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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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kommen?«
    »Möglicherweise
werde ich schon vor dem Ende weg müssen. Ich muß noch ins Rondell und gepackt
habe ich auch noch nicht. Es geht Sarah nicht besonders gut. Aber ich werde so
lange als möglich im Büro bleiben. Es tut mir leid, daß ich diese Frage
gestellt habe. Wirklich.«
    Leclerc
sah ihn an. »Es soll niemand davon wissen. Ich muß zuerst mit ihrer Mutter
sprechen. Vielleicht gibt es eine Erklärung. Taylor war ein alter Hase. Er
kannte die Spielregeln.«
    »Ich werde
es nicht erwähnen. Sie können sich darauf verlassen. Auch Mayfly nicht.«
    »Ich muß
Haldane von Mayfly unterrichten. Er wird natürlich widersprechen. Ja, so werden
wir sie nennen... Die ganze Operation. Wir werden sie Mayfly nennen.« Der
Gedanke tröstete ihn. Sie beeilten sich, ins Büro zu kommen, nicht wegen der
Arbeit, sondern weil sie auf der Flucht waren, weil sie die Anonymität suchten,
die ihnen auf einmal zu einem Bedürfnis geworden war. Averys Zimmer lag neben
dem Leclercs. Auf seiner Tür stand >Direktions-Assistent< Diese
Bezeichnung stammte von einer Amerika-Reise, zu der Leclerc zwei Jahre zuvor
eingeladen gewesen war. Die leitenden Männer wurden einfach mit der Funktion
bezeichnet, die sie innerhalb der Organisation erfüllten. Avery hieß deshalb
einfach >Chefbüro<, und auch wenn Leclerc seinen Titel jede Woche
geändert hätte, so konnte er doch die Umgangssprache nicht ändern. Um Viertel
vor elf kam Woodford in sein Büro, wie Avery erwartet hatte, um ein bißchen mit
ihm zu plaudern und ein paar Worte mit ihm über Dinge zu wechseln, die nicht
direkt auf der Tagesordnung standen.
    »Was geht eigentlich vor, John?«
Er zündete seine Pfeife an, lehnte dann seinen großen Kopf zurück und löschte
das Streichholz mit weit ausholenden, schwingenden Handbewegungen. Er war
früher Lehrer gewesen; ein Sportler. »Das würde ich Sie fragen.«
    »Der arme Taylor!«
    »Eben.«
    »Ich will
wirklich nicht inkonsequent sein«, sagte Woodford und ließ sich auf der
Schreibtischkante nieder, während er noch immer mit seiner Pfeife beschäftigt
war.
    »Ich will
wirklich nicht inkonsequent sein, John«, wiederholte er, »aber da gibt's noch
etwas, um das wir uns trotz des tragischen Todes von Taylor kümmern sollten.«
Er verstaute die Tabakschachtel in der Tasche seines grünen Anzuges und sagte:
»Das Archiv.«
    »Das Archiv ist Haldanes Revier.«
    »Ich hab' nichts gegen unsern
alten Adrian. Er ist ein guter Kamerad. Wir arbeiten schon seit zwanzig Jahren
zusammen.«
    Und
deshalb, dachte Avery, bist also auch du ein guter Kamerad.
    Woodford
hatte die Angewohnheit, beim Sprechen immer näher zu rücken, wobei er seine
mächtige Schulter auf seinen Partner zu bewegte wie ein Pferd, das sich an
einem Pfosten scheuert. Er beugte sich vor und sah Avery mit einem ernsten
Blick an; ganz die Erscheinung eines einfachen, aufrechten Mannes voll tiefer
Sorge, eines anständigen Menschen, der gezwungen war, sich zwischen
Freundschaft und Pflicht zu entscheiden. Sein Anzug war aus haarigem Stoff, der
zu dick war, um knittern zu können, und deshalb wie eine Bettdecke Wülste
bildete. Die Knöpfe waren aus braunem Hirschhorn.
    »Das
Archiv, John, ist vollkommen auf dem Hund. Wir beide wissen das ganz genau.
Papiere werden nicht richtig eingeordnet und Akten werden nicht zur rechten
Zeit wieder vorgelegt.« Er schüttelte voll Verzweiflung den Kopf. »Seit Mitte
Oktober vermissen wir jetzt schon diesen taktischen Bericht über den Marine-Frachtverkehr.
Er hat sich einfach in Luft aufgelöst.«
    »Adrian
Haldane hat einen Suchzettel losgelassen«, sagte Avery. »Wir sind alle dran
beteiligt, nicht nur Adrian. Akten können schließlich mal verlorengehen. Das
ist seit April der erste, Bruce. Ich halte das nicht für schlecht, wenn man
bedenkt, wie viel wir arbeiten. Ich dachte, das Archiv sei unsere stärkste
Seite. Die Akten sind in tadellosem Zustand. Soviel ich weiß, ist das
Verzeichnis unserer Aufklärungsobjekte einfach einmalig. Das ist alles Adrians
Verdienst, oder nicht? Aber wenn Sie sich Sorgen machen, reden Sie doch mit
Adrian selbst darüber.«
    »Aber
nein. So wichtig ist es auch wieder nicht.« Carol brachte den Tee herein.
Woodford trank aus einer riesigen Steingut-Tasse, die sein Monogramm trug, in
großen, erhabenen Buchstaben, wie die Glasur auf einer Torte. Während Carol
die Kanne hinstellte, sagte sie: »Wilf Taylor ist tot.«
    »Ich bin
schon seit eins hier«, log Avery, »und habe mich damit befaßt. Wir haben

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