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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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Hörer an sein Ohr und
sprach schnell ein paar Sätze hinein, wobei er die Frequenz dreimal
wiederholte. Dann ging er in die angrenzende Baracke hinüber. »Wismar wird
jeden Augenblick durchkommen«, sagte er. »Sie machen schon eine Peilung. Hören
Sie ihn noch?« Der Feldwebel nickte. Der Unteroffizier drückte einen freien
Hörer ans Ohr.
    »Das kann
kein Amateur sein«, murmelte er. »Verletzt die Vorschrift. Aber was dann? Kein
Agent morst auf diese Art, wenn er seine fünf Sinne beisammen hat. Welche
Frequenzen liegen daneben? Militär oder Zivil?«
    »Es ist
nahe bei Militär. Sehr nahe.«
    »Komisch«,
sagte der Unteroffizier, »das paßt eigentlich dazu, was? Genauso haben sie's
im Krieg gemacht.«
    Der
Feldwebel starrte auf das Tonbandgerät, dessen Spulen sich träge um ihre Achsen
drehten. »Er sendet immer noch. Vierergruppen.«
    »Vierer?«
Der Unteroffizier suchte in seiner. Erinnerung nach irgend etwas, das sich vor
langer, langer Zeit zugetragen hatte.
    »Lassen
Sie mich mal hören. Hören Sie doch, hören Sie sich diesen Narren an! Er ist so
langsam wie ein Anfänger.«
    Das
piepsende Geräusch schlug irgendeine Seite in seinem Gedächtnis an. Diese
verwischten Pausen, die Punkte so knapp, daß sie nicht viel mehr als Klick waren.
Er hätte schwören können, daß er diese Hand kannte... aus dem Krieg, in
Norwegen... aber nicht so langsam: niemand hatte je so langsam gesendet wie
dieser da.
    Nicht
Norwegen. Frankreich. Vielleicht war es nur Einbildung. Ja, sicher war es
Einbildung.
    »Oder ein
alter Mann«, sagte der Feldwebel.
    Das
Telefon läutete. Der Unteroffizier lauschte einen Augenblick und rannte dann,
rannte, so schnell er konnte, durch die Baracke zum Ausgang und über den asphaltierten
Weg in die Offiziersmesse hinüber.
    Der
russische Hauptmann trank gerade Bier. Seine Jacke hing über der Lehne seines
Stuhles und er sah sehr gelangweilt aus.
    »Sie
wollen etwas, Unteroffizier?« Er gab sich gerne so angeödet.
    »Er ist gekommen. Der Mann, über
den man uns informiert hat. Der den Jungen umgelegt hat.« Der Hauptmann
stellte schnell sein Bierglas nieder. »Haben Sie ihn gehört?«
    »Wir haben
eine Peilung. Mit Wismar. Vierergruppen. Sehr langsame Hand. Kommt aus der Kalkstadt-Gegend.
Liegt nahe bei einer unserer eigenen Frequenzen. Sommer hat die Meldung
mitgeschnitten.«
    »Du lieber
Gott«, sagte der Russe ruhig. Der Unteroffizier runzelte die Stirn.
    »Was sucht
er dort? Wozu sollten sie ihn dorthin geschickt haben?« fragte er.
    Der
Hauptmann knöpfte schon seine Jacke zu. »Fragen Sie in Leipzig an. Vielleicht
wissen die auch darauf eine Antwort.«
     
    21. Kapitel
     
    Es war
sehr spät.
    Das Feuer im Kamin brannte recht
gut, aber Control stocherte dennoch mit weibischer Unzufriedenheit darin
herum. Er haßte es, nachts zu arbeiten. »Man will Sie jetzt im Ministerium
sprechen«, sagte er gereizt. »Ausgerechnet jetzt, mitten in der Nacht. Es ist
wirklich zu dumm! Warum regen sich alle gerade an einem Donnerstag so auf? Das
ganze Wochenende ist sicher wieder hin.« Er legte den Schürhaken aus der Hand
und ging zu seinem Schreibtisch zurück. »Die sind dort in einer fürchterlichen
Verfassung. Irgendein Idiot spricht von einem Stein, der Kreise zieht. Es ist
erstaunlich, wie die Nacht manche Leute verändert. Wirklich, ich verabscheue
das Telefon.« Auf dem Tisch vor ihm standen etliche Apparate. Smiley bot ihm
eine Zigarette an, und er nahm sie ohne hinzusehen, als könne man ihn nicht
mehr für die Handlungen seines Körpers verantwortlich machen. »Welches
Ministerium?« fragte Smiley. »Leclercs. Haben Sie eine Ahnung, was da los ist?«
Smiley sagte: »Ja. Sie nicht?«
    »Leclerc
ist so entsetzlich gewöhnlich. Ja, ich muß gestehen, daß ich ihn gewöhnlich
finde. Er glaubt, wir lägen in Konkurrenz. Was, zum Teufel, sollte ich schon
mit seinem schrecklichen Volkssturmhaufen anfangen wollen? Europa nach
fahrenden Wäschereien durchkämmen? Er bildet sich ein, ich wolle ihn auffressen.«
    »Wollen Sie das denn nicht? Warum
sonst haben wir diesen Paß für ungültig erklärt?«
    »Was für ein dummer gewöhnlicher
Mensch. Wie konnte Haldane nur auf so etwas reinfallen?«
    »Er hat einmal ein Gewissen
gehabt. Er ist wie wir alle. Er hat gelernt, ohne eines zu leben.«
    »Ach, mein Guter! Ist das ein
Seitenhieb auf mich?«
    »Was will das Ministerium?« fragte
Smiley scharf. Control hielt einige Blatt Papier hoch und wedelte damit herum.
»Haben Sie das hier aus Berlin

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