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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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mich in einen Turm?“
    Keiner der vier Wachmänner antwortete oder verzog eine Miene. Ich kreuzte die Arme vor der Brust und starrte sie an. Natürlich sandte Starken nur seine loyalsten Männer zu meiner Bewachung, doch ich wollte zumindest sehen, ob ich nicht doch eine Reaktion aus ihnen herausbekam. Sie waren allesamt bärtig, zwei Köpfe größer als ich und hatten einen derart grimmigen Gesichtsausdruck, dass es an Stumpfsinn grenzte.
    Ich beugte mich vor, bis meine Nase beinahe das bärtige Kinn des blonden Hünen berührte, der mir am nächsten stand. „Weshalb der Turm?“, fragte ich gedehnt.
    Nichts geschah. Ebenso gut hätte ich einen Baum anstarren können.
    Mein Widerstand hätte natürlich komplett anders ausgesehen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass Arun mich jederzeit aus dieser Lage befreien konnte. Dennoch fiel es mir reichlich schwer, mein Temperament unter Kontrolle zu halten, als die vier Wachmänner mich die steile Turmtreppe emporeskortierten.
    Auch der kleine Raum, der mich am Ende der Treppe erwartete, machte es mir nicht leichter. Ein einfaches Bett, ein runder Tisch und ein Stuhl, auf dem Stickzeug lag, zierten das eiskalte Zimmer. Ein einziges, schmales Fenster enthüllte den Blick auf die nächtliche Stadt unter uns.
    Was? Sollte ich etwa drei Wochen lang Blumen sticken und aus dem Fenster schauen? Der Gedanke war so absurd, dass ich auflachen musste. Das Geräusch hörte sich allerdings an als sei ich nahe der Hysterie und so klappte ich den Mund schnell wieder zu.
    Ohne ein weiteres Wort drehten die Wachen ab, verschlossen und verriegelten die massive Holztür und polterten die Treppe hinunter. Eine Weile noch starrte ich auf das schroffe Holz, dann trat ich ans Fenster, schloss die Augen und lauschte. Der Wind tobte und heulte um den Turm. Die Wölfe waren auf der Jagd.
    „Arun?“
    Schmunzelnd trat er aus den Schatten neben der Tür. „Eine beeindruckende Aussicht, nicht wahr?“
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die Stadt und die Landschaft, die sich hinter ihr ausbreitete. Hügel und Täler, Bäume und Grasflächen, kaum Schnee. Ich zuckte mit den Schultern. Leider war ich nicht in der Stimmung, mich von irgendwas beeindrucken zu lassen.
    Arun war zu mir herübergekommen. Er beugte sich vor und … schnüffelte an mir.
    „Was ist?“, fragte ich misstrauisch und trat zurück.
    „Du riechst wie eine verdammte Blumenwiese“, murmelte er.
    Ich blinzelte. „Wie eine verdammte Blumenwiese?“
    Der drohende Unterton in meiner Stimme war ihm nicht entgangen. Schnell hob er die Hände. „Oh, nein, nein“, stammelte er und schüttelte der Kopf. „Du riechst sehr gut, nur auch sehr … intensiv.“
    „Pech“, schnappte ich und drehte mich von ihm weg. „Gewöhn dich dran.“
    Einen Lidschlag später schlang er seine Arme von hinten um mich und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
    „Das tue ich“, raunte er mir ins Ohr.
    Ein wohltuendes Kribbeln durchlief meinen Körper. Für einen Moment konnte ich nicht anders, als mich gegen den Dämon sinken zu lassen und seine Nähe zu genießen.
    „Halt, warte.“
    Ich befreite mich aus seiner Umarmung, fasste ihn am Umhang und zog ihn hinter mir her durch den Raum und neben mich aufs Bett. Die Ereignisse der letzten Stunden hatten zu viele Fragen aufgeworfen, als dass ich sie einfach zur Seite schieben konnte.
    Mit großen, ernsten Augen sah ich ihn an. „Arun, es wird Zeit, dass du mir die Wahrheit sagst.“
    Er hob eine Braue und schielte auf die Laken. „Was genau –?“
    „Ich will wissen“, schnitt ich seinen Gedanken ab, „was genau hier vor sich geht. Warum verhalten sich die Bediensteten, als wäre ich eine Heilige oder sowas? Wieso behandelt mich Fürst Starken, als sei ich eine Bedrohung? Und warum hat dieser greise Diener Arnulf etwas von einer … Prophezeiung gefaselt?“
    Und das waren nicht meine einzigen Hinweise. Auch der Lichtträger aus meinem Dorf hatte damals etwas gesagt, das mich hatte stutzen lassen, was ich jedoch bis eben vergessen hatte. Die Begegnung mit Marmon hatte weit mehr Fragen aufgeworfen, als Arun bereit gewesen war zu beantworten, und auch Rosana hatte sich bei unserer ersten Begegnung ungewöhnlich verhalten. Ich hatte das Gefühl, als würde ich mich in ein Netz verstricken, das ich nicht einmal sehen konnte, und das behagte mir ganz und gar nicht. Ich war bereit zu kämpfen, mehr als bereit, aber ich konnte es nicht halb blind tun.
    Arun lachte bloß und machte eine wegwerfende

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