Carre, John le
er - genau wie er es bei sich
zu Hause getan hätte - die Asche so durch den Rost scharrte, daß die größeren
Kohlenstückchen zurückblieben. »Ich frage mich«, sagte er, »ob es sehr schlau
gewesen ist, zuzulassen, daß die beiden sich am Flugplatz treffen.«
»Die Zeit
drängte. Nach Jimmy Gortons Bericht war es sehr dringend. Das ist es immer
noch. Wir haben keinen Augenblick zu verlieren.«
Avery
hielt ein Streichholz an das Zeitungspapier und beobachtete, wie die Flamme um
sich griff. Als das Holz zu brennen begann, stieg ihm sanft der Rauch ins
Gesicht und trieb hinter der Brille Tränen in seine Augen. »Woher konnten sie
Lansens Bestimmungsort wissen?«
»Es war
ein normal angemeldeter Flug. Er mußte die Route vorher von der Flugsicherung
genehmigen lassen.«
Nachdem
Avery Kohle über das brennende Holz gehäuft hatte, stand er auf und wusch sich
an dem Becken in der Zimmerecke die Hände. Er trocknete sie mit seinem Taschentuch.
»Ich habe
Pine immer wieder gesagt, er solle mir ein Handtuch herhängen«, sagte Leclerc.
»Sie haben einfach zu wenig zu tun. Das ist die Schwierigkeit.«
»Es macht
ja nichts.« Avery steckte das nasse Taschentuch ein. Er fühlte es kühl an
seinem Oberschenkel. Dann fügte er ohne Ironie hinzu: »Vielleicht werden sie
jetzt mehr zu tun bekommen.«
»Ich habe
daran gedacht, mir von Pine hier ein Bett aufstellen zu lassen. Mein Büro als
eine Art Einsatzleitung.« Leclerc sprach vorsichtig, als ob ihm Avery seinen
Spaß verderben könnte. »Sie können mich dann hier anrufen, heute abend aus
Finnland. Ob Sie den Film bekommen haben. Sie brauchen nur zu sagen, das
Geschäft sei gelungen.«
»Und wenn nicht?«
»Dann sagen sie, nicht gelungen.«
»Das klingt aber ziemlich
ähnlich«, gab Avery zu bedenken. »Wenn die Verbindung schlecht ist, meine ich.
Gelungen und nicht gelungen.«
»Sagen Sie eben, man sei nicht
interessiert. Sagen Sie etwas Verneinendes. Sie verstehen, was ich meine.«
Avery nahm
den leeren Kohleneimer. »Ich werde ihn Pine geben.«
Als er
durch das Bereitschaftszimmer ging, saß dort ein Luftwaffensoldat dösend vor
seinen Telefonen. Avery ging über die Holztreppe zur vorderen Eingangstür.
»Der Chef möchte Kohlen, Pine.«
Der Portier stand auf, wie immer,
wenn jemand zu ihm sprach. Er stand stramm, als befinde er sich in einem Kasernenzimmer
neben seinem Bett.
»Tut mir leid, Sir. Kann von der
Tür nicht weg.«
»In Gottes Namen, dann werde eben
ich auf die Tür aufpassen. Wir erfrieren da oben.«
Pine nahm den Eimer, knöpfte seine
Uniform zu und verschwand im dunklen Durchgang. Heutzutage pfiff er nicht mehr.
Als Pine
zurückkam, fuhr Avery fort: »Außerdem wünscht er ein Bett in seinem Zimmer. Sie
könnten es dem diensthabenden Sekretär sagen, sobald er aufwacht. O ja, und
ein Handtuch. Er braucht ein Handtuch für sein Waschbecken.«
»Jawohl,
Sir. Es ist fein, die alte Einheit wieder im Einsatz zu sehen.«
»Können
wir hier irgendwo ein Frühstück bekommen? Gibt's in der Nähe so etwas?«
»Da gibt's
das >Cadena<«, antwortete Pine nachdenklich. »Aber ich weiß nicht recht,
ob's für den Chef gut genug ist.« Ein Grinsen. »In den alten Zeiten gab's die Kantine.
Würstchen und Kartoffelbrei.«
Es war Viertel vor sieben. »Wann
macht es auf?«
»Keine Ahnung, Sir.«
»Sagen Sie: kennen Sie eigentlich
Mr. Taylor?« Fast hätte er >kannten< gesagt. »Ja sicher, Sir.«
»Haben Sie mal seine Frau gesehen?«
»Nein, Sir.«
»Wie ist
sie? Haben Sie eine Ahnung? Haben Sie irgend etwas über sie gehört?«
»Ich kann nichts darüber sagen, Sir.
Sicher nicht. Ziemlich traurige Angelegenheit, Sir.« Avery sah ihn erstaunt an.
Leclerc muß es ihm gesagt haben, dachte er und ging hinauf.
3. Kapitel
Irgendwo
frühstückten sie. Leclerc weigerte sich, das >Cadena< zu betreten und sie
gingen unendlich lang, bis sie ein anderes Cafe fanden, das schlechter und
teurer als das >Cadena< war.
»Ich kann mich nicht an ihn
erinnern«, sagte Leclerc. »Das ist das Absurde daran. Er ist offenbar gelernter
Funker. Jedenfalls war er es damals.« Avery war der Ansicht, er spreche von
Taylor. »Wie alt war er, sagten Sie?«
»Vierzig,
etwas darüber. Das ist ein gutes Alter. Ein Pole aus Danzig. Man spricht dort
Deutsch, müssen Sie wissen. Nicht so verrückt wie die reinen Slawen. Nach dem
Krieg ließ er sich einige Jahre lang treiben, schwamm ein bißchen herunter,
dann riß er sich zusammen und kaufte eine Garage. Muß ganz nett
Weitere Kostenlose Bücher