Caras Gabe
gesehen. Vielleicht war es einfach ihre Art, überheblich, arrogant und scharfsinnig wirken zu wollen.
„Wer ist dein Vater?“, fragte er und blieb vor mir stehen.
Ich starrte in seine blassblauen Augen. „Verbrannt“, war das einzige Wort, das ich über die Lippen bekam.
Starken hob eine Braue. „Weshalb?“
„Verrat“, sagte ich und ließ es wie eine Herausforderung klingen. „Ketzerei.“
Die Augen des Fürsten wurden schmal. „Vortrefflich“, murmelte er geistesabwesend und zwirbelte seinen Bart. „Du behauptest, dass du einen Lichtträger mit bloßen Händen getötet hast?“
Die Frage war in einem beiläufigen, harmlosen Ton gestellt, doch Fürst Starken sah mich mehr lauernd als prüfend an und mit einem Mal hatte ich die untrügliche Ahnung, dass mein Leben von meinen Antworten abhängen könnte.
Ich beschloss es dem Fürsten schwer zu machen. „So etwas“, antwortete ich, als habe er eine komplett absurde Frage gestellt, „habe ich niemals behauptet.“
Das brachte mir einen finsteren Blick ein. Die Hand des Fürsten schnellte vor. Er packte meinen Kragen und zog mich direkt vor sein Gesicht. „Ich rate dir“, zischte er, „mich nicht zum Narren zu halten.“
Seine Nase war gewaltig aus dieser Perspektive. Ich konnte das Öl in seinem Bart, den Haaren riechen und die kleinen roten Äderchen in seinen blassen Augen sehen. Seine Unterlippe zitterte, mehr noch als der Arm, mit dem er mich hielt.
Und dann begriff ich endlich, weshalb Fürst Starken mich verabscheute und mich wie eine Kriminelle behandelte.
Ich stellte eine Bedrohung für ihn da. Der Fürst fürchtete mich oder den Einfluss, den ich haben könnte. Wenn man bedachte, wie seine Dienerschaft auf mich reagiert hatte, war das durchaus berechtigt. Bei allen kreischenden Lichtträgern, Sorja hatte mich Heiligkeit genannt!
Für die Dauer einiger Herzschläge erwog ich ernsthaft, Starken hier und jetzt damit zu konfrontieren, einfach, um ihm sein unverschämtes Verhalten heimzuzahlen, doch das wäre mehr als unklug gewesen. Ich würde meine Karten noch bedeckt halten und sie im richtigen Moment spielen.
Nachdem er erkannt hatte, dass ich ihm nicht mehr antworten würde, löste der Fürst seine Finger aus meinem Kragen und wischte sie an seiner Hose ab. Er drehte sich schwungvoll um und stolzierte durch den Raum, als versuche er die Absätze seiner polierten Stiefeln im Holzboden zu verewigen.
„Beim ersten Tageslicht werde ich Reiter aussenden“, sprach er zu der Luft vor seiner Nase. „In drei Wochen werden sich alle Fürsten des Landes, die mutig genug sind, gegen die Lichtträger und ihre Priester zu kämpfen, hier einfinden.“ Er blieb stehen und sah mich an. „Du wirst ebenfalls anwesend sein.“
Ich biss mir auf die Zunge, um zu verhindern, dass sich meine Verachtung offen auf meinem Gesicht zeigte. Besser ich gab mich unterwürfig, obwohl ich das Bedürfnis verspürte, dem Fürsten meine Faust ins Gesicht zu schmettern und dann in seiner Manier aus dem Saal zu stelzen.
Es pochte an der Tür. Ein Diener brachte die Speisen des Fürsten auf einem Tablett und platzierte sie am Kopfende des langgestreckten Tisches. Starken schickte den Mann ohne ein Wort hinaus, doch bevor er den Saal verließ, warf mir der Diener einen irritierten Blick zu. Ich zuckte bloß mit den Schultern.
Starken ließ sich mit dem Rücken zu mir an seinem Platz nieder und begann zu essen. Ich sah zu den Flammen im Kamin und wieder zurück auf seine breite Rückseite. Sollte ich seinen Kopf von hinten in die Speisen drücken oder worauf wartete er?
„Ah, eines noch“, schmatzte er nach einer Weile und hob sein Messer, ohne sich jedoch zu mir umzudrehen. „Ich erwarte, dass du dich bis zu dem Zeitpunkt der Verhandlungen bedeckt hältst. Du wirst zu niemandem außer den Dienern sprechen, die ich dir zuteile und du wirst in den Gemächern bleiben. Haben wir uns verstanden?“
Oh, es war so ein vortrefflicher Moment den Dämon zu erwähnen, doch ich begnügte mich mit einem Knicks, was zugegeben ein wenig dämlich war, da Starken ihn nicht sehen konnte.
„Bedeutet das“, fragte ich, obwohl es mir bereits klar war, „Ihr macht mich zu Eurer Gefangenen?“
„In keinster Weise“, kam die saloppe Antwort. „Eure … Gemächer sind bereits vorbereitet. Der Geleitschutz wartet vor der Tür.“
Kurz darauf stand ich vor einem engen, runden Treppenaufgang, der steil in die Höhe führte. „Ein Turm?“, fragte ich ungläubig. „Er sperrt
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