Carre, John le
Drei-Megahertz-Bereich lagen. Er nahm den ersten der in
einer Reihe auf dem Bett liegenden Kristalle, steckte ihn an der hinteren
linken Ecke des Gerätes in seinen Sockel und begann, den Sender abzustimmen,
wobei er jeden Handgriff vor sich hinmurmelte: Stelle Kristallknopf auf
>Alle Kristalle< stecke die Spule ein, Anodenabstimmung und entsprechende
Antennenkontrolle auf zehn. Er zögerte, während er versuchte, sich an den nächsten
Schritt zu erinnern. In seinem Kopf bildete sich ein Klumpen. »V - wissen Sie
nicht, was V bedeutet?« Er schaltete den Knopf des Meßgerätes auf drei, um die
Netzspannung am Verstärker abzulesen. ASE-Knopf auf A für Abstimmung. Jetzt kam
die Erinnerung langsam zurück. Meßinstrument auf sechs, um die
Verstärker-End-Spannung abzulesen. Anodenknopf bis zum geringsten Anschlag des
Zeigers drehen. Nun schaltete er den ASE-Knopf auf S für Senden, drückte kurz
auf die Morsetaste, las dabei die Messung ab, drehte die Antennenabstimmung,
bis der Zeiger etwas höher kletterte, und stellte hastig die Anodenabstimmung
neu ein. Dann wiederholte er die Prozedur, bis er mit unendlicher Erleichterung
vor dem weißen Hintergrund der nierenförmigen Skala den Zeiger ausschlagen sah
und wußte, daß Sender und Antenne einwandfrei abgestimmt waren, und daß er nun
mit John und Jack sprechen konnte. Er lehnte sich mit einem zufriedenen Grunzen
zurück und zündete eine Zigarette an. Er wünschte, es wäre eine englische
gewesen, denn wenn sie jetzt hereingeplatzt kämen, spielte die Zigarettensorte
schon keine Rolle mehr. Er sah auf die Uhr und zog sie, entsetzt von der
Vorstellung, daß sie abgelaufen sein könnte, bis zum Anschlag auf. Sie war nach
Averys Uhr gestellt, und diese Tatsache gab ihm auf simple Art ein beruhigendes
Gefühl. Wie zwei voneinander getrennte Liebende blickten sie zu demselben Stern
empor.
Er hatte
diesen Jungen getötet. Noch drei Minuten bis zum festgesetzten Sendetermin. Er
hatte die Morsetaste von dem Deckel der Schachtel abgeschraubt, weil er sie
dort nicht richtig bedienen konnte. Jack hatte gesagt, das sei ganz in Ordnung,
es mache nichts aus. Leiser mußte nun das Brettchen, auf dem die Taste
befestigt war, mit der linken Hand festhalten, damit sie nicht wegrutschte,
aber Jack sagte, jeder Funker habe nun mal seine eigenen Marotten. Leiser war
sicher, daß die Taste kleiner war als die, die man ihm im Krieg gegeben hatte.
Er war ganz sicher. Es hingen noch Spuren von Kreide an dem Arm der Taste. Er
legte seine Ellbogen an den Körper und straffte den Rücken. Der Mittelfinger seiner
rechten Hand krümmte sich über der Taste. JAJ ist mein erstes Rufzeichen,
dachte er, Johnson ist mein Name und man nennt mich Jack, das ist wirklich
leicht zu behalten. JA, John Avery. JJ, Jack Johnson. Dann klopfte er es in den
Äther hinaus: einmal kurz und dreimal lang, kurzlang, einmal kurz und dreimal
lang. Und er dachte dabei: es ist wie in dem Haus in Holland, aber diesmal bin
ich allein. Sag's zweimal, Fred, und dann schalte ab. Er ging auf Empfang,
schob das Blatt Papier weiter in die Mitte des Tisches und merkte plötzlich,
daß er nichts zum Schreiben hatte, wenn Jack jetzt durchkam. Er stand auf und
sah sich suchend nach seinem Notizbuch und dem Bleistift um, wobei auf seinem
Rücken der Schweiß ausbrach. Sie waren nirgends zu sehen. Er ließ sich hastig
auf Hände und Knie fallen und tastete in dem dicken Staub unter dem Bett herum,
bis er den Bleistift fand. Das Notizbuch suchte er vergeblich. Während er
aufstand, hörte er aus den Kopfhörern ein knackendes Geräusch. Er rannte zum
Tisch und preßte einen der Hörer an sein Ohr, gleichzeitig versuchte er, das
Papier festzuhalten, um neben seine eigene Nachricht etwas an den Rand kritzeln
zu können.
»QSA3« -
wir hören Sie gut - mehr sagten sie nicht. »Ruhig, Junge, ruhig«, murmelte er.
Er schob sich auf den Stuhl, schaltete auf Senden, blickte auf den Zettel mit
seiner verschlüsselten Nachricht und klopfte die Zahlen vierzwei in die Tasten,
denn es waren zweiundvierzig Gruppen. Seine Hand war schweißnaß und der Staub
klebte an ihr; sein rechter Arm schmerzte, vielleicht vom Tragen des Koffers
oder vom Kampf mit dem Jungen.
Sie haben
soviel Zeit, wie Sie wollen, hatte Johnson gesagt. Wir hören zu, es ist ja kein
Examen. Er holte das Taschentuch heraus und wischte sich den Schmutz von den
Händen. Er war schrecklich müde. Die Müdigkeit war wie eine körperliche
Verzweiflung, wie der Augenblick
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