Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
Vom Netzwerk:
zusammen. Sie beugte sich nach vorn und sammelte ein paar ihrer verstreuten Zettel ein. Dann ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken. Sie verschränkte die Arme über ihrem alten grünen T-Shirt und starrte die Ahornbäume vor dem Fenster an. Da sah sie es erneut – ein flüchtiges Aufblitzen zwischen den Bäumen. Es kam ihr so vor, als hätte sich da draußen irgendetwas … irgendjemand hinter einem der dicken Bäume versteckt. Cara blinzelte. Die Bewegung war verschwunden.
    Der Gong ertönte. Mr Crawford erhob die Stimme. »Für Mittwoch Kapitel zwölf bis sechzehn.« Lautes Klappern und Stühlerücken erfüllte den Raum. Cara klappte in Zeitlupe ihren Schnellhefter zu. Sie wollte sichergehen, dass Alexis und Co. den Flur bereits verlassen hatten, wenn sie aus dem Raum kam. Während die anderen Schüler nach und nach an ihr vorbeischlenderten, kramte Cara im Vorderfach ihrer Umhängetasche und tat so, als würde sie irgendetwas suchen.
    Plötzlich blieb jemand neben ihrem Stuhl stehen. Cara rutschte das Herz in die Hose. Wenn Alexis auch nur ein weiteres Wort zu ihr sagte, würde sie höchstwahrscheinlich zusammenbrechen. Vorsichtig hob sie den Blick um wenige Zentimeter. Sie erspähte ein großes Paar Segelschuhe, einer davon mit einem zusammengeknoteten Schnürsenkel, und zwei maskuline Fußgelenke. Cara blickte auf.
    Vor ihr stand Ethan. Er hielt den Rest ihrer entwischten Zettel in der Hand. »Hier. Die lagen unter meinem Stuhl«, sagte er. Cara hatte das Gefühl, vom Klang seiner warmen Baritonstimme in Ohnmacht zu fallen. Seine durchdringenden blauen Augen schienen sie auf ihrem Stuhl aufzuspießen.
    »Dan…« Ihr Hals schien sich mitten im Wort zuzuschnüren. Oh Gott, Cara, kannst du nicht mal »danke« sagen, ohne dich zum Affen zu machen? Sie räusperte sich. »Danke.« Abrupt stand sie auf und stieß mit den Oberschenkeln gegen die Tischkante, sodass der Tisch gefährlich kippte.
    »Hoppla.« Ethan griff danach und stellte ihn sicher wieder hin. »Ich wollte nur fragen, wie’s deinem Hals so geht. Du weißt schon, wegen gestern.«
    Cara wurde rot. »Mir geht’s gut«, sagte sie leise. Sie nahm ihre Zettel entgegen und hielt sie nervös in den Händen.
    »Cool. Freut mich. Ich hatte echt Angst, ich brech dir die Rippen.« Ethan grinste. Und wartete. Cara fühlte sich wie versteinert. Sag irgendwas! Der Typ hat dir gestern das Leben gerettet! Aber sie brachte nicht mehr zustande als ein albernes kleines Lächeln und ein Schulterzucken. Ethan wartete noch ein wenig und fummelte an seinem Lederarmband herum.
    »Wir sehen uns beim Training.« Er lächelte ihr zu und ging den Gang hinunter. Cara beobachtete, wie er Alexis im Vorbeigehen leicht an sich drückte und dann aus dem Raum verschwand.
    Sie steckte ihre Notizen in die Tasche und zog gewaltsam den Reißverschluss zu, ohne sich um die Zettel zu scheren, die an einer Ecke herausragten. Mit hängendem Kopf ging sie den Gang hinunter und nickte Mr Crawford zum Abschied zu. Als sie auf den Flur trat, rempelte sie von hinten jemand an, sodass sie um ein Haar auf den ausgetretenen Linoleumboden gestürzt wäre.
    Alexis und Sydney standen hinter ihr und grinsten über beide Ohren. »Seht mal, der Würger!«, verkündete Alexis so laut, dass es jeder auf dem Flur hören konnte. »Wie geht’s uns denn heute – achhh! Harrrch! « Alexis umklammerte ihren Hals, während sie scheußlich würgende Geräusche von sich gab.
    » Haaarach! Rrack! « Sydney ahmte sie nach und riss ihre fetten Lippen so weit auseinander, dass Cara die Füllungen in ihren Backenzähnen sehen konnte. Sie ließ ihre aufgerissenen Augen in den Höhlen kreisen, als müsste sie jeden Moment hier im Englischtrakt verrecken.
    Cara spürte, wie ihre Schläfen pulsierten. Sie wirbelte herum und ging hastig den Flur hinunter. Den Blick starr geradeaus gerichtet rannte sie im Zickzackkurs an den anderen Schülern vorbei, die auf dem Weg zu ihren Klassenräumen waren. Alexis und Sydney folgten ihr hartnäckig, wobei sie ununterbrochen Erstickungsgeräusche von sich gaben und dabei immer wieder in irres Lachen ausbrachen. »Cara! Cara! Warte mal!«, rief Alexis, als sie sich dem Foyer näherten.
    Cara blieb stehen und drehte sich um. »W-was?« Sie versuchte, gelangweilt zu klingen, doch ihre Stimme zitterte.
    Mehrere Zehntklässler, die damit beschäftigt waren, einen Flyer für die Schwimmmeisterschaften ans Schwarze Brett zu heften, drehten sich um. Ein paar Kiffer mit Zottelmähnen,

Weitere Kostenlose Bücher