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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Kopf. „Ich hatte abartige Alpträume, in denen mich ein namenloser Schrecken gejagt hat. Wir reden jetzt.“
    Das brachte den Dämon endlich dazu, sich aufzusetzen. „In Ordnung“, sagte er und presste einen Handballen über die Augen. „Es ist so. Ich weiß nicht, wie er es anstellt, aber Marmon verfügt über die Fähigkeit, jedes Lebewesen an jedem Ort aufzuspüren. Es sei denn, es ist Nacht. Einzig wir Varuh können uns seinem suchenden Auge entziehen. Wenn wir im Wald nicht voneinander getrennt worden wären, hätte er dich vielleicht niemals gefunden. Wie hast du es überhaupt geschafft, dich von mir abzusetzen?“
    „Bitte?“ Empört starrte ich ihn an. „Du bist ja praktisch vor mir geflohen. Irgendwann warst du einfach weg.“
    „Hm“, machte Arun, gähnte und streckte sich. Er erinnerte mich so sehr an eine träge Katze, dass ich ihn beinahe hinter den Ohren gekrault hätte. Doch als mir meine nächste Frage in den Sinn kam, verflog der Impuls. „Warum sucht Marmon nach mir?“
    Arun hatte die Beine angezogen und seine Arme locker darauf gestützt. „Er will den Tod seines Lichtträgers rächen.“
    Er sagte es, als sei es die einzige mögliche Erklärung, die ihm einfiel, doch er vermied, mich anzusehen, und das verstärkte meinen Eindruck, dass er mir etwas verschwieg.
    Es fiel mir schwer, die nächsten Worte auszusprechen. „Vielleicht irre ich mich auch, aber Marmon hat … überrascht reagiert, als er sah, dass ich die Scherben habe. Als könne er nicht glauben, dass … dass ausgerechnet ich für den Tod des Lichtträgers verantwortlich bin. Das war es, was ihn so wütend gemacht hat. Deshalb hat er die Kontrolle verloren. Arun!“ Endlich sah er mich an. „Weshalb hat er dich einen Narren des Schicksals genannt?“
    Die Augen des Dämons flackerten. Es fiel ihm sichtlich schwer, den Blickkontakt mit mir aufrechtzuerhalten und dabei sein unbeschwertes Auftreten zu bewahren.
    „Auch Rosana hat sich so seltsam aufgeführt“, fuhr ich fort. „Ich kann es kaum in Worte fassen, aber es war als … als hätte sie Ehrfurcht in meiner Gegenwart empfunden. Vor mir, das ist doch absurd.“
    Arun schnaubte und verkniff sich ein Lachen.
    „Ach, ich weiß, dass sie eine impulsive Person ist“, rief ich genervt. „Aber als wir alleine waren, da gab es einen Moment –“
    „Rosana lässt sich von niemandem etwas sagen“, unterbrach Arun mich. „Wenn dieses Land jemals einen König haben sollte, wäre sie die Letzte, die ihr Haupt vor ihm neigt. Wenn überhaupt.“ Lächelnd erhob er sich, klopfte Erde und welke Blätter aus seiner Kleidung. „Sie hat mir einmal einen Eimer mit schmutzigem Wasser übergegossen, weil ich eine Bemerkung über ihre Haare gemacht habe.“ Mit flinken Fingern löste Arun seinen Umhang aus den Ästen über uns und legte ihn sich schwungvoll um die Schultern. „Wir haben schon genug Zeit vertrödelt. Lass uns den Wald suchen gehen.“
    Kopfschüttelnd starrte ich ihm hinterher und erhob mich, um ihm zu folgen. Vermutlich dachte der Dämon, dass er sich geschickt aus der Affäre gezogen hatte. Ich entschied ihn in dem Glauben zu lassen. Vorerst.
    Sobald die Sonne gesunken war, traten wir aus dem falschen Wald heraus und begannen das stetige Gestampfe und Getrampel über die Ebene. Der unruhige Schlaf des letzten Tages machte mich unleidlich. Dies war unsere fünfte Nacht und alles, das ich aufgespürt hatte, waren schleimige Moorwesen, ein Schamane, der nicht hatte helfen können, und ein alter Mann, der sich als der Erschaffer der Lichtwesen herausgestellt hatte und mich und den Dämonen am liebsten getötet hätte. Und wenn ich ehrlich war, dann hatte Marmon mich gefunden und Arun mich zu dem Schamanen geführt, was mir nur noch die Moorwesen ließ. Unglaublich, ich hatte Schlammviecher in einer gigantischen Pfütze aus Schlamm gefunden!
    Als ich in dieser Nacht einen einsamen Baum entdeckt, der mitten in der Ebene aufragte wie ein verlorenes Mahnmal, packte mich die Wut. Ich trat nach dem unschuldigen Stamm und fluchte, wie ich sonst nur in meinem Kopf fluchte. Ich brauchte einen Wald und dieser verdammte Baum verspottete mich! Arun mischte sich nicht ein, sondern hielt vorsichtshalber Abstand.
    Empörtes Krächzen wurde laut.
    Ich stemmte die Hände in die Hüfte. „Was ist?“, kreischte ich, hob den Blick und erstarrte. Auf den Ästen über mir hockte eine Elster und starrte mich frech aus glänzenden Knopfaugen an. In der Dunkelheit hatte ich sie für eine

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