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Carlottas Kerker

Carlottas Kerker

Titel: Carlottas Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aber ich kenne das Monster und Carlotta. Oh, ich habe bisher nicht gewusst, wie schön der Teufel ist. Ich bin gegangen, und ich habe seine Botschaft verbreitet. Ja, das habe ich getan.«
    Stimmt, das hatte er getan, aber ich war nicht happy damit.
    »Möchten Sie Carlotta Wiedersehen, Phil«, fragte ich.
    »Ja, sehr gern.«
    »Und wann?«
    »Immer. Ich bin immer bereit. Sie wird mich holen. Sie wird mir Bescheid geben, das weiß ich. Sie hat mir viel versprochen, und ich weiß, dass sie ihre Versprechen hält. Irgendwann wird sie mich rufen, und dann wird es wunderbar sein.«
    »Aber Sie wissen nicht, wann dieser Ruf erfolgen wird?«
    »Ich warte darauf.«
    »Warum warten?«
    »Weil sie es gesagt hat!«
    »Wollen Sie nicht schon früher zu ihr?«
    »Ja, ja. Ich will immer bei ihr sein!«
    »Das wäre möglich«, erklärte ich lächelnd.
    »Aber sie muss mich erst rufen.«
    »Warum? Es wäre doch nicht schlecht, wenn Sie Carlotta überraschen würden.«
    Mit diesem Vorschlag hatte er nicht gerechnet. Darüber musste er noch nachdenken. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, das geht nicht.«
    »Ach, alles geht, wenn man nur will.«
    »Sie muss mich rufen. Sie hat mich entlassen, aber ich spüre die Botschaft in mir. Ihre Botschaft. Ich soll der Welt zeigen, wohin ich gehöre. Ich soll der Welt von der Hölle verkünden, die ich gesehen habe. Denn viele sollen noch daran teilhaben.«
    »Dann sind Sie so etwas wie ein Botschafter geworden, nicht wahr?«
    »Das kann man so nennen.«
    »Für die Hölle?«
    »Auch.«
    In mir wuchsen Zweifel, ob es wirklich gut war, ihn in dieses Spiel zu integrieren. Dem Gesicht der Staatsanwältin war anzusehen, dass sie ähnlich dachte, und sie sprach mich auch direkt darauf an.
    »Ich würde ihn außen vorlassen, John.«
    »Ja, mir sind auch gerade Zweifel gekommen.«
    »Also?«
    »Wir lassen ihn hier. Auch wenn er uns den genauen Ort nicht verraten hat, wird es kein Problem sein, ihn herauszufinden. Und dann machen wir uns auf den Weg.«
    Purdy Prentiss hatte genau das von uns erwartet. Das erkannte ich an ihrem Lächeln. »Ich denke, dass ich mich mal um den Sender kümmern werde, während ihr diese Carlotta aufsucht. Oder seht ihr das anders?«
    Das sahen wir nicht anders. Es war sogar gut, dass der Fall von zwei Seiten angegangen wurde.
    Purdy Prentiss warf noch einen Blick auf den Gefangenen. Er steckte noch immer in seiner Zwangsjacke, doch jetzt machte er den Eindruck eines normalen Menschen. Der fiebrige Blick war verschwunden, er war auch nicht mehr so aufgeregt, sondern sah aus wie ein normaler Mann, der in seinen eigenen Gedanken versunken war.
    »Ich weiß nicht, ob ich ihm die Zwangsjacke nicht ausziehen lassen soll. Ich finde sie einfach menschenunwürdig.«
    »Das ist deine Sache«, sagte ich.
    »Und ihr?«
    Ich lächelte flüchtig. »Wir werden Carlotta einen Besuch abstatten. Aber nicht mehr heute Abend, da ist morgen auch noch Zeit.«
    »Okay, und ich kümmere mich um den Sender.«
    Ich warf einen letzten Blick auf Phil Diamond.
    Er saß auf seiner Pritsche und schaute ins Leere. Gern hätte ich gewusst, wohin sich jetzt seine Gedanken verirrt hatten, aber fragen wollte ich ihn nicht...
    ***
    Der Anblick konnte nur Angst und Schrecken bedeuten. Zumindest für einen Menschen, der normal über gewisse Dinge dachte. Er wäre entweder sofort geflohen oder vor Furcht auf der Stelle erstarrt.
    Es war ein Berg, ein Koloss, aber es wirkte nicht so groß, weil es sich nicht aufgerichtet hatte. Es ging gebückt, auf allen vier Gliedmaßen, und schon jetzt war zu sehen, dass bei ihm die Proportionen durcheinander geraten waren. Die Ausmaße des Körpers passten nicht mit denen der Arme und Beine zusammen. Die Beine waren zu groß, doch die Arme wirkten im Verhältnis dazu relativ dünn, auch wenn sie in gewaltige, krallenförmige Hände ausliefen.
    Ein nackter riesiger Leib. Eine graue Haut, die sich über Muskelpakete spannte. Die Haut wirkte dicker als die bei einem normalen Menschen, und bei jeder Bewegung war ein Schaben zu hören, als sich das Monster über den Steinboden schob.
    Den Kopf hatte es leicht in die Höhe geschoben.
    Kopf?
    Nein, das war kein Kopf. Das war ein mächtiger, unförmiger Schädel, der auf einem dicken Hals saß. Er war auch nicht mit dem eines Menschen zu vergleichen. Man konnte den Vergleich mit einem monströsen Hundekopf ziehen, der sich durch eine Mutation in ein solches Ding verwandelt hatte.
    Eine flache, nach vorn gezogene Stirn.

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