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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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er
bekannt sei, auch nicht in Zürich, wo es eine Sowjetische Handelsbank gibt.
»Die Vozhod«, erläuterte Grigoriew aus freien Stücken. »Über diese Bank werden
viele offizielle und inoffizielle Transaktionen abgewickelt.« Also nicht in
Zürich, sondern in der kleinen Stadt Thun, wenige Kilometer von Bern entfernt.
Er solle das Konto unter dem Namen Glaser, eines Schweizer Bürgers, eröffnen.
»Aber ich bin sowjetischer Diplomat!« hatte Grigoriew eingewendet. »Ich bin
nicht Glaser, ich bin Grigoriew!«
    Gleichwohl händigte der Priester
ihm einen schweizerischen Paß auf den Namen Adolf Glaser aus. Jeden Monat,
sagte der Priester, würden auf dieses Konto mehrere tausend Schweizer Franken
überwiesen werden, manchmal sogar zehn- oder fünfzehntausend. Grigoriew werde
jeweils Anweisung erhalten, wie er sie zu verwenden habe. Es sei streng geheim,
wiederholte der Priester geduldig, und zu dem Geheimnis gehörte sowohl eine Belohnung
wie eine Drohung. Beides machte der Priester ihm ungeschminkt deutlich, ganz
ähnlich, wie Smiley es vor einer Stunde getan hatte. »Sie hätten ihn sehen
sollen, wie er mir gegenübersaß«, sagte Grigoriew ergriffen zu Smiley. »Seine
Ruhe, seine Autorität in jeder Situation! Beim Schach würde er jedes Spiel
gewinnen, allein durch seine Nerven.«
    »Aber er hat nicht Schach
gespielt«, wandte Smiley ungerührt ein.
    »Nein, wahrhaftig nicht«,
pflichtete Grigoriew ihm bei und nahm unter betrübtem Kopfschütteln seine Erzählung
wieder auf.
    »Eine Belohnung und eine Drohung«,
wiederholte er.
    Die Drohung bestand aus einem Wink
an Grigoriews zuständiges Ministerium, daß er aufgrund seiner Liebesaffairen
unzuverlässig sei und daher für Auslandsposten künftig nicht mehr in Frage
komme. Dies würde nicht nur Grigoriews Karriere schaden, sondern auch seiner
Ehe. Soweit die Drohung.
    »Es würde äußerst gräßlich für mich
sein«, fügte Grigoriew überflüssigerweise hinzu.
    Nun zur Belohnung, und die würde
beträchtlich sein. Wenn Grigoriew seine Sache gut machte und absolutes
Schweigen wahrte, wolle man seine Karriere fördern und über seine Affairen
hinwegsehen. Er würde sich in Bern eine angenehmere Wohnung nehmen können, was
der Grigoriewa gewiß gefiele; aus einem Spezialfonds dürfe er sich einen
imposanten Wagen kaufen, was durchaus in Grigoriewas Sinn wäre; auch könnte er
dann auf Botschafts-Chauffeure verzichten, die zwar in der Mehrzahl Nachbarn seien, aber keinen Zugang zu diesem großen Geheimnis bekommen dürften. Und
schließlich, sagte der Priester, sollte seine Beförderung zum Botschaftsrat
beschleunigt werden, womit sich sein höherer Lebensstandard erklären ließe.
    Grigoriew blickte nun auf den
Stapel Schweizer Franken, der zwischen ihnen auf dem Schreibtisch lag, dann auf
den Schweizer Paß, dann auf den Priester. Und er fragte, was passieren würde,
wenn er sagte, daß er sich lieber doch nicht an dieser Verschwörung beteiligen
möchte. Der Priester nickte. Auch er habe, so versicherte er Grigoriew, diese
dritte Möglichkeit erwogen, doch leider lasse die Dringlichkeit des Falles
einen solchen Ausweg nicht zu.
    »Dann sagen Sie mir, was ich mit
diesem Geld tun muß«, sagte Grigoriew.
    Reine Routine, erwiderte der
Priester, und dies sei ein weiterer Grund, warum man gerade Grigoriew ausgesucht
habe. »In Routineangelegenheiten gelten Sie als sehr tüchtig«, sagte er.
Obgleich Grigoriew bereits von kaltem Grausen erfaßt war, durch alles, was der
Priester ihm mitgeteilt hatte, fühlte er sich jetzt doch geschmeichelt. »Man
hat mich ihm empfohlen«, erklärte er Smiley voll Stolz. Dann erzählte der
Priester Grigoriew von dem verrückten Mädchen.
     
    Smiley zuckte nicht mit der Wimper.
Er hielt beim Schreiben die Augen fast geschlossen, aber er schrieb unentwegt -
obwohl nur Gott allein weiß, was er schrieb, sagt Toby, denn George
hätte sich nicht im Traum einfallen lassen, irgendetwas von auch nur
vorübergehender Wichtigkeit einem Notizblock anzuvertrauen. Von Zeit zu Zeit,
sagt Toby, während Grigoriew weitersprach, sei aus dem Mantelkragen Georges
Kopf gerade weit genug aufgetaucht, daß er die Hände des Sprechenden oder
sogar sein Gesicht betrachten konnte. Im übrigen scheine er von allem und allen
im Zimmer unendlich weit entfernt gewesen zu sein. Millie McCraig stand unter
der Tür, de Silsky und Skordeno glichen zwei Statuen, während Toby nur still
betete, Grigoriew möge »weiterreden, ich meine weiterreden um jeden Preis,

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