Carre, John le
wieder durch und ersetzte es
durch »Fred«.
Er ging
ein bißchen spazieren, spielte mit dem Gedanken, ein Mädchen anzusprechen, und
nahm sich schließlich in dem Hotel neben dem Bahnhof ein Zimmer. Er schlief
wegen des lärmenden Verkehrs sehr schlecht. Am Morgen rief er nochmals bei
Betty an, aber wieder hob niemand ab. Rasch legte er den Hörer auf die Gabel
zurück; eigentlich hätte er länger warten müssen. Nach dem Frühstück ging er
die Sonntagszeitungen kaufen und las in seinem Zimmer die Fußballberichte, bis
es Mittag war. Nach dem Essen machte er den gewohnten Spaziergang. Er hatte
nur eine unklare Vorstellung davon, durch welche Teile Londons er lief. Er
ging den Fluß entlang bis Charing Cross und fand sich schließlich im
strömenden Regen in einem leeren Park. Die asphaltierten Wege waren mit gelben
Blättern übersät. Im Musikpavillon saß einsam ein alter Mann. Er trug einen
schwarzen Mantel und hatte einen Rucksack aus grünem Leinen, wie ein
Gasmaskenbeutel, bei sich. Er schlief oder lauschte unhörbarer Musik. Leiser
wartete bis zum Abend, um Avery nicht zu enttäuschen. Dann nahm er den letzten
Zug heim nach Oxford. Avery kannte eine Kneipe hinter dem Balliol College, in
der man an Sonntagen Tischbillard spielen konnte. Johnson spielte gerne eine
Partie. Er trank Bier, Avery Whisky. Sie lachten viel; es war eine harte Woche
gewesen. Johnson gewann immer. Er spielte methodisch nur die einfachen Löcher,
mit den niedrigen Zahlen, während Avery über die Bande das Hunderterloch zu
erreichen versuchte.
»Ich hätte
nichts gegen ein bißchen Spaß, wie Fred ihn jetzt hat«, sagte Johnson kichernd.
Er zielte, stieß zu, und eine weiße Kugel fiel pflichtbewußt in ihr Loch.
»Diese Polen sind schrecklich brünstig. Decken alles, diese Polen. Besonders
Fred, der ist ein richtiger Reißer. Man kann's an seinem Gang sehen.«
»Sind Sie
auch so, Jack?«
»Wenn mir danach ist, schon! Hätte
im Augenblick nichts dagegen, wenn ich ehrlich bin.« Sie spielten noch einige
Löcher - jeder versunken in seine vom Alkohol beflügelten erotischen
Phantasien. »Trotzdem stecke ich lieber in unserer Haut«, sagte Johnson
zufrieden. »Sie nicht?«
»Na und ob.«
»Wissen
Sie«, sagte Johnson, während er Kreide auf die Spitze seines Billardstockes
rieb, »eigentlich sollte ich mit Ihnen gar nicht so sprechen. Sie waren im College
und so. Sie gehören einer anderen Klasse an, John.«
Sie tranken einander zu und
dachten dabei an Leiser. »Herrgott noch mal«, sagte Avery, »wir kämpfen doch im
selben Krieg, oder nicht?«
»Ganz richtig.«
Johnson goß sich den Rest des
Bieres ein. Er tat es sehr sorgfältig, aber ein wenig lief über und floß auf
den Tisch.
»Auf Fred«, sagte Avery.
»Auf Fred. Hier und dort draußen.
Wünsch ihm verdammt viel Glück!«
»Viel Glück, Fred!«
»Ich weiß nicht, wie er mit der B
2 fertigwerden wird«, murmelte Johnson. »Er hat noch sehr viel vor sich.«
»Auf Fred!«
»Fred. Er ist ein lieber Junge.
Sagen Sie mal, kennen Sie diesen Kerl Woodford, der mich angeheuert hat?«
»Klar. Er kommt nächste Woche
heraus.«
»Haben Sie mal Babs kennengelernt,
seine Frau? Das war ein Mädchen, Gott, war das ein Mädchen! Ging mit jedem...
Herrgott, die dürfte jetzt auch schon drüber hinaus sein, nehme ich an.
Trotzdem, sie macht's immer noch gut, was?«
»Stimmt.« Sie tranken.
»Sie ging mal mit diesem
Bürohengst Jimmy Gorton. - Was ist aus dem geworden?«
»Er ist in Hamburg. Geht ihm
ausgezeichnet.«
Sie kamen noch vor Leiser nach
Hause. Haldane war schon schlafen gegangen.
Es war
nach Mitternacht, als Leiser in der Halle seinen nassen Kamelhaarmantel auszog
und - da er ein ordentlicher Mensch war - auf einen Bügel hängte. Dann schlich
er auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer und machte Licht. Sein Blick schweifte
zärtlich über die schweren Möbelstücke, über die mit Schnitzereien und schweren
Messingbeschlägen verzierte Kredenz, über den Schreibtisch und den Bibeltisch.
Liebevoll betrachtete er wieder die hübschen Damen auf der Croquetwiese und die
hübschen Männer auf dem Schlachtfeld, die hochmütigen Jungengesichter unter Strohhüten
und die Mädchen in Cheltenham: eine lange Porträtgalerie des Unbehagens, in
der auch der leiseste Hauch von Leidenschaft fehlte. Die auf dem Kaminaufsatz
stehende Uhr war ein kleiner Pavillon aus blauem Marmor. Die goldenen Zeiger
waren so reich verziert, so verschnörkelt und mit Blumen überladen, daß man
nur schwer
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