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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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geleitet, der bei Ludwig XVIII. von Frankreich Küchenchef gewesen war.
Es lag da, wo sich die Straße verengte, weshalb sie auch ›Bond Street
Strait‹, Engpaß, hieß, und hier trafen die beiden Damen Lord Harry Desire,
der lässig auf sie zugeschlendert kam.
    Carina
hatte bis jetzt noch gar nichts von der aufreizenden Neigung ihrer Schwester
gemerkt, mit jedem hübschen Mann, dem sie begegnete, zu flirten. Annabelle
schnatterte ohne Punkt und Komma, und Carina war der Ansicht, daß sie viel zu
aufdringlich war. Selbstverständlich war es von Lord Harry nichts weiter als
höflich, daß er für Annabelles Geschwätz so uneingeschränkte Aufmerksamkeit
bekundete, aber Carina konnte es nicht verhindern, daß sie wünschte, die Haare
ihrer Schwester wären nicht ganz so golden und die Augen nicht ganz so blau.
    »Ich nehme
meine kleine Schwester auf einen Einkaufsbummel mit«, sagte Annabelle fröhlich,
und Carina hätte sie für diese herablassende Bemerkung umbringen können. »Sie
wissen, wie es so geht, Mylord«, fuhr Annabelle fort, »diese jungen Dinger
kommen auf dumme Gedanken, wenn man sich nicht mit ihnen beschäftigt.«
    Lord Harry
richtete seine ruhigen blauen Augen auf Carina.
    »Und was
für Dummheiten haben Sie im Sinn, Miss Carina?« fragte er.
    »Gar
keine«, murmelte Carina und fühlte sich wie ein linkisches Schulmädchen.
    »Dann
müssen wir uns was für Sie ausdenken«, lächelte er. »Ich gehe heute abend zum
Maskenball zu den Jamesons. Wäre das genug Unsinn für Sie?«
    »Ich bin
nicht eingeladen«, sagte Carina.
    »Aber ich,
und ich kann Sie begleiten, mit dem Einverständnis Ihres Vaters natürlich.«
    »Sie können
sie nicht ohne Anstandsdame mitnehmen«, rief Annabelle aus, die sich von einem
Moment zum anderen in eine gestrenge Matrone verwandelte.
    »Natürlich
nicht«, erwiderte Lord Harry. »Eine respektable Anstandsdame werden wir auch
mitnehmen.«
    »Wenn das
so ist«, sagte Annabelle lebhaft, »kann ich meiner kleinen Schwester einen
Dominoanzug geben. Er ist blau, was zwar nicht gerade deine Farbe ist, Carina,
aber er wird schon gehen.«
    Lord Harry
versprach, bei Mr. Armitage vorzusprechen und alles in die Wege zu leiten, dann
machte er vor den beiden Damen eine tiefe Verbeugung und schlenderte davon.
    »Was für
ein Mann!« brach es aus Annabelle heraus, als sie ihm nachschaute, wie er in
seinem tadellosen Anzug die Bond Street hinunterging. »Oh, du bist ja so ein
dummes Gör, daß du ihn abgewiesen hast, Carina!«
    »Ooooh! Ich
wünschte, du würdest aufhören, dich die ganze Zeit aufzuspielen, Annabelle, und
mich auf diese dumme Art zu bevormunden. ›Meine kleine Schwester‹,
wirklich! Und du hast ihm vor allen Leuten in der Bond Street schöne Augen
gemacht. Ich habe gute Lust Brabington zu erzählen, wie du dich aufführst.«
    »Das würde
genau zu so einer gehässigen kleinen Katze wie dir passen«, sagte Annabelle und
warf ihre Lockenpracht zurück. »Wenn du irgend etwas zu Brabington sagst, reiße
ich dir deine abscheulichen Karottenhaare einzeln aus.«
    »Du bist
fürchterlich vulgär und gemein, Annabelle«, sagte Carina hochmütig. »Du hast
überhaupt keine Manieren.«
    »Und du
hast keinen Verstand, du Gänschen. Läßt so ein Bildvon einem
Mann wie Desire auskommen. Aber du bist ja auch so eine Landpomeranze, daß der
arme Mann dich zweifellos ganz abscheulich findet.«
    »Wenn er
mich so abscheulich findet, warum nimmt er mich dann zu einem Maskenball mit?«
    »Eben, weil
es ein Maskenball ist und er nicht dein stumpfsinniges kleines Gesicht
anschauen muß.«
    Vor Wut
durch die Nase schnaubend, trat Carina auf Annabelles Fuß. Annabelle rammte
dafür die Elfenbeinspitze ihres Sonnenschirms zwischen Carinas Zehen.
    Carina
stieß Annabelle kräftig ans Schienbein, und Annabelle holte aus und boxte
Carina in die Seite.
    Bei alledem
bewahrten sie auf ihren Gesichtern ein liebenswürdiges und höfliches Lächeln.
    Plötzlich
begann Annabelle zu kichern und legte einen Arm um Carinas Taille. »Ich habe
mich nicht verändert, nicht wahr?« lachte sie. »Komm, ich bestelle uns jetzt
bei Gunter ein schönes Eis und benehme mich wieder anständig.«
    Carina
lachte zurück, und sie gingen Arm in Arm die Bond Street hinunter. Carina
fragte sich, ob sie Annabelle fragen sollte, woher die Babys kommen. Aber jeder
in der Familie wußte, daß sich Annabelle sehnlichst ein Baby wünschte, doch
sich bis jetzt nichts tat. Wie seltsam! Vielleicht küßte sie ihren Mann nicht
oft

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