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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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die gerade auf dem Weg nach draußen waren, um im Auto eine zu rauchen, blieben ebenfalls stehen und gafften.
    Alexis’ Augen leuchteten. » Ooooooohaaaach! « Sie bekam einen erneuten Pseudoanfall, ihren bislang schlimmsten. Sie fasste sich an den Hals und wirbelte im Foyer herum wie eine durchgeknallte Ballerina.
    Cara wollte sich zwingen, erneut kehrtzumachen und weiterzugehen, aber ihre Füße weigerten sich. Ihr Magen hatte sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammengezogen. Um sie herum hatte sich eine kleine Menschentraube gebildet.
    Alexis blieb stehen. »Das war so was von ekelhaft, dir dabei zuzusehen, wie du dich selbst vollgerotzt hast«, erklärte sie in beiläufigem Tonfall. Cara spürte, wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Alexis musterte sie aufmerksam. »Ooch, Cara ist traurig.« Sie zog ein Papiertaschentuch hervor. »Tut mir leid, Cara«, säuselte sie. »Hier – damit du dich nicht wieder vollrotzt.« Sie wedelte ihr mit dem Taschentuch vor der Nase herum.
    »Lass mich in Ruhe!«, keifte Cara und stieß Alexis’ Hand zur Seite. Ihre Stimme hallte durch das stille Foyer. Ein leises Kichern ging durch die Menge. Ein paar Schüler machten einen langen Hals, um besser sehen zu können.
    Alexis lachte sie mit ihren perlweißen Zähnen an. »Weiß du was, Würger – oh, ich meine natürlich Cara –, wenn du dein Essen wie jeder normale Mensch kauen würdest, müssten wir dir wenigstens nicht dabei zusehen, wie du das Zeug wieder auskotzt. Ich glaube, das Karottenstück liegt immer noch da drinnen auf dem Boden. Kannst du deinen Dreck nicht wenigstens wegräumen, Würger?«
    Cara spürte, wie ihr Augenwinkel erneut zu zucken begann. Sie konnte Alexis’ makelloses Porzellangesicht kaum noch erkennen. Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen – irgendetwas –, doch es kam kein Ton heraus.
    Alexis’ grüne Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie beugte sich näher an Caras Gesicht heran. »Was ist denn mit deinem Auge los, Würger?«, fragte sie mit lauter Stimme. »Das springt ja in seiner Höhle herum wie eine Spinne.« Sie zeigte mit dem Finger auf Cara, als wollte sie auf ein interessantes medizinisches Phänomen hinweisen.
    Ein Murmeln ging durch die Menge. »Wo denn?«
    »Was macht ihr Auge?«
    »Lass mich mal sehen.«
    Die Menge drängte noch dichter heran. Cara sah sich hektisch um. Sie spürte, wie das Zucken immer schneller wurde. Verzweifelt hielt sie sich die Hand vors Auge, wirbelte herum und schob sich durch die Menge.
    Das Lachen der anderen dröhnte ihr in den Ohren, als Cara den Flur hinunterstürzte. Die graue Tür der Mädchentoilette lag unmittelbar vor ihr. Cara stieß sie auf, ohne ihr Tempo zu drosseln. Sie stürzte in eine der verbeulten Metallkabinen, beugte sich über die Kloschüssel und kotzte.
    Keuchend richtete sie sich wieder auf und wischte ihren Mund mit Toilettenpapier ab. Am Waschbecken rieb sie ihre Hände mit schleimiger, rosafarbener Seife ein und starrte ihr Gesicht im Spiegel an. Das kalte Neonlicht zeichnete ihr dunkle Schatten unter die Augen, die tief in ihren Schädel eingesunken schienen. Ihre Nasenlöcher waren rot geschwollen, und ihr braunes Haar hing ihr in schlaffen Strähnen über die Schultern.
    Cara erschauderte. Langsam ließ sie sich an der gefliesten Wand herabrutschen, bis sie auf dem Boden saß. In der Toilette herrschte Totenstille, abgesehen von dem hallenden Pling Pling eines tropfenden Wasserhahns. Cara ließ ihren Kopf rückwärts gegen die Wand sinken und zog die Knie an die Brust. Dann schloss sie die Augen und begab sich an einen sicheren Ort in ihrer Fantasie.

Kapitel 3
    C aras Kopf drehnte, als sie abends um sieben endlich nach Hause kam. Das Training war heute brutal gewesen, und sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine heiße Dusche und eine riesige Portion Eis. »Hallo«, rief sie, als sie die Haustür öffnete. Sie bekam keine Antwort. Der geräumige Flur war finster und schattig, das Haus unangenehm kühl, weil es den ganzen Tag über verschlossen gewesen war.
    Der getigerte Kater ihrer Mutter, Samson, hatte es sich in einem Sessel im Flur auf ihrer geliebten Fleecejacke bequem gemacht. »Verschwinde, Samson«, versuchte sie ihn zu verscheuchen. Der Kater erhob sich langsam und starrte sie gelangweilt an. »Ihhh.« Sie riss die Jacke unter ihm weg und klopfte die grauen Haare ab, die überall daran festhingen. Samson ignorierte sie und leckte sich über den

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