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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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genug.
    Als sie
schließlich zu Minerva zurückgekehrt war, war Carina in so guter Stimmung, daß
sie die Tatsache, daß Lady Godolphin als ihre Anstandsdame ausersehen war, ohne
Widerspruch akzeptierte. Carina hatte Lady Godolphin gern, fand es aber
peinlich, wie exzentrisch sie war, und wunderte sich oft über Lord Harrys offensichtliche
Zuneigung zu ihr.
    Minerva war
erfreut, daß Carina Lord Harry so bald wiedersehen sollte. Natürlich lagen die
Dinge anders, als Carina Angst vor dem Mann hatte, aber jetzt hatte sie keine
mehr, und, na ja, es war nicht zu leugnen, daß Lord Harry ein erfreulicher
Zuwachs für die Familie Armitage wäre.
    Carina
hatte Betty am Morgen gesehen, bevor sie mit Annabelle weggegangen war, aber es
war ihr zu peinlich gewesen, dem Mädchen irgendwelche Fragen zu stellen.
    Aber als
Betty ihr half, sich für den Maskenball zurechtzumachen, platzte es schließlich
doch aus Carina heraus: »Es tut mir leid, Betty, daß ich gestern einfach so in
dein Zimmer kam.«
    »Mir tut es
auch leid, Miss«, sagte Betty und legte die Brennschere zum Erhitzen auf den
kleinen Spirituskocher.
    »Was habt
ihr gemacht?« fragte Carina. »Ich meine ... ich ...« Sie konnte kein Wort mehr
hervorbringen.
    »Hmm, Miss,
weil wir meinen, daß der Vikar uns nie heiraten läßt, haben wir beschlossen,
ihn zu zwingen. Deshalb haben wir ein Baby gemacht.«
    »Oh.«
Carina dachte angespannt nach. Aber ihre Gedanken wurden von der Erinnerung an
die Nacktheit und Größe von John Summers Hinterteil beherrscht.
    »Aha, so
geht das also«, sagte sie schließlich.
    »Bitte,
sprechen Sie nicht über solche Dinge, Miss«, sagte Betty ernst. »Junge Mädchen
dürfen über so etwas nicht Bescheid wissen. Es gehört sich nicht. Ich schäme
mich so, daß Sie uns gesehen haben.«
    »Ich sage
es niemandem, Betty«, versprach Carina. »Wenn man alle Kleider auszieht und ins
Bett geht, heißt das, daß man ein Baby bekommt?«
    »Das kann
sein, Miss, oder auch nicht. Bitte sprechen Sie nicht darüber. Stellen Sie sich
vor, wenn Lady Sylvester Sie hören würde!«
    »Gut,
Betty«, sagte Carina und legte ihre Stirn in nachdenkliche Falten. Ein grünes
Auge schielte auf Bettys Bauch.
    »Ist das
Baby jetzt da drin?« fragte sie. »Ich frage auch bestimmt dann nichts mehr.«
    »Vielleicht,
vielleicht auch nicht«, sagte Betty und wurde tomatenrot. »Und jetzt seien Sie
ein liebes Mädchen und sagen nichts mehr.«
    »Genau wie
bei den Stieren und Kühen«, sagte Carina schließlich. »Au! Das tut weh. Du
verbrennst mir den Nacken, Betty.«
    »Und Sie
wollen eine Pfarrerstochter sein!« rief Betty aus, derTränen in
die Augen schossen. »Ich weiß jetzt schon, daß Ihnen so eine Bemerkung bei
einer ganz unpassenden Gelegenheit herausrutschen wird.«
    »Nein,
nein, Betty, das verspreche ich. Aber du mußt schon verstehen, daß mich das
alles sehr neugierig macht.«
    »Neugierde
kann tödlich sein«, sagte Betty. »Lady Peter hat diesen Domino bringen lassen,
und Miss Minerva – ich meine, Lady Sylvester hat gesagt, daß sie eine hübsche
Maske hat. Ich hole sie mal schnell.«
    »Laß nur,
Betty, ich gehe schon selbst. Ich bin zu unruhig, um herumzusitzen.«
    Carina ging
den Gang entlang. Der dunkelblaue Taftrock ihres Gewandes knisterte beim Gehen.
    Statt
direkt zu Minervas Zimmer zu gehen, setzte sie sich auf die oberste Stufe und
stützte ihr Kinn in die Hand. Sie saß immer auf Treppenabsätzen, wenn sie aus
dem Gleichgewicht gebracht war. Sie schienen ihr eine passende Zwischenwelt zu
sein, wo man nicht festgelegt war. Ein richtiges Zimmer zu betreten, bedeutete,
daß man irgend etwas tun mußte.
    Wenn sie
alle ihre Kleider auszog und in Lord Harrys Bett ging, würde sie ein Baby
bekommen, und dann würde er sich freuen. Natürlich würde er sie heiraten. Aber
vielleicht bekamen nur die niederen Stände ihre Babys auf diese Art. Es war
seltsam, sich vorzustellen, daß die elegante Welt einander bestieg wie die
Tiere auf dem Feld.
    Carina
seufzte leise. So mußte es sein. Mrs. Armitage sagte immer: »Nur ganz gewöhnliche
Leute tun das«, womit sie alles mögliche meinte, angefangen vom Erbsenessen mit
dem Messer bis zum Übereinanderschlagen der Beine. Daraus konnte man doch
vielleicht schließen, daß die feinen Leute auch ihre Babys auf feinere Weise
bekamen.
    Lady Godolphins
Belehrungen waren mehr als nutzlos. Ihre vielen verdrehten Fremdwörter machten
sie, wenn sie in Hochform war, geradezu unverständlich.
    Dann die
würdevolle

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