Carre, John le
Antennenausgang. »Die meisten Ihrer Kristalle liegen im
Drei-Megahertz-Bereich, so daß Sie Ihre Spule nicht zu wechseln brauchen.
Verlegen Sie die Antenne hübsch gespannt, Fred - und nichts mehr kann
schiefgehen. Besonders nicht bei Nacht. Jetzt auf die Abstimmung achten: Sie
haben Antenne, Erde, Taste, Kopfhörer und Energiequellen hübsch angeschlossen,
jetzt schauen Sie auf Ihren Sendeplan und stellen fest, auf welcher Frequenz
Sie heute sind, dann suchen Sie den entsprechenden Kristall heraus, klar?« Er
hielt eine kleine Kapsel aus schwarzem Bakelit hoch und steckte sie dann mit
den aus ihr herausragenden Drahtstiften in den passenden Sockel des Senders.
»Die männlichen Teile schön in die Wallalas einführen, sehen Sie, so! Soweit
alles klar, Fred? Mache ich zu rasch für Sie?«
»Ich schau schon zu. Fragen Sie
nicht dauernd.«
»Jetzt die Kristall-Wahlscheibe
auf >alle Kristalle< drehen und den Zeiger der Wellenskala auf Ihre Frequenz
einstellen. Wenn Sie auf dreieinhalb Megahertz müssen, stellen Sie den
Frequenzknopf zwischen die Drei und die Vier. So, sehen Sie? Jetzt stecken Sie
die entsprechende Spule ein, wie herum ist egal, Fred, es ist genug Spielraum
da.«
Leiser
stützte seinen Kopf mit der Hand, während er sich verzweifelt an die
Reihenfolge der Handgriffe zu erinnern versuchte, die ihm früher einmal schon
so selbstverständlich gewesen waren. Johnson fuhr methodisch fort: ein Mann,
dem sein Beruf eine Selbstverständlichkeit ist. Die sanfte Stimme, deren
Monolog die automatischen Bewegungen seiner Hand von Schalter zu Schalter
begleitete, war angenehm und sehr geduldig.
»ASE-Knopf
auf A für Abstimmung. Das bringt die Anzeige von Anode und Antenne auf zehn.
Jetzt können Sie den Trafo einschalten, ja?« Er deutete auf die Meßskala: »Sie
sollten eine Anzeige von dreihundert bekommen. Es ist nahe genug dran, Fred.
Jetzt kann ich's versuchen: ich drehe den Wahlknopf des Meßinstrumentes auf
drei und spiel' mit der V-Abstimmung, bis ich den größten Ausschlag bekomme.
Jetzt dreh' ich weiter auf sechs.«
»Was ist
V?«
»Verstärker,
Fred. Wußten Sie das nicht?«
»Weiter.«
»Ich drehe
die Anodenabstimmung bis zum kleinsten Anschlag - hier ist er! Hundert, nicht
mehr, wenn der Knopf auf zwei zeigt. Jetzt den ASE rüber auf S - S für Sender,
Fred - und Sie können auch schon die Antenne trimmen. Hier - drücken Sie auf
die Taste. So ist's recht sehen Sie? Sie bekommen einen höheren Ausschlag,
weil Sie zusätzlich Energie in die Antenne schicken, ist ja klar, nicht?«
Schweigend vollzog er das kurze Ritual der Antennenabstimmung, bis die Nadel
des Meßinstrumentes gehorsam ihren vorgesehenen Platz einnahm. »Schon
erledigt«, erklärte er triumphierend. »So, jetzt ist Fred dran. Hier, Ihre
Hände sind ja ganz naß. Sie müssen aber ein Wochenende gehabt haben, mein
Lieber! Warten Sie, Fred!« Johnson ging aus dem Zimmer und kam mit einer
riesigen weißen Pfeffermühle zurück, aus der er sorgfältig Kreidestaub auf den
schwarzen Knopf der Morsetaste streute. Er sagte: »Wenn Sie mich fragen, Fred,
dann lassen Sie die Mädchen in Ruhe, von jetzt an!« Leiser betrachtete seine
geöffnete Hand. In den Falten hatten sich Schweißperlen gesammelt. »Ich konnte
nicht schlafen.«
»Das
glaube ich Ihnen sofort.« Johnson tätschelte liebevoll den Gerätekoffer. »Von
jetzt an werden Sie mit ihr hier schlafen. Sie ist Mrs.
Fred, klar? Und niemand anderer!« Er baute das Gerät wieder ab und wartete,
bis Leiser mit kindlicher Langsamkeit begann, es mühsam erneut zusammenzusetzen
- so viele Jahre waren seit damals vergangen. Tag für Tag saßen Leiser und
Johnson im Schlafzimmer an dem kleinen Tisch und klopften ihre Meldungen
herunter. Manchmal fuhr Johnson auch mit dem Lieferwagen weg und ließ Leiser
allein. Dann ging es zwischen ihnen bis zum Morgengrauen hin und her. Oder
Leiser und Avery fuhren zu einem in Fairford gemieteten Haus - Leiser wurde
nicht allein fortgelassen -, von wo sie nach ihrem Erkennungszeichen Meldungen
absetzten, die wie die Sprüche von Amateurfunkern aufgemacht waren. Leiser
hatte sich merklich verändert; er war nervös und unsicher geworden. Er
beschwerte sich bei Haldane darüber, wie mühsam es sei, immer wieder die
Frequenz wechseln zu müssen, wie schwer es war, jedesmal das Gerät neu abzustimmen,
wie wenig Zeit er dafür hatte. Johnson gegenüber verhielt er sich stets
unsicher. Johnson war später zu ihnen gestoßen, und aus irgendeinem Grund
bestand
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