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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Marino
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Dita ein stilles
Danke
dafür, dass sie die Einzige war, die geglaubt hatte, er verdiene es, die Wahrheit zu kennen.
    »Was mich zur entscheidenden Schwierigkeit bei deiner überstürzten Flucht bringt«, fuhr Len fort. »Zur Kalibrierung.«
    Das Wort traf Ambrose wie einer der Angstschauer, die ihm die Brust zusammenschnürten, wann immer er bei der Arbeit wichtige Dinge zu lange hatte schleifen lassen. Im Schnellfeuer-Chaos der vergangenen beiden Tage (waren es wirklich nur zwei Tage gewesen?) hatte er den zweiten Teil der Prozedur völlig vergessen. Die Hypothalamus-Modifikation war erfolgreich gewesen – er hatte nicht geschlafen, war nicht müde –, aber die Anschlusskalibrierungen waren nötig, um Nebenwirkungen zu verhindern. Ohne das Ablassventil des Träumens würde er Ereignisse so verarbeiten wie jemand, der an dauerhafter Schlaflosigkeit litt. Sein Unterbewusstes würde sich in sein waches Leben drängen. Schließlich würde es irreparabel geschädigt sein, und aus ihm selbst würde das Gleiche werden wie aus den ersten Testpersonen: ein sabberndes, paranoides Wrack, hilflos einer Welt der Halluzination preisgegeben.
    Er rief sich Martins höhnisch grinsendes Gesicht auf dem Körper des Drachen in Erinnerung.
    Es hatte bereits begonnen.
    »Oh«, sagte er und fühlte sich plötzlich wie ein ängstlicher, unsicherer kleiner Bruder.
    »Richtig«, sagte Len. »
Oh.
Also müssen wir zurück ins Büro.«
    »Das ist ein armseliger Plan.«
    »Es ist der einzige Ort, der dafür ausgerüstet ist, die Folgen einer Level Sieben zu behandeln. Komm schon, Ambrose, das weißt du.«
    »Das alles kommt mir bloß vor …«
Wie ein Trick
, dachte er. Wie etwas, das Martin tun würde, um ihn dazu zu bringen, ohne großes Aufhebens schnurstracks zurück in die UniCorp-Zentrale zu marschieren. »Wo ist Mistletoe?«, fragte er Ivor.
    »Dein bezauberndes Gegenstück ist abgehauen. Schau her, hier ist ihr Abschiedsgeschenk.« Der alte Mann raffte sein Gewand nach oben und präsentierte eine hässliche Schwellung an seinem Schienbein.
    »Ich muss sie finden«, sagte Ambrose. Der Gedanke, sie für immer zu verlieren, erzeugte in ihm ein Gefühl tiefer Einsamkeit. Sie war der einzige Mensch, der nachempfinden konnte, wie es sich anfühlte, wenn man herausfand, dass man kein echter Mensch war.
    »Zuerst müssen wir dich kalibrieren«, entgegnete Len. »Die neue ID , mit der Ivor dich hartkodiert hat, sollte auch da oben funktionieren, und solange wie wir meinen privaten Eingang zum Labor nehmen, statt durch die Vordertür zu spazieren –«
    »Ich wusste nicht, dass es einen privaten Eingang gibt.«
    »Es gibt ihn. Ist meiner.«
    Ambrose wollte noch immer davonlaufen. Er wollte Mistletoe finden, mit ihr zusammen aus Eastern Seaboard City fliehen. Aber Len hatte recht, was die Dringlichkeit der Kalibrierung anging. Er stellte sich eine Welt voller grinsender Martin-Drachen vor und schauderte.
    »Na schön«, sagte er zu Len. Mit grimmigen Mienen brachte das Sicherheits-Team sich in Habtachtstellung.
Wo finden die nur diese Typen?
Ambrose sah einen stillen Warteraum vor sich, zum Bersten gefüllt mit bulligen Schlägertypen. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Sie arbeiteten sich aus den U-Bahn-Tunneln hinauf in die Straßen von Little Saigon und liefen in lockerem Trab auf einen langen, schwarzen, zylinderförmigen Transporter zu. Die Sicherheits-Leute klappten mehrere Laschen an ihren Windjacken herunter, um die UniCorp-Abzeichen zu verdecken. Auf den Seiten des Transporters stand in grellroten Buchstaben:
Geniessen Sie Rothörnchen-Tee
. Unterhalb der Schrift war ein Bild der grünen, schwarzen und orangeroten Kügelchen zu sehen, die die Firma Rothörnchen herstellte.
    »Teelieferung?«, fragte Ambrose, während sie sich in den Innenraum quetschten. Er bemerkte einen neunten Angehörigen des Sicherheits-Teams, der im Wagen auf dem Steuersitz gewartet hatte.
    »Tut mir leid, dass ich dich bei der Auswahl des Tarnfahrzeugs nicht um deine Zustimmung bitten konnte«, sagte Len. »War ’n bisschen kurzfristig.«
    Lens Stimme konnte klingen wie Fingernägel, die über Plastahl kratzen. Ambrose zuckte kurz. »Wollte bloß sichergehen, dass ich mir das hier nicht einbilde.«
    »Bei UniCorp gibt es niemanden, dem ich vertrauen kann. Wär etwas schwierig geworden, ein paar Männer und ein Luxusgefährt anzufordern, um dich in die Zentrale zu chauffieren.«
    Ambrose streifte das Sicherheits-Team mit einem misstrauischen Blick.
    »Das sind

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