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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Marino
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meine Jungs«, sagte Len. »Berichten direkt an mich. Dad hat über sie keine Aufsicht.«
    »Denkst du.«
    »Ich weiß es. Also, was hast du rausgefunden, als du eingeloggt warst?«
    Der Transporter fädelte sich in den Verkehr ein und steckte augenblicklich fest. Dann traten die Auftriebe in Aktion, und der Wagen glitt über den Stau aus Scootern und Karren hinweg.
    »Ich bin sicher,
so
bleiben wir absolut unauffällig«, sagte Ambrose, indem er Lens Tonfall imitierte.
    »Falls du lieber in ’nem subsphärischen Katastrophenstau festsitzen willst, sag ich dem Fahrer gern, er soll uns wieder runterbringen.«
    Ambrose seufzte. »Schon gut. Erstens. Kannst du mir mein Admin-Deck zurückgeben?«
    Len schüttelte den Kopf. »Vielleicht kann ich einige Back-End-Zugriffsrechte wiederherstellen, während du kalibriert wirst, aber ’nen Admin kann ich dir nicht geben. Die spüren ’nen hochrangigen Zugang schon auf, da bist du grade erst eingeflimmert.«
    »Und was soll ich dann bitte tun? Die Möbel bewundern? Ich bin schließlich hier, um rauszufinden, wieso ich existiere.«
    »Was hast du rausgefunden?«, wiederholte Len seine Frage.
    Ambrose überlegte, ob sein Bruder so penetrant war, weil Martin heimlich mithörte. Dann fiel ihm ein, dass Paranoia eine der Nebenwirkungen einer Level Sieben war.
    »Wer sind diese Leute, mit denen du zusammenarbeitest, Len?«
    »Eigentlich hat Dad recht, was die angeht: Im Grunde sind sie nichts weiter als mittelmäßige Saboteure.«
    »Terroristen.«
    »Tja. Sie haben mir die Wahrheit gesagt. Dad hat schon vor langer Zeit aufgehört, das zu tun.«
    »Und was wollen sie?«
    »Magnus und Ivor hegen einen mächtigen Groll gegen UniCorp, seit sie vor fünfzehn Jahren gefeuert wurden. Sie hatten Verbündete, die aber entweder gestorben sind oder mit den Jahren den Kontakt zu ihnen verloren haben. Am Ende sowohl dich als auch das Mädchen in ihren Besitz zu bringen, ist ein bedeutender Sieg.«
    »Niemand besitzt mich. Und Mistletoe ist abgehauen.«
    »Gut so. Ist besser für uns alle, wenn sie verschwindet. Meine Priorität bist du.«
    »Ich werd selbst gehen und sie suchen, wenn ich muss.«
    »Wohin denn gehen? Zurück nach Little Saigon? Ihren Namen durch die Straßen brüllen?«
    Ambrose nickte. »Wenn ich muss.«
    »Sei nicht albern.«
    »Glaub ja nicht, du könntest mir sagen, wie ich
sein
soll, Len.«
    Der Sicherheits-Mitarbeiter auf dem Sitz neben Len hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Sein Mund zuckte krampfartig. Ambrose wünschte, er könnte sehen, wie er aussah, wenn er versuchte, forsch und energisch zu sein. Offenbar war es lächerlich. Er fragte sich, ob seine Kollegen bei UniCorp nicht schon seit Jahren über ihn gelacht hatten, ob er durch seinen Nachnamen zu verblendet gewesen war, um all die Verachtung um ihn herum zu erkennen.
    Paranoia.
    Ambrose wandte sich ab und lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine Szene draußen vor dem Fenster. Am Eingang zu einer Oberstadt-Luftschleuse wimmelte es von subsphärischen Cops. Sie bildeten eine Gasse, um zwei Techniker in weißen Thermo-Anzügen und Schutzhelmen durchzulassen. Irgendwer in der Menge der Schaulustigen warf eine Bananenschale, die einen der Cops an der Schulter traf und seinen Rücken hinunterrutschte. Die übrigen Cops zogen ihre Taser. Dann bog der Transporter um eine Ecke, und die Szene verschwand hinter einem Barackenhaufen.
    »Jedenfalls kennst du dich mit dem Back-End von Unison so gut aus wie kaum ein anderer«, fuhr Len fort. »Du solltest in der Lage sein, deine Menge an Sachkenntnis in ein Abfragesystem zu übersetzen, um sämtliche Gerüchte herauszufiltern und die nächsten Schritte deiner Nachforschungen zu definieren. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich als Erstes –«
    »Okay, Len, ernsthaft, halt einfach mal für ’ne Sekunde die Klappe. Da war diese freischaffende App-Entwicklerin, die mir vom Klatsch unter Kollegen erzählt hat. In Greymatter geht demnach seit Kurzem irgendwas Unheimliches vor sich. Es heißt, Martin könnte seine Version 3.0 bereits gestartet haben. Ich hab sie gefragt, seit wann die Räder sich drehen, und sie hat gesagt, seit gestern.«
    »Logisch, das ergibt durchaus Sinn – sobald du dich aus dem Staub gemacht hattest, musste er handeln. Vermutlich hast du
ihn
einfach auch unter Zugzwang gesetzt. Was bedeutet, dass er zwei Dinge auf einmal tut: in aller Eile sein Projekt ans Laufen bringen und nach dir suchen.«
    Der Transporter fädelte sich in den Verkehr auf

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