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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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aufragte. Erst bei diesem Licht fiel mir auf, dass ihre Augen von einem blassen Hellblau waren, wie der Himmel an einem zu heißen Sommertag.
    „Wieso sprichst du zu mir, als ob wir uns kennen würden?“
    Sowanje zeigte ihre gelben Zähne in einer Grimasse, von der ich hoffte, dass sie ein Lächeln sein sollte. „Ich werde es nie müde, vergesslichen Dingern wie dir immer und immer wieder die Vergangenheit darzulegen“, keifte sie. „Es macht so viel Freude.“
    Und dann schnappte sie nach mir. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück und prallte mit dem Rücken gegen den Apfelbaum.
    „Hör mal, Cara“, zischte Sowanje. „Wir sind zu verschieden, um jemals wirklich Freundinnen sein zu können. Rache, ja?! Ich bin Heilerin“, sie machte eine herrische Geste, „und du eine Kriegerin.“ Schwer atmend stand sie da und starrte mich an.
    Ihr Ausbruch hatte mich derart erschüttert, dass ich den Stamm des Apfelbaumes umrundete. Meine Finger zitterten vor der glatten Rinde. „Was habe ich dir getan, dass du so feindselig bist?“
    Sowanje blinzelte, runzelte die Stirn. „Ach“, rief sie schließlich aus. „Das würdest du niemals verstehen. Wie könntest du auch!“
    Zu meiner großen Erleichterung regte sich etwas an der Haustür. Arun hatte eine Hand über die Augen gehoben und trat blinzelnd ins Sonnenlicht. Er setzte sich auf eine morsche Bank, die unter einem der Fenster an der Hauswand lehnte. Anscheinend brauchte er eine Weile, bis er sich orientieren konnte. Hinter ihm erschien Ghalla im Türrahmen und schaute still zu uns herüber.
    Sowanje drehte sich nach ihr um und zuckte unmerklich zusammen. Sie starrte mich an, scharrte mit ihrem Stab auf dem Boden und sah dann von mir weg. So etwas wie Reue kroch über ihre Züge. „Ich entschuldige mich“, maulte sie kaum hörbar. Dann winkte sie mich mit einem gebogenen Finger heran.
    Nur zögerlich kam ich hinter dem Apfelbaum hervor. Diese launische alte Frau war unberechenbar.
    Sowanje beugte sich so nahe zu mir, dass ich ihren sauren Atem riechen konnte. „Einen Rat kann ich dir geben, Cara. Sei gut zu ihm, solange du kannst.“ Mahnend hob sie einen Finger. „Du hast den Männern schon immer das Herz gebrochen, doch dieser hier …“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Dieser könnte deines glatt in Stücke schlagen.“
    „Warum ... warum sagst du das?“
    Sie tätschelte meinen Arm erneut und lächelte, doch ihre Augen blieben hart. Es war, als würde sie zu mir wie zu einem Kind und einer alten Bekannten zugleich sprechen. „Alle Leben sind vorbestimmt, Dummchen. Er liebt dich, der Dämon. Aber du bist nicht für ihn. Merke dir das.“
    Ihre Worte erschütterten mich. Sie wehten durch meinen Körper wie ein brausender Wind, von den Schwingen eines mächtigen schwarzen Vogels erzeugt. Eine schreckliche Ahnung flog auf diesen Flügeln mit, doch mir fehlte der Mut, Sowanje zu fragen, was sie gemeint hatte. Ich fürchte, schon damals wollte ich es nicht wahrhaben.
    „Na, Kind!“ Sowanje hieb mir ihren Stab gegen das Bein. „Hör auf zu trauern. Ich werde anfangen das Feuer zu schüren. Bring mir die Scherben, wenn ich es dir sage.“ Sie wandte sich zum Gehen, hielt jedoch noch einmal inne. „Du hast den halben Winter“, flüsterte sie, „so lange wird es dauern, bis das Schwert erschaffen ist. Und das ist mehr, als die meisten bekommen.“
    Damit humpelte sie zu Ghalla, die sie an der Tür mit einem Kuss empfing und mit sich ins Haus nahm. Ich hielt die Holzkiste an meine Brust gedrückt und schaute ihr hinterher.
    Mein Blick fiel auf Arun. Er saß vorgebeugt auf der Bank und hatte die Handballen auf die Augen gepresst. „Arghh“, stöhnte er ungehalten. „Sonnenlicht.“
    Ich legte die Kiste ab, lief zu ihm, warf mich in seine Arme und bedeckte sein Gesicht mit stürmischen Küssen. Der Dämon wusste kaum, wie ihm geschah. Überrascht, jedoch offensichtlich erfreut, blinzelte er mich an. Ich war fest entschlossen jeden Sonnenstrahl zu küssen, der seinen Körper berührte.
    „Cara!“, schallte es aus dem Haus. „Die Scherben!“
    Arun lehnte sich zurück und seufzte. „Da kann man nichts machen.“
    In meinem Kopf schlug der schwarze Vogel seine mächtigen Schwingen. Ich ballte eine Faust in Aruns Haar und zog ihn zu mir. „Doch“, sagte ich zwischen Küssen. „Doch, da kann man etwas machen.“
    Der Dämon protestierte nicht.
    Sowanje und Ghalla arbeiteten den restlichen Tag über der Feuerstelle. Ich sah nur, wie sie meine

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