Caras Gabe
machte einen Schritt zurück und warf Arun einen Blick zu. Mich Kind zu nennen konnte ich verstehen. Aber ihn? Doch Arun neigte nur höflich den Kopf. „Wir suchen die Alten, Ehrwürdige. Wir benötigen die Hilfe ihrer Künste.“
Die Frau lachte gluckernd. „Komm mal näher“, gackerte sie und krümmte ihren Zeigefinger in unsere Richtung.
„Nicht.“ Hastig legte ich eine Hand auf Aruns Arm. „Wir wissen nicht, wer sie ist, und nach dem, was letztes Mal passiert –“, doch da hatte er meine Hand bereits abgestreift und ging der alten Frau seelenruhig entgegen.
Ich klappte meinen Mund zu und folgte ihm leicht verstimmt.
Die Alte starrte ihm ins Gesicht, als habe sie Schwierigkeiten, ihn scharf zu sehen, obwohl ich nicht glaubte, dass es an ihren Augen lag. Sie schnappte Aruns Kinn und bog seinen Kopf hin und her. Es war mir ein Rätsel, weshalb er sie gewähren ließ.
„So, so“, murmelte die Frau. „Und was willst du mit der alten Kunst, Dämon?“
Aruns Mundwinkel zuckten und so kam ich nicht umhin zu vermuten, dass die Frau ihn neckte. Ich runzelte die Stirn und trat näher heran. „Wer seid Ihr?“
Die Augen der Alten richteten sich auf mich. „Cara“, sagte sie, als würden wir uns ein Leben lang kennen. „Wieder einmal kommst du zu mir, weil du eine Waffe brauchst.“ Sie schüttelte missbilligend den Kopf. „Immer an der Spitze eines Krieges“, murmelte sie, wandte sich um und humpelte davon.
Mit offenem Mund starrte ich hier hinterher.
„Nun kommt schon“, rief sie und winkte ungeduldig. „Wir haben nicht ewig Zeit.“ Ein gackerndes Lachen erklang, als sie sich über ihre eigenen Worte amüsierte.
Ich griff nach Aruns Umhang und zog ihn näher zu mir heran. „Was hat sie gemeint?“, raunte ich ihm ins Ohr.
Er sah mich von der Seite an. „Die Alten glauben, dass ihre Seelen wiedergeboren werden.“
Ich sah ihn verständnislos an. „Wiedergeboren?“
„Immer wieder“, erscholl die Stimme der Frau vor uns. Ertappt zuckte ich zusammen.
Ohne sich umzudrehen, hob sie die Hand und machte eine kreisende Bewegung in der Luft. „Wieder und wieder und wieder.“ Sie fuhr herum und kniff die Augen zusammen. „Irgendwann wird es langweilig!“ Dann kehrte sie uns den Rücken zu und schlurfte weiter durch den nächtlichen Wald.
Mir wurde bewusst, dass ich mich an Aruns Arm klammerte. Es schien ihm zu gefallen, denn er grinste leicht und legte seine Hand über meine. Zögerlich ließ ich mich von ihm mitziehen, der seltsamen Frau in Priesterkleidung hinterher.
„Sowanje ist die Einzige, die sich an ihre vorherigen Leben erinnert“, erklärte er im Laufen, nicht mehr darum bemüht, seine Stimme zu senken. „Man erzählt sich, sie sei so alt wie der erste Tag.“
„Fliegenscheiße!“, fluchte Sowanje vor uns. „Kein Mensch ist so alt.“
Arun zuckte nur mit den Schultern und lief unbeschwert weiter.
Mir wurde schwindelig vor Freude und ein wenig mulmig zugleich. „Sie … ist eine …?“
Der Dämon nickte und drückte meine Hand. „Ja. Sie ist eine der Alten.“
Es war nicht weit bis zu Sowanjes Heim und es überraschte mich nicht, dass es sich als eine halb zugewucherte, windschiefe Holzhütte herausstellte, die zwischen zwei Tannen eingeklemmt kauerte. Was mich aber durchaus überraschte, war der blühende Apfelbaum, der vor ihrer Hütte auf einer kleinen Lichtung wuchs.
Mit seinen im Mondlicht leuchtenden weißen Blüten sah er aus, als gehöre er in eine andere Zeit und an einen anderen Ort. Mein Herz schlug schneller, als ich ihn erblickte. Er war viel zu schön, um hier einfach so zu stehen, und dass ich die Ehre haben sollte, ihn betrachten zu dürfen, machte mir ehrlich gesagt … Angst.
Arun musste eine Hand auf meinen Rücken legen und mich weiterschieben, so sehr war ich von dem Anblick des blühenden Baumes gebannt. Mir fielen die Worte wieder ein, die er im Wald bei Rosanas Haus zu mir gesagt hatte. Konnte es sein, dass der Dämon sich geirrt hatte?
Sowanje zog die schiefe Tür zu ihrer Hütte mit lautem Knarren auf. Feuerschein flutete über die Lichtung. Ich ließ mich von Arun in den warmen Glanz führen.
Von innen wirkte die Hütte weitaus größer als von außen. Zu unserer Linken prasselte ein Feuer in einem offenen Kamin, vor dem zwei mit Fellen behangene Korbstühle standen. Zu unserer Rechten war eine Kochstelle, ein Tisch, Stühle und weiter hinten zwei Schlafkammern, die von Vorhängen verborgen waren.
Sowanje humpelte zu einem der
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