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Caravan

Titel: Caravan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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silbergrauem Haar steigt aus, ein überaus seriös wirkender Herr, könnte sogar Arzt sein, eindeutig nicht |186| der Typ, dessen Frau in schlampigen Unterhosen herumläuft, höchstens vielleicht seine Geliebte, und kommt herüber, um sich
     zu erkundigen, was hier los ist, und Kürbisbein erklärt, dass einem Mann der Arm amputiert werden musste und dass eine Frau
     unrechtmäßig entlassen wurde, weil sie zu lange auf der Toilette gewesen ist. Der Mann mit dem Rolls-Royce sagt: »Hm, hm«,
     und streicht sich über das Kinn, und Kürbisbein sagt, sie muss sofort wieder eingestellt werden und der Amputierte muss Schadenersatz
     bekommen, aber dann mischt sich überflüssigerweise diese herrschsüchtige rumänische Kuh ein und sagt, die Leute würden nur
     versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen, vor allem die nichtsnutzigen Polen, die denken, jetzt wo sie in Europa sind,
     können sie machen, was sie wollen, und da sagt der Rolls-Royce wieder: »Hm, hm.« Dann kommt der Obervorarbeiter, ein unterbelichteter
     Kerl, der gern überflüssige Schimpfwörter benutzt, sich ungehörig benimmt und die Mädchen in den Hintern zwickt und ihnen
     sagt, sie müssen mit ihm Sex machen, wenn sie einen Job haben wollen (keine will Sex mit dir machen, du spitzpimmliger Hund,
     hat Jola gesagt), dieser Obervorarbeiter kommt und sagt, dass der Pole mit den langen Haaren ein Unruhestifter ist – meint
     er etwa Tomasz? Alle sehen sich nach Tomasz um, aber er ist verschwunden, und wo ist Marta? Auch sie ist verschwunden, wobei
     bestimmt niemand behaupten kann, dass Marta eine Unruhestifterin ist. Und dann taucht da plötzlich noch ein Problem auf, denn
     auf einmal ist der ganze Hof voll Hühner, die überall rumrennen und flattern, außer denen, die gebrochene Beine haben und
     nur kriechen können, wirklich, diese Hühner sind in einem schrecklichen Zustand, und eins davon macht ein Häufchen auf Rolls-Royces
     Schuh, und er sagt: »Wo kommen die beschissenen Viecher her?«, und es ist wirklich ziemlich verblüffend, |187| wenn ein so feiner Gentleman plötzlich so unflätige Wörter benutzt. Aber wo sind die Hühner hergekommen? Das bleibt ein Rätsel.
     
    Andrij und Emanuel sind zu ihrer Verabredung mit Vitali ins Pub gegangen und haben anderthalb Stunden über jeweils einem halben
     Pint Bier gesessen, doch Vitali ist nicht gekommen.
    Was sollen sie tun? Emanuel will nach Richmond bei London – er hat die Adresse seines Freundes gefunden   –, aber Andrij will noch nicht weg. Das Mädchen – vielleicht ist sie ja doch hier, und Vulk, der weiß, wo sie ist, ist ganz
     sicher hier. Andrij hat gehört, was ukrainischen Mädchen in England passieren kann. Also, selbst wenn eindeutig nichts zwischen
     ihnen läuft, und selbst wenn er eindeutig beschlossen hat, sich auf die Suche nach Vagvaga Riskegipd zu machen – ist es nicht
     doch seine Verantwortung, zuerst das Mädchen zu finden und sie ihren Eltern zurückzugeben? Denn wenn er es nicht tut, wer
     tut es dann? Bestimmt keiner dieser anderen Ukrainer, Nichtsnutze, die nur an sich selbst denken und ans Biertrinken. Nein,
     er ist aus anderem Holz geschnitzt.
    Sie einigen sich, noch ein paar Tage in Dover zu bleiben, parken den Wohnwagen an einem Karottenfeld und fahren tagsüber mit
     dem Landrover herum. Emanuel sagt, er will seine Angelkünste weiterentwickeln, jetzt, wo er sein Recht auf den roten Eimer
     verteidigt hat und die Mosambiker spurlos verschwunden sind – auf dem Pier geht das Gerücht, sie wurden abgeschoben   –, und auch wenn er nie mehr so viel Glück hat wie am ersten Tag, schafft er es immerhin, jeden Tag für das Abendessen zu
     sorgen und sogar noch etwas an Mr.   Tattoo zu verkaufen, der ihre Meinungsverschiedenheit vollkommen vergessen zu haben scheint.
    |188| Andrij verbringt die Tage damit, die Straßen und Hotels von Dover zu durchkämmen. Irgendwann steht er wieder vor dem Laden
     der Inderin. Heute trägt sie einen blauen Sari, und sie scheint irgendwie kleiner und fülliger geworden seit seinem letzten
     Besuch. Obwohl er nur noch wenig Geld von seinen zwei Wochenlöhnen auf der Erdbeerfarm übrig hat und eigentlich dringend Benzin
     für den Landrover braucht, kauft er Brot und Margarine. Er denkt auch an Sardinen, doch er will Emanuel nicht kränken, der
     seine Rolle als Angler sehr ernst nimmt.
    »Sie essen keine ausgewogene Diät«, schimpft sie sanft.
    »Doch, doch. Wir essen Fisch.«
    »Sie müssen Vitamine essen. Sonst werden

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