Carla geht Ihren Weg
langsamen, bedächtigen Art. Was sie noch nicht wusste, las sie in speziellen Fachbüchern nach.
Von Robert hatte sie schon einige Tage nichts gehört. Wenn sie nach Hause kam, ging sie gleich zum Telefon. Aber es war nie eine Nachricht von ihm dabei. Ob sie ihn einmal anrief? Den Gedanken verwarf sie sofort wieder.
Sie wollte nicht aufdringlich sein. In dieser Angelegenheit war sie altmodisch.
Er musste sich melden. Jedoch ihre Gedanken waren oft bei ihm.
Das letzte Treffen, der Abschied, der lange, intensive Kuss. Sie hatte das Gefühl, als würde sie seine Lippen immer noch spüren.
Wieder vergingen Tage und er meldete sich nicht. Ihr kamen langsam Zweifel. Hatte sie etwas falsch gemacht? War er nicht der Mann, den sie in ihm sah? Sollte sie sich so in ihm getäuscht haben?
Wie jeden Donnerstag stand wieder ein Stadtbummel mit Gabi an.
Carla hatte in letzter Zeit gut Geld verdient, so dass sie sich etwas leisten konnte. Die Luft war schwül.
Es würde sich sicherlich bald ein Gewitter entladen.
Mit hoch gebundenen Haaren, Spaghettitop und kurzem Rock lief sie los.
Auf der anderen Straßenseite kamen ihr zwei junge Männer entgegen.
Einer von ihnen pfiff anerkennend zu ihr herüber. Mit lächelnder Mine ging sie weiter.
An der Ecke wartete schon Gabi.
"Hast du dein dickes Portmonee dabei?", rief sie gut gelaunt.
"Na Logo!", war die lässige Antwort.
Untergehakt schlenderten sie los. Es ging von Shop zu Shop.
Zum Schluss hatten sie etliches erstanden. So machte einkaufen viel Spaß.
Als sie gerade ihr Café ansteuern wollten, rief eine Kinderstimme hinter ihnen: "Hallo, Tante Carla!"
Carla schaute sich verwundert um. Sie entdeckte Tim, der direkt auf sie zu kam.
"Was machst du denn hier? Wo ist denn dein Papa?"
Plötzlich sah sie eine Frau an seiner Seite.
"Guten Tag!", stotterte Carla
"Das ist meine Mama!" Tim war voller Stolz.
"Ach ja?", sagte Carla gedehnt.
"Mama wohnt wieder bei uns."
Was in Carla jetzt vorging, war nur zu erahnen.
Äußerlich ließ sie sich aber nichts anmerken.
"Das freut mich für dich.", kam es gequält von ihren Lippen.
Christel stand daneben und sagte nichts dazu. Es war eine komische Situation für alle Beteiligten. Nur Tim merkte nichts davon.
Er verabschiedete sich von Carla, mit der Bemerkung:
"Wir wollen jetzt Papa von der Arbeit abholen." Er meinte natürlich von einem Kunden.
Als er weg war, sagte Carla erst einmal gar nichts.
Gabi hatte natürlich gemerkt, dass sie sehr blass geworden war. Sie konnte sich denken, dass dies der Kleine von jenem Robert war, von dem Carla schon so viel erzählt hatte.
Um vom Thema abzulenken, zog Gabi sie in das Café hinein.
"Jetzt genehmigen wir uns erst einmal einen Schnaps."
Ein Gespräch konnte trotzdem nicht so recht aufkommen. Die Neuigkeit war zu schockierend für Carla. Gabi merkte, dass sie noch nicht bereit war, darüber zu sprechen. Sie wollte sie auch nicht drängen und so verabschiedeten sie sich bald danach.
Als Carla wieder zu Hause war, schmiss sie sich auf die Couch und heulte herzzerreißend. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis sie sich wieder beruhigt hatte. Den ganzen Abend lag sie niedergeschlagen auf dem Sofa.
Das war also der Grund, weswegen Robert sich nicht mehr gemeldet hatte.
Sie war ihm nicht böse, dass er sich wieder für seine Frau entschieden hatte.
Es war sicher das Beste für Tim und seine Frau liebte er bestimmt auch noch. Sonst hätte er nicht so gehandelt.
Aber was sie ihm übel nahm, Er hätte es ihr erklären müssen.
Dass er sich einfach nicht mehr gemeldet hatte, hatte sie zutiefst verletzt.
Es zeigte ihr, dass sie keine große Rolle in seinem Leben gespielt hatte.
Kapitel 32
Abends als Tim schon schlief, saßen Robert und Christel im Wohnzimmer. Robert las die neuesten Berichte in der Presse. Christel sah fern. Plötzlich fragte sie:
"Wer ist eigentlich diese Carla?"
Robert hielt inne und schaute erstaunt auf. Nach einer Weile des Schweigens fragte er: "Wieso, warum fragst du?"
Christel erzählte ihm, dass sie und Tim diese Frau heute getroffen hatten.
Kurz und knapp erklärte er ihr:
"Sie ist eine gute Bekannte. Wir haben öfters etwas zusammen unternommen. Tim hat sich mit ihr gut verstanden."
Robert vertiefte sich wieder in die Zeitschrift, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Aber Christel ließ nicht locker.
"Und du, wie standest du zu ihr?"
Genervt legte Robert die Zeitung weg und stand auf.
"Das hat sich ja nun erledigt.", war sein kurzer
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