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Caravan

Titel: Caravan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Geta sagte er: »Du
     hältst den Mund. Red nicht mit ihm. Der Wichser ist ein Niemand. Wir wollen ihn nicht auf dem Gelände haben.«
    »Immer sachte. Ich vertrete hier die   …«
    »Zieh Leine oder ich hol die Polizei.«
    Plötzlich traten die Chinesen aus der Ausweideabteilung auf den Plan, und sie hielten immer noch die furchterregenden Messer
     in der Hand. Sie fingen an zu schreien und mit den Messern zu fuchteln, und obwohl keiner verstand, was sie sagten, konnte
     jeder sehen, dass sie fuchsteufelswild waren. Der Vorarbeiter zog sein Handy heraus, doch einer der Chinesen schlug es ihm
     aus der Hand und trampelte darauf herum, bis es Schrott war.
    »Immer sachte!« Der Gewerkschafter hob die Hand. »Keine Gewalt, Genossen. Das lässt sich bestimmt alles friedlich regeln.«
    Nur einen kurzen Moment lang sah der Vorarbeiter dankbar aus.
    »Hör zu, Kleiner, das Einzige, was hier zu regeln ist, ist, wie wir die Penner wieder an die Arbeit kriegen.«
    »Immer mit der Ruhe. Erst mal hören wir uns ihre Beschwerden an.«
    |184| Sofort erhob sich ein Chor von Klagen und Gackerlauten. Alle schienen Beschwerden zu haben, sogar die Hühner.
    »Jede Minute, in der das beschissene Fließband stillsteht, geht uns Kohle flöten. Du hast gut reden, von wegen immer mit der
     Scheißruhe, aber die verfluchten Supermärkte stehen nicht auf Ruhe, kapiert? Zwei zum Preis von einem, Mann. Das müssen wir
     liefern. Bis Freitag. Sonst verlieren wir den Vertrag, und dann heißt es bye-bye Buttercup Meadow, und die ganzen Penner,
     die hier nach Arbeitsrechten schreien, können ihren verdammten Jobs bye-bye sagen.«
    »Umso wichtiger, dass wir die Sache schnell klären. Also   …«
    »Okay, sag ihnen, wenn sie jetzt zurück an die Arbeit gehen, kommen wir allen Forderungen nach.«
    Tomasz sah, dass der Gewerkschafter nicht weiterkam und dass der Vorarbeiter versuchte, sie alle über den Tisch zu ziehen.
     Er sprang auf eine umgedrehte Kiste und legte die Hände vor den Mund.
    »Das ist kein Verhandlungssache! Hier es geht um Verletzung von Menschenrechte! Und Hühner!«
    Jola wirbelte herum. »Tomek!«
     
    Eine der lästigen Sachen bei Männern, hat Jola festgestellt, ist, dass man jahrelang nach einem Guten sucht, und dann kommen
     plötzlich zwei auf einmal. Der blonde Mann mit den Wadenmuskeln wie preisgekrönte Kürbisse ist der Traum jeder Frau, und der
     helle Flaum an seinen Beinen, welche Frau würde da nicht   … Aber seien wir realistisch, er lebt in England, und wahrscheinlich wirst du ihn nicht überreden können, mit nach Polen zu
     kommen, und selbst wenn, was würde er dort machen? Nichts als Schwierigkeiten. Dieser Tomasz dagegen, auch wenn er gewisse
     Fehler hat, er wird immer besser, und sie hat das bestimmte Gefühl, wenn sie |185| ihn mit einem Stück parfümierter Seife abschrubbt und seine Socken rausschmeißt, die wahrscheinlich aus Nylon sind, und ihm
     ein paar gute Woll- oder Baumwollsocken dafür gibt, die viel angenehmer sind und die Füße nicht unnötig zum Schwitzen bringen,
     der Erfinder von Nylonsocken gehört kastriert, und wenn sie diese Turnschuhe rausschmeißt, die nicht das Richtige sind für
     einen Mann, und ihm stattdessen ein paar schöne Lederschuhe besorgt, in Polen werden ausgezeichnete Schuhe hergestellt, die
     gut passen, dann wäre das Problem bald gelöst, und es könnte sich eine angenehme sexuelle Harmonie zwischen ihnen entwickeln.
    Denn sie sieht, dass er ein gutes Herz hat, und er hat sogar schon Interesse daran bekundet, dem kleinen Mirek ein Vater zu
     sein. Und obwohl sie ihm noch nichts von den Schwierigkeiten vom kleinen Mirek erzählt hat und hofft, dass ihre schwatzhafte
     Nichte den Mund hält und die Katze nicht so bald aus dem Sack lässt, ist sie sicher, wenn er Mirek erst mal in Fleisch und
     Blut vor sich sieht, und sieht, was für ein Schatz ihr Mirek ist, dass er nicht einfach abhaut – wie der Letzte.
    Außerdem entwickelt sich Tomasz zu einem echten Helden. Wie er aufspringt und mit seiner lauten, männlichen Stimme ruft: »Wie
     viele Jahre müssen diese Leute bestehen, bis sie lernen, was heißt Freisein?«
    »Sachte, sachte«, sagt Kürbisbein mit einem Anflug von Panik. »Wir müssen unsere Forderungen konkret formulieren.«
    Also wirklich, diese Männer, sogar die Netten, reden oft einen schönen Quatsch daher.
    Und dann rollt ein großes silbernes Auto heran, genau wie der Rolls-Royce, den Kürbisbein beschrieben hat, und ein reifer
     Herr mit

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