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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entdeckte, Sir,
seine eigenen Fingerabdrücke über die der Handschuhspuren zu bringen. Es gab
einen Gegenstand, der zum Verschicken zu gefährlich war, Sir, die Waffe.«
    »Schon
gut, Rigby. Verhaften Sie ihn. Mr. Borrow wird Ihnen einen Haftbefehl
ausstellen, wenn Sie einen brauchen; sonst rufe ich Lord Sawley an.«
    »Ja, Sir.
Und ich werde Sergeant Low schicken, um von Mr. Fieldings Aussage ein
vollständiges Protokoll aufzunehmen, Sir?«
    »Warum,
zum Teufel, hat er nicht früher ausgepackt, Rigby?«
    »Das muß
ich ihn fragen, Sir«, sagte Rigby ausdruckslos und verließ das Zimmer.
     
    »Sind Sie
Carnianer?« fragte Havelock und schob eine silberne Zigarettendose über den
Tisch.
    »Nein.
Nein, leider«, antwortete Smiley.
    »Woher
kennen Sie dann Fielding?«
    »Wir
trafen uns nach dem Kriege in Oxford.«
    »Merkwürdiger
Kauz, Fielding, sehr merkwürdig. Sagen Sie, Ihr Name ist Smiley?«
    »Ja.«
    »Da gab es
einen Kerl namens Smiley, der heiratete Ann Sercombe, Lord Sawleys Kusine.
Verdammt hübsches Mädchen, diese Ann, und ging hin und heiratete diesen
Burschen. Irgendein kleiner komischer Mensch im Staatsdienst mit 'nem Orden des
Britischen Empire und 'ner goldenen Uhr. Sawley war verdammt verärgert.«
Smiley sagte nichts. »Sawley hat einen Sohn in Carne. Wußten Sie das?«
    »Ich habe
es in der Zeitung gelesen, glaube ich.«
    »Sagen Sie
- dieser Rode. Kommt von einer öffentlichen Schule, oder nicht?«
    »Ich nehme
es an, ja.«
    »Verdammt
merkwürdige Sache. Experimente machen sich nie bezahlt, nicht wahr? Man kann
mit der Tradition nicht experimentieren.«
    »Nein.
Nein, wahrhaftig nicht.«
    »Das ist
der Jammer heutzutage. Wie Afrika. Niemand scheint zu begreifen, daß man eine
Gesellschaft nicht über Nacht aufbauen kann. Es braucht Jahrhunderte, einen
Gentleman zu formen.« Havelock blickte stirnrunzelnd vor sich hin und fuhr mit
dem Papiermesser auf seinem Tisch herum.
    »Möchte
wissen, wie er sein Kabel in diesen Graben bekommen hat, das Ding, mit dem er
sie tötete. Wir haben ihn doch achtundvierzig Stunden nach dem Mord nicht aus
den Augen gelassen.«
    »Das ist
es«, sagte Smiley, »was mir Rätsel aufgibt. Ebenso Jane Lyn.«
    »Was
meinen Sie?«
    »Ich
glaube nicht, daß Rode den Mut gehabt hätte, zum Haus zurückzugehen, nachdem er
seine Frau getötet hatte, wenn er wußte, daß Jane Lyn ihn dabei beobachtet
hatte. Unter der Annahme natürlich, daß er es
wußte, was wahrscheinlich ist. Es ist zu kaltblütig... viel zu kaltblütig.«
    »Seltsam,
verdammt seltsam«, murmelte Havelock. Er sah auf seine Uhr, indem er den linken
Ellbogen in einer raschen Reiterbewegung, die Smiley komisch und etwas traurig
fand, nach außen schob. Die Minuten tickten vorbei. Smiley überlegte, ob er
gehen solle, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, daß Havelock seine
Gesellschaft brauchte.
    »Es wird
ein höllisches Aufsehen geben«, sagte Havelock. »Nicht jeden Tag verhaftet man
einen Lehrer von Carne wegen Mordes.« Er legte das Papiermesser heftig auf
den Tisch. »Diese widerlichen Journalisten sollten ausgepeitscht werden!«
erklärte er. »Sehen Sie mal das Zeug an, das sie über die Königsfamilie
schreiben. Böse, böse!« Er stand auf, ging, durchs Zimmer und setzte sich in
einen Ledersessel am Feuer. Einer der Spaniels kam und ließ sich zu seinen Füßen
nieder. »Was, zum Teufel, hat ihn dazu veranlaßt? Seine eigene Frau, meine
ich; ein Mensch wie er.« Havelock sagte dies schlicht, als bitte er um
Aufklärung.
    »Ich
glaube nicht«, sagte Smiley langsam, »daß wir je ganz ergründen können, was
irgend jemanden zu irgend etwas veranlaßt.«
    »Mein
Gott, Sie haben vollkommen recht... Womit verdienen Sie sich Ihren
Lebensunterhalt, Smiley?«
    »Nach dem
Krieg war ich eine Zeitlang in Oxford. Unterricht und Forschung. Jetzt bin ich
in London.«
    »Einer von
den klugen Burschen, äh?«
    Smiley
fragte sich, wann Rigby zurückkehren würde.
    »Wissen
Sie was über die Familie dieses Kerls? Hat er Verwandte?«
    »Ich
glaube, seine Eltern sind beide tot«, erwiderte Smiley, und das Telefon auf
Havelocks Schreibtisch klingelte scharf. Es war Rigby. Stanley Rode war verschwunden.
     
    NACH DEM FEST
     
    Er nahm
den Zug um ein Uhr dreißig nach London. Nach einer Auseinandersetzung über die
Hotelrechnung erreichte er ihn gerade noch. Er ließ einen Zettel für Rigby
zurück, auf dem er seine Londoner Adresse und Telefonnummer angab und ihn bat,
ihn in dieser Nacht anzurufen, wenn die

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