gegen Menschen und inmitten der Flammen – das Biest.
Doch auch ich brannte. Mit dem unbändigen Wunsch nach einer Waffe, einem Schwert aus Glas, das ich in die Leiber der lichtgeborenen Wesen stoßen konnte. Sie waren für das Morden verantwortlich und ich wollte sie bekämpfen, mit jeder Faser meines Körpers in die Flammen tauchen und sie bestrafen! Es kostete mich alle Selbstbeherrschung, meinen Zorn nicht in die Nacht zu schreien. Ich zwang mich zur Ruhe, doch ich schwor mir, dass ich kein zweites Mal nur beobachten würde.
Ein triumphierender Schrei erklang aus der Stadt. Der ungewöhnliche Lichtträger hatte seinen Gegner besiegt.
Auch das Biest riss eine weitere strahlende Gestalt zu Boden. Sie rangen miteinander, doch das Biest war eindeutig überlegen. Als ich schon glaubte, dass der Sieg gewiss war, erblickte ich zwei andere Lichtträger, die auf den ungleichen Kampf zueilten. Sie stürzten sich auf das Biest.
„Nein!“ Mein Schrei zerschnitt die Nacht. Ich hatte ihn nicht ausstoßen wollen, doch als die drei Lichtträger mit vereinter Gewalt auf das Biest eindrangen, konnte ich mich nicht mehr beherrschen.
Der Kopf einer der Lichtträger fuhr herum und selbst über die Entfernung hinweg spürte ich, dass er nach mir suchte. Unwillkürlich duckte ich mich.
Die Unachtsamkeit kostete den Lichtträger das Leben. Das Biest hatte seine anderen Gegner abgeschüttelt und sprang ihm an die Kehle. Gemeinsam gingen sie zu Boden, rollten hinter ein hohes
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