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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Marino
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durch das verdunkelte Labor schweifen, über die Scannerröhren, die sich in die Schatten duckten. Etwas Unklares, Unangenehmes nagte an ihm.
    »Len?«
    Len war damit beschäftigt, sich eine Reihe von farbigen Diagrammen, Hirnscans und Dokumentationen von Process Flows anzeigen zu lassen.
    »Hmm?«
    »Irgendwas stimmt nicht.«
    »Gib mir noch ’ne Minute.«
    »Nein«, sagte Ambrose, stieg von der Plattform und stellte sich mitten in einen rotierenden Hirnstamm.
    »Verschwinde aus deinem Kopf. Ich versuche zu arbeiten.«
    »Das hier ist zu einfach.«
    Len schob ihn beiseite.
    Er ist genauso besorgt
, dachte Ambrose. Dann hatte er dasselbe traumähnliche, zeitlupenartige Gefühl, das er auf Ditas Straße gehabt hatte, kurz bevor ihr Haus explodiert war. Er erinnerte sich, wie die Blätter sacht durch die Luft segelten, wie das letzte den Boden berührte und –
    »Lauf«, sagte Ambrose.
    »Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen«
, wisperte eine Stimme in seinem Ohr.
    »Er ist hier!«, schrie Ambrose.
    Len kniff die Augen zusammen. »Leg dich in die Scannerröhre.«
    »Ich bin nicht verrückt, Len. Es ist Dad!«
    Len winkte zwei Sicherheits-Leute heran. »Schafft ihn in die Röhre.«
    Stattdessen warf einer der Männer Len einen Ersatz-Disruptor zu und deutete auf die Tür des Labors, die soeben zur Seite glitt. Len hatte Mühe, die übergroße Waffe anzulegen. Seine Faust zitterte.
    »Willkommen zu Hause, Ambrose«
, flüsterte die Stimme.
    UniCorp-Sicherheits-Mitarbeiter – echte diesmal – strömten durch die offene Tür in den Raum, eine Phalanx von schweren Stiefeltritten und drohend erhobenen Disruptoren. Lens Rothörnchen-Tee-Truppe ging in Deckung, duckte sich hinter die Reihe der kleineren Röhren unmittelbar vor der Plattform. Len riss Ambrose zu Boden.
    »Du hast mich zu ihm zurückgebracht«, zischte Ambrose und fühlte sich wie ein Idiot, der zu spät gelernt hatte,
niemandem
zu vertrauen.
    Len umklammerte Ambroses wunde Hand. »Ich lasse nicht zu, dass er dich kriegt, kleiner Bruder.«
    Dröhnend erklang Martins Stimme. »An die Sicherheits-Mitarbeiter, die gegenwärtig meine Söhne beschützen: Der Erste von Ihnen, der sie an meine Leute ausliefert, wird ein reicher Mann. Der Rest stirbt.«
    »Steig da rein.« Len zeigte hektisch auf eine Röhre in der Mitte der Reihe. »Das ist ein Ausgang, Ambrose –
vertrau mir

    Ambrose zögerte. Vertrauen hatte ihn hier in die Falle gehen lassen, hier in dem Raum, in dem alles begonnen hatte, der Gnade des Mannes ausgeliefert, der ihn erschaffen hatte.
    »Version 3.0, was immer es ist – bring die Räder zum Stillstand. Du musst dieses Upgrade verhindern.« Endlich hatte Len es geschafft, seinen Disruptor überzustreifen. Dann gab er den an seiner Seite hockenden Männern ein knappes, schwungvolles Handzeichen. Jeder von ihnen antwortete mit einem kurzen Nicken.
    »Geh schon!«, befahl Len, als er und seine Leute die Handflächen nach oben kehrten. Ein projizierter UV -Schild erschien, eine vom Boden bis zur Decke reichende Wand aus weißem Licht. Ambrose blinzelte angesichts der kaum erträglichen Helligkeit. Die andere Seite, das wusste er, war so blendend grell wie ungefiltertes Sonnenlicht.
    Das statische Knistern von Disruptor-Feuer zuckte kreuz und quer durch das Labor. Der Rothörnchen-Tee-Mann neben ihm schrie, sein Körper krampfte und krümmte sich mitten in der Luft, angehoben durch den Impuls, der ihn einhüllte. Seine Arme wurden in einem unmöglichen Winkel zurückgebogen, dann schleuderte der Impuls ihn zu Boden.
    Der UV -Schild war ein wirksamer Sichtschutz, aber so durchdringbar wie Rauch.
    Nach einem heftigen Abschieds-Schubser von Len bewegte Ambrose sich unbeholfen krabbelnd auf die Röhre mit dem Notausgang zu. Das Rothörnchen-Team erwiderte das Feuer, ihre Disruptoren füllten den Raum mit vollautomatischen
Tschunk-tschunk-tschunk
-Lauten.
    Über der Kakophonie ertönte die Stimme seines Vaters. »Den Jüngeren will ich lebend.« Und zugleich flüsterte sie in seinem Ohr:
»Dir wird nichts geschehen, Ambrose. Du bist ein Teil von mir. Ein Teil von Unison.«
    Als Ambrose die Ausgangsröhre erreicht hatte, blickte er kurz zurück zu Len, der wild durch die Schild-Projektion feuerte, ohne sich um die feindlichen Impulsstöße zu kümmern, die hinter seinem Kopf aufflammten.
    Ambrose kniete sich hin und hob die Klappe der Röhre an. Einer der UniCorp-Typen hechtete durch die Wand aus Licht – ein flüchtiger Schattenriss – und warf

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