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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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etwas hier machen, aber es
fiel ihr nie ein, daß sie sie nachahmen sollte. Ich bewundere das. Sie, Mr.
Smiley, vermutlich auch. Aber Carne nicht - und Rode nicht; vor allem Rode
nicht. Er pflegte sie zu beobachten, und ich glaube, er begann sie zu hassen,
weil sie sich nicht anpaßte. Er sah sie allmählich als Hindernis für seinen
Erfolg, als den einen Faktor, der ihn einer großen Karriere berauben würde.
Einmal zu diesem Ergebnis gekommen, was konnte er tun? Er konnte sich nicht
scheiden lassen - das hätte ihm mehr Schaden zugefügt, als wenn er mit ihr
verheiratet blieb. Rode wußte, was Carne über eine Scheidung denken würde; wir
sind eine Kirchengründung, bedenken Sie das. Deswegen tötete er sie. Er plante
seinen schäbigen Mord und gab ihnen mit seinem kleinen
Naturwissenschaftlerverstand all die Spuren, die sie finden wollten.
Fabrizierte Spuren. Spuren, die auf einen Mörder hindeuten sollten, der gar
nicht existierte. Aber etwas ging schief; Tim Perkins bekam einundsechzig
Prozent. Er hatte eine unwahrscheinlich gute Note bekommen - er mußte gemogelt
haben. Er hatte die Gelegenheit dazu - er hatte die Arbeiten in der Aktentasche
gehabt. Rode setzte seinen kleinen Verstand daran und entschied, was geschehen
war: Tim hatte die Mappe geöffnet und das Cape, die Schuhe und Handschuhe
gesehen. Und das Kabel. Deswegen tötete Rode auch ihn.«
    Mit
überraschender Energie stand Fielding auf und schenkte sich einen Brandy ein.
Sein Gesicht war gerötet, fast triumphierend.
    Smiley
stand auf. »Wann, sagten Sie, würden Sie nach London kommen? Donnerstag, nicht
wahr?«
    »Ja. Ich
hatte abgemacht, daß ich mit meinem Einpaukmann in einem dieser schrecklichen
Clubs in Pall Mall essen würde. Ich gehe immer in den falschen, Sie auch? Aber
ich fürchte, es hat nicht viel Sinn, ihn jetzt noch zu treffen, wenn dies alles
herauskommen wird, nicht wahr? Nicht einmal ein Einpaukinstitut wird mich dann
noch nehmen.«
    Smiley
zögerte.
    »Kommen
Sie, und essen Sie mit mir an jenem Abend. Bleiben Sie über Nacht, wenn Sie
wollen. Ich werde noch ein oder zwei Leute dazubitten. Wir werden eine Party
abhalten. Sie werden sich bis dahin besser fühlen. Wir können ein bißchen
plaudern. Vielleicht bin ich imstande, Ihnen zu helfen... um Adrians willen.«
    »Danke.
Ich täte es gern. Abgesehen von der Unterredung habe ich ohnehin allerlei in
London zu ordnen.«
    »Gut.
Viertel vor acht. Bywater Street, Chelsea, Nummer 9 A.«
    Fielding
schrieb es in sein Notizbuch. Seine Hand war ganz sicher.
    »Smoking?«
fragte Fielding, den Stift gezückt, und irgendein Kobold ließ Smiley antworten:
    »Ich ziehe
gewöhnlich einen an, aber es ist nicht wichtig.« Einen Moment war Schweigen.
    »Ich nehme
an«, begann Fielding tastend, »daß dies alles in der Gerichtsverhandlung
herauskommen wird, über Tim und mich? Ich werde ruiniert sein, wenn das
geschieht, wissen Sie, ruiniert.«
    »Ich weiß
nicht, wie man das verhindern könnte.«
    »Jetzt
fühle ich mich jedenfalls viel besser«, sagte Fielding, »viel besser.«
    Mit einem
flüchtigen Adieu ließ Smiley ihn allein. Still ging er zur Polizeistation
zurück, ziemlich sicher, daß Fielding der vollendetste Lügner war, dem er seit
langem begegnet war.
     
    ENTWISCHT
     
    Er klopfte an Rigbys Tür und trat sofort ein.
    »Es tut
mir furchtbar leid, Sie müssen Rode verhaften«, begann er und schilderte seine
Unterredung mit Fielding.
    »Ich werde
es dem Chef berichten müssen«, sagte Rigby zweifelnd. »Möchten Sie das alles
vor ihm wiederholen? Wenn wir einen Carne-Lehrer einnähen wollen, so meine
ich, daß es der Chef zuerst wissen muß. Er ist gerade zurückgekehrt. Warten Sie
eine Minute.« Er griff nach dem Telefon auf seinem Tisch und verlangte den
Polizeidirektor. Einige Minuten später gingen sie schweigend einen
teppichbelegten Korridor hinunter. An beiden Wänden hingen Fotos von Rugby- und
Cricketmannschaften, einige vergilbt und von der indischen Sonne gebleicht,
andere in dem Sepiaton, der bei Carne-Fotografen zu Beginn des Jahrhunderts in
Gunst gestanden hatte. In Zwischenräumen den Korridor entlang standen leere
Eimer in leuchtendem Rot, die in Weiß den sorgfältigen Aufdruck FEUER zeigten.
Am hintersten Ende des Korridors war eine dunkle Eichentür. Rigby klopfte und
wartete. Stille. Er klopfte wieder, und das wurde mit dem Ruf »Herein«
beantwortet.
    Zwei sehr
große Spaniels beobachteten ihr Eintreten. Hinter den Spaniels, an einem enormen
Schreibtisch, saß

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