Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)
passabel - hausbacken,
auf plebejische Art: Spitzendeckchen und Porzellanvögel. Ihr Essen ist gut;
Frauenverein, aber gut.«
»Rode
leitet nächstes Semester das Offiziersausbildungscorps. Das wird der Sache die
Krone aufsetzen. Er ist so eifrig, springt
ständig herum. Man merkt, daß er kein Gentleman ist. Du weißt doch, welche
Schule er besucht hat?«
»Nein.«
»Branxome,
öffentliche Schule. Fielding erzählte es meiner Mama, als sie im letzten
Semester von Singapur rüberkam.«
»Mein
Gott! Wo liegt denn Branxome?«
»An der
Küste. Bei Bournemouth. Ich bin noch bei niemandem zum Tee gewesen, außer bei
Fielding.« Perkins fügte nach einer kleinen Pause hinzu: »Man kriegt geröstete
Kastanien und kleine Teekuchen. Man darf ihm nicht danken, weißt du. Er sagt,
Gefühlsduselei ist nur für die unteren Klassen. Typisch für Fielding. Er
benimmt sich gar nicht wie ein Pauker. Ich glaube, Jungen langweilen ihn. Das
ganze Haus geht einmal im Semester zu ihm zum Tee, er lädt uns abwechselnd ein,
jedesmal vier; mit den meisten Leuten spricht er nur bei diesem Anlaß.«
Schweigend
gingen sie eine Weile weiter, bis Perkins sagte: »Fielding gibt heute abend
wieder 'ne Dinnerparty.«
»Er gibt
sehr an neuerdings«, sagte Caley mißbilligend. »Ich nehme an, der Fraß in
seinem Haus ist schlimmer denn je?«
»Es ist
sein letztes Semester, bevor er pensioniert wird. Gegen Ende des Semesters lädt
er jeden Pauker und alle Frauen einzeln ein. Schwarze Kerzen jeden Abend. Aus
Trauer. Die Hölle ist verschwenderisch.«
»Ja, ich
nehme an, es ist eine Art Geste.«
»Mein
alter Herr sagte, er ist verkehrt.«
Sie
überquerten die Straße und verschwanden im Süßwarenladen, wo sie fortfuhren,
die gewichtigen Angelegenheiten von Mr. Terence Fielding zu erörtern, bis
Perkins widerstrebend ihr Zusammensein beendete. Da er in Naturwissenschaft
eine Niete war, war er unglücklicherweise genötigt, auf diesem Gebiet
Nachhilfeunterricht zu nehmen.
Die
Dinnerparty, auf die Perkins an diesem Nachmittag angespielt hatte, näherte
sich ihrem Ende. Mr. Terence Fielding, rangältester Internatsleiter von Carne,
gönnte sich noch etwas Portwein und schob die Kristallflasche verdrießlich nach
links. Es war sein Portwein, der beste, den er hatte. Es gab von diesem besten
noch genug, um das Semester durchzuhalten - und was dann geschah, war ihm
völlig egal. Er fühlte sich etwas müde, nachdem er beim Spiel zugesehen hatte,
ein wenig betrunken und etwas gelangweilt von Shane Hecht und ihrem Mann. Shane
war so häßlich. Massiv und besitzergreifend, wie eine verblühte Walküre. All
das schwarze Haar. Er hätte jemand anderen einladen sollen. Die Snows zum Beispiel,
aber er war zu klug. Oder Felix D'Arcy, aber D'Arcy fiel einem ins Wort. Na
gut, etwas später würde er Charles Hecht ärgern; Hecht würde beleidigt sein und
früh aufbrechen.
Hecht
rückte nervös herum, wollte seine Pfeife anzünden, aber Fielding würde das
unter keinen Umständen dulden. Hecht konnte eine Zigarre haben, wenn er rauchen
wollte. Aber seine Pfeife hatte in seiner Smokingtasche zu bleiben, wohin sie
gehörte oder nicht gehörte, und sein athletisches Profil konnte ohne diese
Verzierung bleiben.
»Zigarre,
Hecht?«
»Nein,
danke, Fielding. Hättest du etwas dagegen, wenn ich...«
»Ich kann
die Zigarre empfehlen. Der junge Havelake schickte sie aus Havanna. Sein Vater
ist dort Botschafter.«
»Ja, mein
Lieber«, sagte Shane nachsichtig. »Vivian Havelake war in Charles' Abteilung,
als Charles die Kadetten kommandierte.«
»Guter
Junge, Havelake«, bemerkte Hecht und preßte die Lippen zusammen, um zu zeigen,
daß er ein strenger Richter war.
»Es ist
doch amüsant, wie sich die Dinge geändert haben.« Shane Hecht sagte dies rasch,
mit einem etwas hölzernen Lächeln, als sei es nicht wirklich amüsant. »Solch
eine trübe Welt, in der wir jetzt leben. Ich erinnere mich an die Zeit vor dem
Krieg, als Charles das Corps auf einem Schimmel inspizierte. So etwas tut man
heute nicht mehr, oder? Ich habe nichts gegen Mr. Iredale als Kommandanten, gar
nichts. In welchem Regiment war er doch bloß, Terence, weißt du's? Ich bin
sicher, er macht es sehr gut, was immer sie jetzt im Ausbildungscorps tun - er
kommt mit den Jungen so gut zurecht, nicht? Seine Frau ist eine so nette
Person... Ich frage mich nur, wieso sie nie ihr Personal halten können. Ich
höre, Mr. Rode wird im nächsten Semester beim Corps aushelfen.«
»Armer
kleiner Rode«, sagte
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