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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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legte den Kopf schräg, „Wald. Ich sollte dir diese Frage stellen.“
    „Entschuldigung“, sagte ich mit einem Lächeln und einem improvisierten Knicks. „Ich fürchte, ich habe mich verlaufen“, gestand ich ein wenig kläglich. „Ich bin Cara.“
    Der Vermummte kam einen weiteren Schritt auf mich zu. Beinahe konnte ich Konturen seines Gesichtes unter der Kapuze ausmachen, doch nur beinahe. Konnte es sein, dass er einer von den Alten war? Hatte ich sie tatsächlich gefunden?
    Über uns musste die Sonne den Himmel erklommen haben, denn es wurde zusehends heller im Wald. Der Vermummte schaute zur Seite und ich erhaschte einen Blick auf einen dünnen weißen Bart, verkniffene Mundwinkel und eine von geplatzten Äderchen durchzogene Nase.
    „Du bist nicht alleine hier“, sagte er und es war keine Frage.
    „Ja, mein …“ Ich zögerte. Aus einem mir unerklärlichen Grund hatte ich ein ungutes Gefühl dabei, dem Fremden Aruns Namen zu verraten oder den Varuh überhaupt zu erwähnen. Schließlich hatte er sich noch nicht zu erkennen gegeben.
    „Wer bist du?“, fragte ich erneut und mit Nachdruck.
    Sein Kopf fuhr zu mir herum. Ich konnte sehen, wie die Augen unter seiner Kapuze aufblitzten.
    „Cara“, sagte er langgezogen und auf eine Weise, als bedeute mein simpler Name so vieles mehr. „Tritt näher.“
    Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken. Ich blieb, wo ich war. „Nimm die Kapuze ab und ich werde näher kommen.“
    Mehrere Herzschläge lang starrte der Fremde mich an. Mir wurde zusehends unwohler, doch schließlich hob er seine Hände an die Kapuze und streifte sie vom Kopf. Zum Vorschein kam ein Antlitz, wie es harmloser nicht hätte sein können. Milde braune Augen, weißes Haar und ein von Falten zerfurchtes Gesicht.
    Doch was meine Aufmerksamkeit fesselte, waren seine Hände. Man sah ihnen ihr Alter nicht an, denn sie waren glatt und ohne Falten oder hervortretende Adern, wie man es bei alten Menschen häufig sah. Sie waren groß, mit langgliedrigen Fingern, und der Alte bewegte sie mit einer Eleganz, die ich niemals an ihm vermutet hätte. Es waren die Hände eines Künstlers.
    „Ich kann dir geben, was du suchst“, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. „Aber im Moment ist es nicht sicher hier. Die Lichtträger suchen nach dir und diese Bäume bieten nicht genug Schutz.“ Er warf einen misstrauischen Blick zum Himmel und streckte die Hand nach mir aus. „Komm, Cara. Ich werde dich an einen sicheren Ort bringen. Dort können wir uns unterhalten. Dort kannst du mir alles erzählen.“
    Im Wald brach ein Ast. Erschrocken fuhr ich zusammen und machte unwillkürlich einen Schritt auf den Alten zu. Die Scherben in der Holzkiste auf meinem Rücken klirrten leise. Ein Ausdruck zuckte über sein Gesicht, als habe ihm jemand eine Peitsche über den Körper gezogen. Mitten in der Bewegung hielt ich inne und starrte ihn an. Seine ausgestreckte Hand bog sich nach innen, als hätte er große Mühe, sie nicht zur Faust zu ballen.
    „Wir müssen uns beeilen“, brachte er halb erstickt hervor.
    Hinter ihm flimmerte die Luft. Irritiert schloss ich für einen Moment die Augen und blinzelte heftig. Doch der Eindruck blieb. Es war, als würde die Fläche zwischen zwei Stämmen verschwimmen.
    „Was ist das?“, fragte ich unsicher und zeigte auf die Erscheinung in seinem Rücken.
    Ein Anflug von Panik huschte über das Gesicht des Alten. „Es ist nichts“, fauchte er. „Komm!“
    Im Wald brachen und knackten Äste. Es hörte sich an, als würden sich uns schnelle Schritte nähern. Schwere Schritte, wie die eines großen Tieres.
    Den Alten hatte sämtliche Geduld verlassen. „Du willst ein Schwert schmieden?“, rief er.
    Ich nickte, unfähig, seine plötzliche Aufgebrachtheit zu begreifen. Ich war hin und her gerissen zwischen der Furcht vor dem unbekannten Etwas, das eindeutig groß war und auf uns zuhielt, und einem nagenden Misstrauen, das ich nicht abschütteln konnte. Die Ränder meines Blickfeldes verschwammen ständig, spiegelten, und egal wie häufig ich blinzelte, ich konnte es nicht abschütteln.
    Der Alte schleuderte mir seine Hand förmlich entgegen. „Vertrau mir“, schrie er. Seine Lippen zitterten, Speichel hatte sich an seinen Mundwinkeln gesammelt und seine Augen waren blutunterlaufen. Dieses Bild war falsch, restlos falsch.
    Kopfschüttelnd trat ich zurück.
    Die Gestalt des Alten zitterte, als stünde er unter enormem Druck und könne sich kaum mehr beherrschen. Das Bersten

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