Caras Schatten

Phyllis einen Pappbecher Wasser in die Hand, und Cara nahm ihn entgegen. Sie legte die Füße auf den Tisch und starrte den schwarzen Bildschirm an. Die Schwester, die ihre Stimmung offenbar spürte, wandte sich zum Gehen. »Kunsttherapie um eins«, sagte sie über ihre Schulter hinweg. Unter extremer Anstrengung zwang sich Cara, den Kopf zu drehen und zu nicken. Sie schenkte der Schwester ein Lächeln. Phyllis lächelte zurück und verließ den Raum, offenbar zufriedengestellt.
    Als Cara erneut nach der Fernbedienung griff, hörte sie, wie Phyllis’ Gummisohlen quietschend zum Gemeinschaftsraum zurückkehrten. Die Schwester steckte den Kopf zur Tür herein. »Wollen Sie denn gar nichts essen?«
    Cara warf einen Blick auf die Wanduhr. Punkt zwölf. Sie aß jeden Tag um diese Zeit, obwohl sie nie Hunger hatte. Manchmal redete sie mit den übrigen Patienten, aber wenn die anderen bei der »Fitness« waren, aß sie allein, was ihr ohnehin lieber war. Sie rappelte sich von der Couch auf. »Okay.«
    Phyllis führte Cara in einen mit Linoleum ausgelegten Raum, der den Patienten als Cafeteria diente. Sie ließ Cara an der Türschwelle allein und verschwand im benachbarten Schwesternzimmer, um irgendwelche Daten in eine Tabelle einzutragen. Mit gesenktem Blick suchte sich Cara einen Platz und setzte sich. Sie starrte den traurigen Teller Erbsen mit Huhn an, den Phyllis ihr hingestellt hatte.
    »Verschluck dich nicht«, sagte eine vertraute samtige Stimme.
    Cara stockte der Atem. Sie sah auf und erblickte ein Paar violetter Augen, umrahmt von glänzenden kohlschwarzen Haaren.
    »Hör zu, es tut mir echt leid, wie das Ganze gelaufen ist«, fuhr Zoe fort und ließ sich Cara gegenüber in dem leeren Raum nieder. »Aber sieh’s mal positiv.« Ein Lächeln breitete sich über ihre rosigen Lippen. »Jetzt haben wir wenigstens jede Menge Zeit zum Quatschen.«