Carinas Todesparties
Birnen der Girlanden, sahen wir aus wie farbig geschminkte Clowns. Der Duft von Gegrilltem wehte uns entgegen.
Das Fleisch lag auf einem Schwenkrost, der von hungrigen Gästen umlagert wurde. Als Griller betätigte sich ein finster aussehender Typ mit langen, fettig wirkenden Haaren.
Wir sahen zahlreiche Leute, wurden angeschaut, angelächelt, auch angemacht, aber Carina entdeckten wir nicht. Ich hielt schließlich ein junges Mädchen an, das in der Nähe stand, rauchte und ziemlich blaß aussah.
Mißtrauen keimte in ihrem Gesicht auf, als ich ihr zunickte. »Keine Sorge, ich möchte nur eine Auskunft.«
Sie hatte blonde Locken, das Gesicht gepudert und die Augen lila bemalt. In der gleichen Farbe leuchtete auch der Neonschmuck an ihren nackten Armen.
»Du bist doch Gast.«
»Sicher, wie du.«
»Okay, ich heiße John.«
»Kannst mich Isy nennen.«
»Right. Jetzt sag mir nur, wo ich Carina finden kann. Mein Freund und ich haben uns etwas verspätet. Wir wollen ihr wenigstens einen guten Abend wünschen und uns für die Einladung bedanken.«
»Seid ihr Freunde von ihr?«
»Nein, nicht direkt. Bekannte mehr.«
»Aha. Ihr paßt eigentlich nicht zu uns Ausgeflippten. Sie ist hier, wirklich, aber in der letzten Zeit habe ich sie nicht gesehen. Ebenso wenig wie Chris.«
»Wer ist das schon wieder?«
»Ihr neuer Freund. Sie hat ihn praktisch gekauft.« Isy spie die Worte böse hervor. »Er hat mal zu uns gehört, jetzt ist er ihr Liebhaber, und Kitty, die Chris geliebt hat, ist tot. Wahrscheinlich Selbstmord. In einem Rohbau fand man die Leiche.«
Suko nickte mir zu. Die Spur war heiß. Ich ließ mir meine Überraschung nicht anmerken. »In einem Rohbau? Weißt du mehr?«
»Nein, wir waren nicht dabei. Wir haben es nur gehört. Kitty war ein Mitglied unserer Gruppe, verstehst du?«
»Bestimmt.«
»Nein, du verstehst gar nichts. Es ist alles beschissen. Kitty lebt nicht mehr, und wir feiern hier. Eines sage ich euch. Alt werde ich bei dieser Fête nicht.«
»Warst du mit Kitty befreundet?«
»Und wie.«
»Du hast ihr aber nicht helfen können?«
»Nein, es war in der vergangenen Nacht. Da kamen Bullen, die wollten uns abholen, weil wir angeblich auf den Strich gegangen sind. Kitty verschwand, ich blieb, sollte Kaution zahlen, konnte das nicht, aber eine andere blechte. Carina.«
»Sie war bei euch?«
»Das wußte ich auch nicht. Plötzlich erschien sie. Die Perle ist doch scharf auf Chris. Sie hat gezahlt, die Bullen zogen ab, und sie nahm ihren Stecher mit. So ist es gelaufen und nicht anders.«
»Ihr habt nichts dagegen getan?«
»Was sollten wir denn tun? Chris war oder ist unser Boß. Er kann bestimmen.« Ihr Gesichtsausdruck wurde aggressiv. »Verdammt, ich habe schon genug gesagt.«
Sie ging, aber ihre Schritte wirkten ungewöhnlich schlapp und müde. Als sie neben mir war, hielt ich sie fest. »Was ist, Isy?«
Sie blickte mich an. Da ich sie um einen Kopf überragte, schaute sie zu mir hoch. »Ich… ich weiß nicht. Mir ist plötzlich so schlecht und schwindlig. Da kommt alles hoch.« Plötzlich konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Hätte ich nicht zugegriffen, wäre sie umgekippt, so aber hielt ich sie fest, und als ich zugegriffen hatte, wurde sie in meinen Armen schwer.
Ich ließ sie zu Boden gleiten. Im Gras blieb sie liegen. Ich bückte mich, fühlte nach dem Herzschlag und war beruhigt, daß er noch vorhanden war.
»John, verdammt!« Sukos Stimme klang gespannt. »Das mußt du dir ansehen. Das ist Irrsinn.«
Ich schnellte hoch.
Ein unglaubliches Bild bot sich meinen Augen. Es hätte eine spektakuläre Filmszene sein können, aber das war es nicht. Wir standen inmitten der Realität.
Die Gäste kippten reihenweise um. Sie fielen nicht schnell, sehr langsam, im Zeitlupentempo bewegten sie sich dem Boden zu. Einer stieß gegen den Rand des Schwenkgrills, so daß dieser in lange Schwingungen geriet und einen anderen am Kopf erwischte. Es waren die beiden letzten, die zu Boden sanken. Und nicht nur im Garten war das Unglück über die Gäste gekommen, auch die Personen auf der Terrasse und in den Räumen hatten sich nicht mehr halten können. Sie lagen neben und übereinander. Uns erwischte es nicht.
Wir bewegten uns normal, als wir vorgingen, in den Garten schauten und unter einer bunten Lichtschnur aus Glühbirnen stehenblieben.
»Das ist wie nach einer Schlacht!« flüsterte Suko.
Bevor ich Antwort gab, untersuchte ich eine nicht weit entfernt liegende Frau. Auch
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