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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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eine Hand über seine Augen gelegt und ließ sich taumelnd von mir führen. Kaum dass er ausgestreckt auf den Decken lag, tastete ich seine Glieder nach Verletzungen ab, doch ich fand keine. Schließlich beugte ich mich über ihn. Sein Gesicht war aschfahl, seine Lippen rissig und er atmete sehr flach.
    Ich musste schlucken, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. „Was sollte das?“, stieß ich hervor. „Warum hast du das getan, Arun?“ Meine Hände wurden zu Klauen auf seiner Brust. „Ich hätte leiden sollen“, rief ich, „nicht du!“
    Arun machte ein paar mühsame Atemzüge. Dann lächelte er traurig und legte eine Hand an meine Wange. „Sie haben ein Mädchen gesehen“, murmelte er. „Ein Mädchen, das den Erschaffer entthronen würde. Den Erschaffer von Menschen mit gläsernen Flügeln. Das war … lange vor der Zeit der Priesterkriege, doch ... ich habe gesehen wie diese Prophezeiung sie schleichend teilte.“ Er lachte rau. „Sie haben den Sieg über einen Feind gesehen, den sie sich dadurch erst selbst erschaffen haben. Ist das nicht ...“
    Ich schüttelte heftig den Kopf. „Hör auf! Hör sofort auf davon zu reden. Was, wenn du wieder bestraft wirst? Ich ertrage es nicht, dich leiden zu sehen.“
    Arun legte seine Hand über die Augen und ließ sie nur langsam wieder sinken. „Es gefällt mir nicht, dass du dieses Mädchen sein sollst.“
    Ich wünschte, ich hätte ihn niemals nach der Prophezeiung gefragt. „Keine Angst“, sagte ich leise, „mir passiert schon nichts.“
    Arun sah aus wie jemand, der unbedingt etwas glauben wollte, es jedoch nicht konnte. Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, zog er mich in seine Arme und hielt mich fest, als würde ich mich jeden Augenblick in Rauch auflösen und aus dem Fenster schweben.
    Später in der Nacht brachte man mir ein weiteres Tablett mit Honigbrot und einen Becher gefüllt mit Gewürzwein, wie ich ihn bei Rosana gekostet hatte. Arun erhob sich rasch vom Bett und verschmolz mit den Schatten, solange der blonde Wachmann im Raum war. Sobald dieser die Tür hinter sich verriegelt hatte, gab die Finsternis ihn wieder frei.
    Arun streckte sich auf dem Bett aus und spielte mit den Fransen der Vorhänge. Es war, als hätte die Tortur niemals stattgefunden. Meine Gedanken drehten sich noch immer wie wild um das, was ich erfahren hatte. Es war also Aruns Auftrag, mir beim Schmieden des Schwertes zur Seite zu stehen, damit ich dem Erschaffer der Lichtträger selbst entgegentreten konnte. Hatte er mich von Anfang an gelenkt und beeinflusst? Mit Sicherheit, doch … es war auch mein Wunsch gewesen, der mich hierher gebracht hatte. Nein, Arun hatte es möglich gemacht, dass ich tun konnte, wonach es mir verlangte: gegen die Lichtträger und Priester zu kämpfen.
    Oder war alles anders? War es vorherbestimmt, dass ich solch einen Hass auf die Lichtträger entwickeln würde, weil man meinen Vater verbrannt hatte? Grausige Kälte breitete sich in mir aus. War es möglich, dass das alles nur geschehen war, um mich an diesen Punkt zu bringen? Für einen Moment wurde mir schwindelig, als ich mir vorzustellen versuchte, dass meine Wünsche nicht meine Wünsche waren und mein Wille der eines anderen. Mein Leben fremdbestimmt von einer höheren Macht, deren Diener die Varuh waren.
    Es klang falsch. Ich war hier, ich wusste, wer ich war und ich wollte das gläserne Schwert unbedingt in den Händen halten. Niemand hatte Macht über mich und meine Entscheidungen. Mein Schicksal gehörte mir.
    „Weißt du, wessen Raum das ist?“, fragte Arun beiläufig.
    Ich schüttelte den Kopf und fuhr fort das Honigbrot zu verputzen.
    Arun stand auf, ging zum Fenster und sah in die Nacht. Er hatte sich schneller erholt, als ich für möglich gehalten hatte. Nichts an ihm erinnerte mehr an die qualvollen Krämpfe, unter denen er sich gewunden hatte. „Der Fürst lässt seine Frau hier oben einsperren, wenn sie ihm auf die Nerven geht“, sagte er leichthin. „Die Stickereien sind von ihr.“
    Mit großen Augen schaute ich auf die filigrane Blumenstickerei. „Ernsthaft?“, fragte ich mit vollem Mund und schluckte mühsam. „Jetzt mag ich ihn noch weniger.“ Ich befreite meine Hände von Krümeln, schnappte mir den Weinbecher und setzte mich mit untergeschlagenen Beinen aufs Bett, während Arun weiterhin am Fenster verweilte.
    „Kein Wunder, dass sie den Winter nicht mag.“ Ich blickte in dem kahlen Raum umher. „Es ist eiskalt hier oben. Vermutlich ist sie deshalb zu

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