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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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hinteren Teil des Raumes, entledigte sich seines Umhangs und der Stiefel. Mit großen Augen sah ich dabei zu, wie er den Schal, in dem ich die Holzkiste trug, von meinen Schultern löste und sie neben das Bett stellte. Seine Hände öffneten meinen Gürtel und ließen ihn neben die Holzkiste fallen.
    Verwundert sah ich ihn an. „Wir können doch nicht …?“
    Er lächelte und küsste mich. „Natürlich“, sagte er, hob den Vorhang und zog mich mit sich auf die Felle. Und was der Dämon dann tat, verscheuchte meine düsteren Gedanken und ließ mich all meine Sorgen vorerst vergessen.

Kapitel 13
    Ich erwachte spät am nächsten Mittag. Arun hatte die Arme um mich geschlungen und sein Gesicht an meinem Hals verborgen, doch er schlief tief und fest. Vorsichtig löste ich mich von ihm, schlüpfte aus dem Bett und streifte die Tunika über. Erleichtert stellte ich fest, dass die Kiste mit den Scherben sich noch genau dort befand, wo Arun sie abgestellt hatte.
    Ich tappte zur Tür und schob sie vorsichtig auf, um niemanden mit ihrem Knarren zu wecken. Heiteres Sonnenlicht spülte durch Geäst und Tannenzweige, Spatzen und Maisen umflatterten das Haus und von einer entfernen Tanne erhob sich ein Eichelhäher, um heiser krächzend in den Wald zu entschwinden. Meine volle Aufmerksamkeit und Neugierde richteten sich jedoch auf ein einziges Gewächs.
    Die Blüten des Apfelbaumes waren verschlossen. Ich lief hinüber, streckte eine Hand nach ihnen aus, traute mich jedoch nicht, sie zu berühren. Gestern Nacht im Mondlicht hatte ich den Eindruck gehabt, dass der Baum mitten auf der Lichtung geblüht hatte, doch heute schien es, als stünde er abseits, so als wollte er sich verbergen.
    „Sie schmähen die Sonne“, erklang Sowanjes Stimme direkt hinter mir.
    Ich fuhr herum. Da stand sie auf ihren Stab gestützt und sah mich seelenruhig an, als wäre sie schon die ganze Zeit über dort gewesen. Wie hatte die alte Frau sich so lautlos nähern können?
    „Sie öffnen sich nur dem Mond und der Nacht“, erklärte sie mit einem Kopfnicken auf den Apfelbaum.
    „Wie das?“, fragte ich verblüfft.
    Sowanje gab ein unbestimmbares Grunzen von sich und sah mich an, als hätte ich eine besonders dumme Frage gestellt. „Sie wollen es so.“
    Ich schaute zurück auf die entgegen jeglicher Vernunft geschlossenen Blüten, hob eine Hand und strich über ihre Blütenblätter. Sie waren kühl und seidenzart wie die schwärzeste Nacht. „Aber … es ist Winter.“
    Sowanje kniff die Augen zusammen. „Deine Beobachtungsgabe ist beachtlich“, bemerkte sie sarkastisch und schlug ihren Stab auf den Boden. „Zeig mir deine Scherben.“
    Überrascht senkte ich meine Hand. Die alte Frau sah nicht aus, als würde sie scherzen, also lief ich ins Haus, holte die Holzkiste in die Sonne und ließ Sowanje einen Blick hineinwerfen. Mit zerfurchter Stirn beugte sie sich über die Scherben.
    „Verdammte Lichtträger“, stieß sie hervor und spuckte aus.
    Ich klappte den Holzdeckel wieder zu. „Kannst du es wirklich?“, fragte ich und fing ihren Blick ein. „Kannst du mir wirklich ein Schwert schmieden, mit dem ich sie besiegen kann?“ Denn wenn ich ehrlich war, konnte ich mir die alte Frau nicht in einer Schmiede oder bei irgendeiner harten körperlichen Arbeit vorstellen, doch das sprach ich natürlich nicht aus.
    Sowanjes Blick bohrten sich in meinen. „Cara, Kind“, sagte sie gedehnt. „Ich kann dir ein Schwert schmieden, mit dem du kämpfen kannst, so wie du es seit Jahrtausenden tust. Ob du mit dem Schwert siegen wirst, hängt von dir ab.“
    Ich packte die Holzkiste fester, dachte an mein Dorf, Bardorack, meine Mutter und alle, die den falschen Lehren der Priester zum Opfer gefallen waren. „Ich weiß, dass ich es kann.“
    Sowanje kicherte und tätschelte meinen Arm. „Dir war dein Ziel schon immer wichtiger als die Opfer, die du bringen musstest, Cara. Du bist eine sehr tapfere Seele.“
    So etwas wollte ich nicht hören, die eine Hälfte verstand ich nicht und die andere … nun. „Ich bin nicht tapfer“, sagte ich. „Ich will nur ... ich will meinen Vater rächen.“
    Sowanje schnaubte bloß verächtlich. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete ich ihre knorrigen Hände, die über dem Knauf des Stabes lagen, ihren leicht krummen Rücken und ihr faltiges Gesicht. Es war knittrig und eingefallen wie ein welkes Blatt, umrahmt von wallendem Schneehaar. Sowanjes Lippen waren nichts als ein feiner Strich, über der eine knollige Nase

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