Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
Vom Netzwerk:
und Brechen im Wald kam näher, doch mittlerweile glaubte ich erraten zu haben, was diese Geräusche verursachte. Zu meiner Rechten stürzte ein entwurzelter Baum zu Boden. Ein Geräusch wie berstendes Glas erklang.
    Auf einmal war es vollkommen still.
    Heißer Atem streifte meinen Arm. Ein Grollen ertönte neben mir. Ich brauchte mich nicht zur Seite wenden, um zu wissen, dass das Biest dort kampfbereit kauerte.
    Der Alte legte den Kopf schräg. Erkennen blitzte in seinen Augen auf, als er das Biest betrachtete. „Es ist also wahr“, murmelte er. „Arunas Merùn, du armer Narr des Schicksals.“ Sein Blick ging zwischen mir und dem Biest hin und her. Unermessliche Genugtuung breitete sich über seine Züge aus, die unter anderen Umständen Mitleid hätte sein können. Er schüttelte den Kopf, grinste bösartig. „Wie erbärmlich.“
    Ohne Vorwarnung stürzte das Biest vor und sprang ihm an die Kehle.
    Ich hatte erwartet, dass es den Alten mit sich reißen würde, doch der Dämon prallte gegen ihn wie gegen eine Wand aus Stein. Der alte Mann hatte die Arme vorgestreckt, hielt das Biest gepackt und schleuderte es brutal zu Boden. Ich hörte die Knochen im Rücken des Biestes krachen, sah, wie der schwarze Kamm auf seinem Rücken brach.
    Es schnappte nach dem Alten, doch der wich aus, hob das Biest hoch über seinen Kopf und schleuderte es mit unglaublicher Wucht in die Dornenbüsche. Wieder erklang ein Geräusch, als würde Glas zersplittern, doch diesmal wurde es von dem spitzen Jaulen des Biestes übertönt. Mir war, als würden Scherben durch die Luft schleudern. Schützend hob ich die Hände vors Gesicht, doch nichts traf mich.
    Das Biest prallte gegen die roten Beeren und Blätter, überschlug sich und wurde von ihnen verschluckt. Nichts rührte sich mehr.
    Einige Atemzüge lang konnte ich bloß auf die Stelle starren, an der das Biest verschwunden war. Die Luft flimmerte, mir schwindelte. Der Alte kicherte.
    Hastig riss ich mir den Schal von der Schulter und nestelte an dem Verschluss der Holzkiste. Der Alte stürmte auf mich zu. Ich schlug den Deckel zurück.
    Wie vom Schlag getroffen hielt der Alte inne, die Augen auf die gläsernen Scherben gerichtet, die in der Holzkiste glitzerten. Unbändiger Zorn und ein Entsetzen, wie ich es nie zuvor gesehen hatte, verzerrten sein Gesicht, bis mich nur noch eine wutzerfressene Fratze anstarrte.
    Es war, als würden die freundlichen Züge des alten Mannes von seinem Schädel schmelzen und zu Boden fallen. Darunter verbarg sich ein Anblick, der so grässlich war, dass ich die Augen abwenden musste.
    „Du hast ihn ermordet“, grollte der Schrecken. „Du! Wie konntest du?“ Und dann warf er sich kreischend auf mich.
    Ich war zu perplex, um eine der Scherben als Waffe zu packen. Ich duckte mich unwillkürlich und riss die Hände hoch.
    Silbernes Licht explodierte aus meinen Handflächen und spannte sich wie ein Schild zwischen mir und dem brüllenden Schrecken. Das Wesen fluchte, biss, riss und schmetterte seine Fäuste gegen den Schild. Es flackerte und bebte, doch keine der Attacken kam hindurch. Ich weiß nicht, wie lange ich so am Boden kauerte, seine Wut und die Schläge aushielt. Der Schutzschild wankte nicht, doch ich spürte, dass er von meiner Kraft zehrte und ich wurde schnell müde.
    Ich glaubte Risse zu erkennen, doch ich wusste nicht, ob sie in meinem Schild waren oder in der Wirklichkeit, die mich umgab.
    Als ich schon fürchtete, nicht länger aushalten zu können, ließ der Schrecken so plötzlich, wie er ausgebrochen war, in seinem Toben nach. Seine Kiefer mahlten aufeinander und seine Krallen griffen in die hohle Luft.
    Als würden sich freundliche Wolken vor sein Antlitz schieben, kehrte das Gesicht des alten Mannes zurück. Seine braunen Augen blitzten, als er mich liebevoll anlächelte. „Auf bald“, sagte er und verbeugte sich. Seine Gestalt flackerte, das Flimmern in seinem Rücken dehnte sich über mein gesamtes Blickfeld aus, bis alles um mich herum in unsichtbaren Flammen stand. Dann brach die Welt in tausend Scherben und regnete auf mich hinab.
    Als ich wieder zu mir kam, zitterten meine Hände unkontrolliert. Meine Arme und Schultern fühlten sich an, als habe jemand mit einem Stock darauf eingeprügelt. Mit einem schmerzhaften Keuchen ließ ich sie sinken.
    Etwas knackte hinter mir. Ich sprang auf und fuhr herum.
    Arun stieg aus den Büschen, zupfte Dornen aus seinem Mantel und wischte Beerensaft von seiner Haut. Von Verletzungen war

Weitere Kostenlose Bücher