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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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verdient
haben.«
    »Dann glaube ich nicht, daß er...«
    »Unsinn. Er wird dankbar sein,
oder sollte es wenigstens.«
    Leclerc
zahlte die Rechnung und steckte sie ein. Als sie das Restaurant verließen,
sagte er irgend etwas von Diäten und daß er die Rechnung der Buchhaltung gebe.
»Man kann auch den Nachtdienst verrechnen, wissen Sie. Oder Zeitausgleich
nehmen.« Sie gingen die Straße hinunter. »Ihr Flugticket ist gebucht. Carol hat
das von ihrer Wohnung aus erledigt. Besser, wir geben Ihnen einen
Spesenvorschuß. Sie werden die Überführung der Leiche regeln müssen und
ähnliches. Ich habe gehört, daß das sehr kostspielig sein kann. Lassen Sie ihn
per Flugzeug hierher transportieren. Wir werden hier ganz im stillen eine
Obduktion durchführen lassen.«
    »Ich habe
noch nie einen Toten gesehen«, sagte Avery.
    Sie
standen an einer Straßenecke in Kennington und hielten nach einem Taxi Ausschau.
Auf der einen Seite der Straße war ein Gaswerk, auf der anderen nichts: eine
Gegend, in der ein ganzer Tag vergehen konnte, bis ein Taxi kam.
    »John, Sie
müssen über diese Seite der Angelegenheit absolutes Stillschweigen bewahren -
daß wir einen Mann hineinschicken. Niemand darf es wissen, nicht einmal
innerhalb der Organisation, absolut niemand. Ich glaube, wir sollten ihn
Mayfly [Anm: Eintagsfliege (Ephemerida)] nennen.
Leiser, meine ich. Ja, wir werden ihn Mayfly nennen.«
    »In
Ordnung.«
    »Es ist
eine sehr heikle Sache, eine Frage des Zeitplans. Ich zweifle nicht daran, daß
es Widerstand geben wird, innerhalb der Organisation genauso wie außerhalb.«
    »Was ist
mit meiner Tarnung und ähnlichem?« fragte Avery. »Ich bin nicht ganz.« Ein
freies Taxi fuhr an ihnen vorbei, ohne anzuhalten.
    »Scheißkerl«,
zischte Leclerc. »Warum hat er uns nicht mitgenommen?«
    »Ich nehme
an, er wohnt hier in der Gegend. Er fährt Richtung West End.« Dann wiederholte
er. »Was die Tarnung betrifft.«
    »Sie
reisen unter Ihrem eigenen Namen. Ich sehe darin keine Schwierigkeit. Sie
können Ihre eigene Adresse verwenden. Geben Sie sich als Verleger aus.
Schließlich waren Sie einer. Der Konsul wird Ihnen
an die Hand gehen. Worüber machen Sie sich Sorgen?«
    »Nun ja,
einfach über die Einzelheiten.« Leclerc erwachte aus seiner Träumerei und
lächelte. »Ich werde Ihnen etwas über Tarnung erzählen. Den Rest werden Sie
selbst lernen. Geben Sie niemals unaufgefordert Auskunft. Die Leute erwarten gar keine
Erklärungen von Ihnen. Was ist da schließlich auch zu erklären? Es ist alles
vorbereitet. Der Konsul hat unser Fernschreiben bekommen. Weisen Sie einfach
Ihren Paß vor und im übrigen verlassen Sie sich auf ihr Fingerspitzengefühl.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte
Avery. »Sie werden es schaffen«, versicherte Leclerc mitfühlend. Beide
lächelten zaghaft.
    »Wie weit
ist es in die Stadt?« fragte Avery. »Vom Flughafen.«
    »Ungefähr fünf Kilometer. Er
stellt die Verbindung zu den wichtigsten Wintersportorten her. Der Himmel weiß,
was der Konsul den ganzen Tag macht.«
    »Und nach Helsinki?«
    »Ich sagte
es schon: Hundertsechzig Kilometer. Vielleicht etwas mehr.«
    Avery
schlug vor, mit dem Bus zu fahren, aber Leclerc wollte sich nicht ans Ende der
wartenden Schlange stellen, deshalb blieben sie an der Ecke. Er begann wieder
von Dienstwagen zu sprechen. »Es ist völlig absurd«, sagte er. »Früher hatten
wir einen eigenen Fuhrpark. Jetzt haben wir nur zwei Lieferwagen, und das
Schatzamt erlaubt uns nicht, den Fahrern Überstunden zu bezahlen. Wie kann ich
unter diesen Bedingungen eine Organisation führen?« Schließlich gingen sie zu
Fuß. Leclerc wußte die Adresse auswendig: Er hatte es sich zum Prinzip gemacht,
sich an solche Dinge zu erinnern. Es war Avery unangenehm, lange Zeit an seiner
Seite zu gehen, weil Leclerc seinen Schritt dem des größeren Mannes anpaßte.
Avery war bemüht, kleine Schritte zu machen, aber manchmal vergaß er es, und
dann mußte sich Leclerc anstrengen und bei jedem Schritt fast einen kleinen
Sprung machen. Es regnete leicht und es war noch immer sehr kalt.
    Es gab
Zeiten, da empfand Avery für Leclerc eine innige, beschützende Liebe. Leclerc
besaß die undefinierbare Gabe, Schuldgefühle erwecken zu können, als ersetze
der Begleiter nur schlecht einen verstorbenen Freund. Es hatte jemanden
gegeben, und der war gegangen; vielleicht eine ganze Welt, eine Generation.
Jemand schien ihn geschaffen und dann verleugnet zu haben. Avery konnte
Leclerc wegen seiner

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