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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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überfüllten Flur drängte. Cara hatte den Blick starr nach vorn gerichtet und sich bemüht, eine neutrale Miene zu bewahren. Gleichgültigkeit konnte ganz schön anstrengend sein.
    Sie ließ den Blick durch das sonnige Klassenzimmer schweifen. Die Diskussionen zu Der Fänger im Roggen umfingen sie wie sinnentleertes Rauschen. Zehn ihrer Mitschüler waren damit beschäftigt, unter dem Tisch SMS zu schreiben, vier lasen irgendwelche Texte für andere Fächer und zwei schliefen. Dale Simmons sabberte sogar im Schlaf. Vorn klopfte der Lehrer mit der Kreide an die Tafel. »Nachdenken, liebe Leute. Wen bewundert Holden Caulfield wirklich? Dale, aufwachen.« Dales Kopf zuckte abrupt nach oben. Mr Crawford ließ den Blick über die Klasse schweifen. »Irgendjemand? Alexis?«
    Auf der anderen Seite des Gangs ließ Alexis ihr Handy mit einer flinken Handbewegung in der Tasche verschwinden und schenkte Mr Crawford ein strahlendes Lächeln. Eine kleine silberne Schmetterlingsspange glitzerte in ihrem blonden Haar. »Seine kleine Schwester?«
    »Richtig, sehr gut.« Mr Crawford schrieb den Namen »Phoebe« an die Tafel. Alexis lehnte sich selbstgefällig auf ihrem Stuhl zurück und schlug ihre sonnengebräunten Beine übereinander. Dann griff sie in ihre riesige Tasche und holte eine Tube Lipgloss heraus, um sich damit über die Lippen zu fahren, bis sie klebrig violett glänzten. Cara konnte den süßlichen Geruch des Weintraubenaromas über den Gang hinweg riechen. Alexis sah sich lässig im Raum um. Rasch wandte Cara den Blick ab, doch zu spät. Alexis lehnte sich zu ihr herüber. »Was glotzt du denn so?«, zischte sie, ihre Stimme schneidend wie Scherben aus Eis. »Hat dir niemand beigebracht, dass es unhöflich ist, andere anzustarren?«
    Caras Zehen krallten sich in ihre abgetragenen Turnschuhe. Sie spürte, wie ein winziger Muskel am Rande ihres Auges zu zucken begann. Alexis bemerkte es ebenfalls. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment drehte sich Mr Crawford um. Alexis richtete den Blick rasch nach vorn. Cara atmete leise aus und legte einen Finger über die zuckende Stelle. Sie zwang sich, tief durchzuatmen und sich zu entspannen, bis das Zucken endlich nachließ.
    In der nächsten Tischreihe, vier Plätze weiter, legte Ethan seine muskulösen Arme hinter den Kopf. Gestern erst hatten sich diese Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Cara fuhr sich mit den Fingerspitzen über die schmerzende Stelle unterhalb ihrer Rippen. Was, wenn dieser Erstickungsanfall nicht vor Tausenden von Leuten stattgefunden hätte? Vielleicht hätte Ethan ihr zu einem Stuhl geholfen und sich dazugesetzt, um ihre Hand zu halten …
    »… Zusammenbruch, Cara?«
    »Hm?« Sie fuhr auf und stieß mit dem Knie gegen die Unterseite ihres Tisches. Ihr Schnellhefter segelte zu Boden und verteilte einen Stapel Zettel über mehrere Tischreihen.
    Die ganze Klasse kicherte. Mehrere Schüler drehten sich auf ihren Stühlen um und starrten sie an. Mr Crawford strich sich geduldig über seinen struppigen Bart. »Glauben Sie, Holdens ›heuchlerische‹ Eltern sind in irgendeiner Weise schuld an seinem Zusammenbruch?« Seine kleinen funkelnden Augen bohrten sich durch die Brillengläser in sie hinein.
    Cara spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Ihr war bewusst, dass die ganze Klasse zuhörte. »Na ja, ähm … ja?«, murmelte sie.
    »Na ja, ärr, harr-achhh .« Alexis machte ein ekelhaft würgendes Geräusch, das gerade laut genug war, dass jeder in ihrem Umkreis es hören konnte. Neben ihr prustete Sydney leise los, und ein Lachen breitete sich im ganzen Raum aus. Caras Ohren glühten vor Hitze. Sie blickte Mr Crawford an, in der Hoffnung, er würde jemand anderen drannehmen, doch stattdessen schenkte er ihr nur ein mitfühlendes Lächeln.
    »Möchten Sie Ihre Meinung vielleicht am Text belegen, Cara?«, fragte er.
    Nein. Nein, ich möchte meine Meinung ganz bestimmt nicht am Text belegen. Aber danke der Nachfrage . Cara senkte verlegen den Kopf und blätterte hektisch in den spröden, vergilbten Seiten. Die schwarzen Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Eine Ewigkeit herrschte Stille im Raum – abgesehen von Caras klopfendem Herzen und Sydneys und Alexis’ unterdrücktem Gekicher. Schließlich blickte Cara hilflos zu Mr Crawford auf.
    Er nickte leicht. »Sonst irgendjemand?«, fragte er und ließ den Blick über den Rest der Klasse schweifen. »Irgendeine Meinung zu Holdens Eltern?«
    Cara sackte in sich

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