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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Marino
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Jahr.«
    Eine absurde Filmsequenz flimmerte durch seinen Geist: Len und Martin, die klirrend mit Weingläsern anstießen und sich nicht mehr einkriegten vor Lachen über ihren gemeinsamen Streich, während Ambrose sich blindlings abrackerte wie eine Ratte im Labyrinth.
    Er machte einen Schritt vorwärts. Acht Sicherheits-Mitarbeiter legten acht Hände gleichzeitig auf acht Taser. Ambrose hob seine leeren, bandagierten Handflächen und wandte sich an Ivor.
    »Womit hat er Sie gekauft? Ein Eckbüro bei UniCorp? Voller Admin-Zugang?«
    Der alte Mann schüttelte träge den Kopf und kraulte die Falten am Genick seines Ziegenhundes. »Len, bitte sag ihm die Wahrheit, bevor er sich bei dem Versuch, mich mit seinem Blick zu durchbohren, noch einen Gesichtsnerv einklemmt.«
    Len gab den Sicherheits-Leuten beiläufig ein beschwichtigendes Handzeichen. Sie traten einen Schritt zurück und nahmen eine lässig bequeme Haltung ein.
    »Vor einem Jahr hat Dita mit mir Kontakt aufgenommen, Ambrose«, sagte Len, jetzt in dem verbindlicheren Tonfall, in dem er sprach, wenn er Vorträge vor UniCorp-Aktionären hielt. »Sie hat meinen Posteingang gehackt, mit einem Override mein Transfer-Log ausgehebelt, genau wie bei dir.
›Carpe somnium‹
und so weiter. Zuerst wollte ich von all dem nichts wissen, aber irgendwas an der ursprünglichen Nachricht hat mich davon abgehalten, mit der Sache direkt zu Dad zu gehen.«
    Ambrose war fassungslos. »Du lügst.«
    »Hör einfach zu. Zum Teil war es sein eigenes Verhalten. Du hast erst ganz kurz vor seiner permanenten Einbettung angefangen zu arbeiten, sodass du ihn in seiner Firmenchef-Rolle nur als den in Greymatter isolierten Mann kennst. Aber ich erinnere mich an die Zeit, als er noch leibhaftig war, und da war vieles ganz anders. Er ist nicht mehr er selbst.
    Die Übertragung hat mich dazu gebracht, auf eigene Faust ein paar Nachforschungen anzustellen. Seine privaten Dateien existieren im Grunde nicht, also war es eine Herausforderung. Und genau das, worauf ich
nicht
zugreifen konnte, hat mich endgültig misstrauisch gemacht. Früher war Greymatter völlig transparent, oder zumindest für die ranghöchsten Mitarbeiter frei zugänglich. Wir durften immer ohne Weiteres hinein. Erinnerst du dich, dass eine Weile lang unsere freitäglichen Produktsitzungen dort stattfanden? Mittlerweile ist es eine Festung. Irgendwas geht da vor sich, was unfassbar Großes, und was immer es ist, er lässt es außerhalb der Grenzen von UniCorp laufen. Die Typen hier« – er deutete mit einem Nicken auf Ivor, der seine volle Aufmerksamkeit gerade seinem Schienbein widmete – »konnten mir wenigstens den Ansatz einer Erklärung liefern.«
    Ambrose betrachtete diesen Neunzehnjährigen, den er noch bis vor Kurzem für seinen unausstehlichen älteren Bruder gehalten hatte. Eine Welt, in der Len sein geheimer Verbündeter war, ließ sich schwer denken.
    »Verstehe«, sagte Ambrose. »Du kennst also die Wahrheit über meine …«
    »Erschaffung.«
    »… schon seit ’nem geschlagenen Jahr und hast nie daran gedacht, mir was davon zu sagen?«
    Der Ziegenhund bellte freudig.
    Ivor sagte: »Uns ist inzwischen klar, dass es möglicherweise ein Fehler war, dich im Unklaren zu lassen.«
    Ambrose glaubte kein Wort. »Entschuldigung nicht angenommen.«
    »Wir waren davon überzeugt, dass du als Undercover-Spion am wirkungsvollsten wärst«, sagte Len. »Sobald Dad den Zweck deiner Existenz aufgedeckt hätte, wären wir zur Stelle gewesen, um dich rauszuholen. Das hieß aber leider, dass wir dich nicht einweihen konnten. Und warten mussten.«
    »Ach komm, Len, Undercover-Spion? Ihr habt mich benutzt, genau wie Dad.« Er schüttelte den Kopf. »Genau wie
Martin
. Du hast einfach dagestanden und mich die Prozedur durchziehen lassen.«
    »Meinst du die, der du dich um jeden Preis unterziehen wolltest? Wir dachten, sie würde dich als Undercover-Spion noch effektiver machen.«
    »Hör auf, mich so zu nennen.«
    »Diese Leute« – Len gestikulierte in Ivors Richtung – »sind in gewisser Hinsicht nicht anders als UniCorp, nämlich weil sie bereit sind, kurzfristig Risiken einzugehen, wenn sie glauben, dass sich letztendlich alles auszahlt. Es war Dita, die anderer Meinung war und dir diese Nachricht übermittelt hat, ohne mit irgendwem darüber zu reden. Wir waren alle völlig überrumpelt. Ich musste jemanden schicken, um dich abzufangen.«
    »Jiri«, sagte Ambrose, während sein Verstand Lens Erklärung verdaute. Er schickte

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