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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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hochmütig.
    Silas
blickte auf den livrierten Rücken. Unverschämter Kerl! Du bist der erste, der
geht – und ohne Referenzen, dachte er, sobald ich Blewetts Besitz übernommen
habe.
    Mr. Blewett
lag auf Kissen gestützt im Bett. Er sah aus wie immer. Das heißt, er sah aus
wie an der Schwelle des Todes.
    Er hielt
ein Exemplar der Morning Post in den Händen, und seine Augen leuchteten
vor Schadenfreude.
    »Jetzt gibt
es ein Durcheinander«, sagte er, als sich Silas seitlich zu seinem Bett
bewegte. »Hast du die Zeitung von heute gelesen?«
    Silas schüttelte den Kopf.
    »Desire
heiratet den Armitage-Sproß doch! Ich wußte, daß er schließlich das tut, was
ich will. Ich hatte nicht die Absicht, ihm mein Geld zu hinterlassen, als er
unverheiratet bleiben wollte. Aber eine Frau wird ihn zur Ruhe bringen.«
    Silas
Dubois' Finger krallten sich um die Schnupftabaksdose. »Heißt das, daß du mir
sagen willst«, fragte er und knirschte dabei mit den Zähnen, »daß diese Verlobung
von Desire die Sachlage verändert? Du denkst doch wohl nicht daran, dein
Testament wieder zu ändern?«
    »Warum
nicht?« wollte Mr. Blewett verärgert wissen. »Es ist mein Testament und mein
Geld, und ich kann damit machen, was ich will.«
    Silas ließ
die Schnupftabaksdose in seine Tasche gleiten. Er merkte mit einer sonderbaren
Teilnahmslosigkeit, daß seine Hände zitterten.
    »Ich würde
mein Testament nicht so bald ändern«, lächelte er gezwungen. »Die Hochzeit
könnte wieder abgeblasen werden.«
    »Ich gebe
zu, daß die Möglichkeit dazu besteht«, sagte Mr. Blewett heiter. »Aber ich habe
nach Desire schicken lassen und erwarte ihn jeden Moment.«
    Silas
Dubois dachte fieberhaft nach. Er stellte sich vor, wie der große, hübsche Lord
Harry hereingeschlendert kam und diesen alten Geizhals auf seine charmante Art
überredete, sein Testament zu ändern, Lord Harry, von dem es hieß, daß er über
Nacht an der Börse steinreich geworden war.
    Und dann
sah er den begierigen, boshaften Ausdruck auf Mr. Blewetts Gesicht.
    »Du siehst
nicht sehr gut aus«, sagte Silas und zwang sich ein besorgtes Lächeln ab.
»Erlaube, daß ich deine Kissen aufschüttle.«
    »Laß sie in
Frieden«, schnauzte Mr. Blewett. »Ich mag es nicht, wenn du bei mir herumhockst
wie so ein verdammter Aasgeier.« Er kicherte greisenhaft. »Da hol mich der
Teufel, wenn du nicht wie ein Geier aussiehst mit deiner großen Nase.«
    Es war eine
Sache von Sekunden, das Kissen unter dem alten Mann hervorzuziehen und es ihm
aufs Gesicht zu drücken.
    Silas
drückte es mit aller Kraft nach unten und versuchte, an etwas anderes zu
denken. Wer hatte sich dafür entschuldigt, daß er so furchtbar lang zum Sterben
brauchte? Charles II. – richtig.
    Der
schmächtige Körper auf dem Bett bäumte sich noch einmal auf und lag dann still.
    Silas nahm
das Kissen weg und schaute auf das verzerrte Gesicht.
    Er setzte eine passende
Trauermiene auf und griff nach der Klingelschnur.
    Nein. Er
wollte hinuntergehen und dem Butler in gesetzten Tönen die Mitteilung machen.
    Er ging
langsam zur Tür.
    Ein
Geräusch hinter ihm ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Er fuhr herum,
und ein Nachttopf traf ihn voll ins Gesicht.
    »So leicht
wirst du mich nicht los«, gackerte Mr. Blewett. Er zog an der Klingelschnur.
    Silas
taumelte zur Tür. Ein Lakai kam die Treppe heraufgeeilt.
    »Mord!« schrie Mr.
Blewett mit erstaunlich kräftiger Stimme aus dem Zimmer. »Mord!«
    Das Spiel
war aus. Silas floh Hals über Kopf.
    Mr.
Blewetts Haus lag in Streatham. Wenn er schnell ritt, konnte er seine Wohnung in
der Brook Street erreichen, bevor die Polizei kam.
    »Und kein
Schwein bringt mich ins Gefängnis«, murmelte Silas, als er seinem Pferd die
Sporen gab.
    Sein
einziger Gedanke war, das Refugium seiner Wohnung zu erreichen und eine Tasche
zu packen. Er hatte unter den Dielenböden einen kleinen Diamantenschatz
sorgfältig versteckt. Er mußte so schnell wie möglich aus England verschwinden.
    Er hastete
in seine Wohnung und schickte seinen Diener weg, damit er zwei Sitze in der
Postkutsche reservierte. »Ich muß das Land verlassen«, stammelte er. »Dringende
Geschäfte. Steh hier nicht rum und halt Maulaffen feil, Mann. Mach dich fort!«
    Als er
allein war, sank er in einen Sessel und biß sich die Knöchel wund; seine Augen
wanderten hierhin und dahin wie die einer in die Enge getriebenen Ratte.
    Dann erhob
er sich und packte in fieberhafter Eile. Er riß ein Fußbodenbrett in der
dunklen

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