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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Geste. „Ach, ich fürchte, sie konnten nur nicht einschätzen, was für eine Art Gast du bist. Ob nun adlig oder wie adlig, ob Mätresse des Fürsten oder Gesandte der Priester. Ob –“
    Ich schlug ihn. Und zu meiner Überraschung traf ich auch. Es war eine Ohrfeige, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben ausgeteilt hatte. In meiner Hand explodierte der Schmerz. Aruns Kopf flog zur Seite. Doch ich hatte keine Chance, mich zu erholen, denn schon im nächsten Moment stürzte sich der Dämon auf mich.
    Er umklammerte meine Handgelenke und mit seinem Gewicht hielt er mich auf dem Bett. Seine Augen glühten in einem Farbton, der an das Biest erinnerte, doch auch so war sein Zorn offensichtlich.
    „Du schlägst mich?“, knurrte er.
    Ich wand mich unter ihm, um freizukommen, doch er ließ mich nicht los. „Du lügst mich an“, schrie ich wütend zurück und biss nach ihm. Diesmal wich er aus. „Schlimmer noch“, setzte ich nach. „Du hältst mich zum Narren. Du fütterst mich mit Lügen und erwartest, dass ich sie brav schlucke. Du bist derjenige, der sich schämen sollte.“
    Meine Selbstbeherrschung hing an einem seidenen Faden. Ich war kurz davor, dem Dämon tatsächlich an die Gurgel zu gehen, und dabei war es mir egal, ob ich ihn wirklich verwunden konnte. Es kam mir darauf an, dass er sah, wie sehr er mich verletzt hatte.
    Arun musste es bemerkt haben, denn er ließ mich los und trat vom Bett zurück.
    Ich stand ebenfalls auf. Meine Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass es schmerzte, doch es half mir auch, mich zu beherrschen. Niemals würde ich es mir verzeihen, wenn ich jetzt vor ihm in Tränen ausbrach.
    „Du kannst dich nicht einfach zu der Person machen, der ich mehr als allen anderen vertraue“, schleuderte ich ihm entgegen, „und mich dann belügen. Du kannst nicht … du kannst mich nicht küssen und dann lügen!“
    Arun nahm meine Worte still hin. Das Biest lauerte noch immer in seinen Augen, doch anstatt mir zu antworten, wandte er sich ab und schritt zum Fenster.
    Ich war kurz davor, mir den Stuhl zu schnappen und nach ihm zu schleudern. „Verdammt, Arun! Ich schwöre, wenn du nicht –“
    „Ich halte nicht viel von der Prophezeiung“, sagte der Varuh leise.
    Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Seine Stimme klang rau und schmerzhaft ehrlich, vollkommen frei von Täuschung. „Du musst wissen, dass ich anwesend war, als diese Prophezeiung gemacht wurde.“ Er schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. „Nichts als ein Haufen alter Weiber, die zu viele giftige Beeren geschluckt hatten. Die Alten ... so weise sie sein mögen ... können auch irren.“
    Mein Herz schlug schneller. Stuhl und Wut waren vergessen. „Du warst dabei?“
    Er nickte.
    Das gab mir zu denken. Es war nicht so, dass ich besonders viel über Prophezeiungen wusste. Für mich besaßen sie etwa den gleichen Status wie Märchengeschichten, doch diese eine wollte ich nur allzu gerne hören. „Wie lautet die Prophezeiung, Arun? Was haben diese alten Frauen gesehen?“
    Er legte eine Hand an den Stein und starrte aus dem Turmfenster. Am Nachthimmel über uns blinkten die Sterne. Unten in der Stadt flackerten Scheiterhaufen und um sie herum feierten die Bürger ihren Sieg über die Priester. Ich fühlte mich, als sei ich für die Dauer einiger Herzschläge in eine verkehrte Welt geraten.
    „Jede Wahrheit hat ihren Preis, Cara, und ich verstoße gegen ihr erstes Gebot, wenn ich es dir verrate.“ Ruckartig fuhr Aruns Kopf zu mir herum, seine grauen Augen leuchteten in der Dunkelheit. „Bist du sicher“, fragte er mit einem Knurren, „dass ich weitersprechen soll?“
    Ich sah ihn mit großen Augen an und nickte. Ich war bereit den Preis zu zahlen.
    Er senkte den Kopf und wandte sich wieder zum Fenster. „Sie haben nicht gesehen“, sagte er in die Nacht, „sie haben befohlen.“
    Ich blinzelte irritiert und schloss für einen Moment die Augen. Dann trat ich neben ihn. Er hatte den Umhang fest um sich gezogen, als wolle er sich vor etwas schützen. Zaghaft hob ich eine Hand und legte sie auf seine Schulter.
    „Arun.“ Er sah mich. „Was meinst du damit, sie befehlen?“
    Er lächelte auf einer Art, die mich schaudern ließ, grimmig und traurig zugleich. „Wir Varuh haben eine Aufgabe. Jeder von uns.“ Er sprach so leise, dass ich mich anstrengen musste, ihn zu hören. Zaghaft trat ich noch näher zu ihm heran.
    „Was ist das für eine Aufgabe?“, flüsterte ich.
    Aruns Augen flackerten, an

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